# taz.de -- Designer Melih Kesmen: "Gestaltet die Burkas bunter"
       
       > Europa diskutiert über das Burka-Verbot. Der Designer Melih Kesmen
       > fordert mehr Gelassenheit und nennt die FDP-Politikerin Koch-Mehrin eine
       > Trittbrettfahrerin.
       
 (IMG) Bild: Melih Kesmen: "Ich lehne Verbote ab, die kontraproduktiv sind."
       
       taz: Herr Kesmen, wie gefällt ihnen die Burka? 
       
       Melih Kesmen: Wenn jemand diese freiwillig trägt, dann respektiere ich das.
       Ich respektiere es auch, wenn jemand den ganzen Tag einen Handstand macht,
       um sich Gott zu nähern. Als Frau würde ich sie aber nicht tragen.
       
       In Belgien wurde nun der Ganzkörperschleier verboten. Was halten Sie davon? 
       
       Ich bin als Künstler davon abhängig, frei handeln und denken zu dürfen.
       Deswegen lehne ich Verbote ab, die kontraproduktiv sind - vor allem wenn
       diese das Äußerliche betreffen. Man kann und darf nicht per Gesetz
       vorschreiben, wie man sich zu kleiden hat. Ob einem das Kleidungsstück
       gefällt oder nicht. Aber ein Verbot verstößt gegen die Freiheitsrechte und
       ist verfassungswidrig.
       
       Warum kontraproduktiv? 
       
       Man muss man sich die Lage der Frauen im Einzelnen anschauen - und das hat
       wahrscheinlich keiner gemacht. Denn hier muss man differenzieren zwischen
       denen, die eine Burka freiwillig tragen, und denen, die dazu gezwungen
       werden. Die Frauen, die sich aus eigenen Stücken für eine Burka entschieden
       haben, werden durch solche Gesetze nicht in unsere Demokratie integriert -
       im Gegenteil: Sie sollen ja nicht mehr auf die Straße. Bestraft werden
       müssen die Männer, die ihre Töchter oder Frauen zum Tragen der Burka
       zwingen. Mit den Verbotsforderungen sendet die Politik falsche Signale. Es
       geht nicht um den Dialog, wieder einmal wird den Menschen von oben etwas
       aufgedrückt.
       
       Welche Auswirkungen kann solch ein Verbot denn haben? 
       
       Man sollte diesen Frauen nicht das Gefühl geben, dass sie komplett aus der
       Gesellschaft ausgeschlossen werden. Denn wenn Sie nur noch zu Hause
       bleiben, können sie ihre Rechte gar nicht mehr einfordern. Man sollte das
       Gespräch mit ihnen suchen und sie nicht einschüchtern!
       
       Unter modischen Aspekten betrachtet müssten sie sich doch über das Verbot
       freuen? 
       
       Tatsächlich kann bei der Burka noch mehr passieren, die ist ja sehr
       puristisch und minimal. Und visuell gefällt sie mir nicht, es ist eine
       zweidimensional, flach wirkende Fläche.
       
       Wie könnte man die Burka etwas aufpeppen? 
       
       Ich persönlich spreche eine andere Gruppe von Muslima an und gestalte für
       diese jungen Menschen Designs. Als Designer wäre mein Tipp, die Burka
       farbenfroher zu gestalten.
       
       Silvana Koch-Mehrin (FDP) fordert für Deutschland ein Burka-Verbot … 
       
       … Frau Koch-Mehrin ist eine Trittbrettfahrerin und das ist arm. Wir haben
       viel größere Probleme, um die sie sich kümmern sollte. Es gibt zahlreiche
       Opfer von Zwangsprostitution, auch in Europa. Warum beschäftigen wir uns
       also mit 100 Burkaträgerinnen? Eine starke Demokratie sollte 100 Burkas
       verkraften können.
       
       6 May 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Cigdem Akyol
       
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