# taz.de -- Merkels Regierungssprecher: BR-Intendant verspricht Staatsferne
       
       > Regierungssprecher Ulrich Wilhelm (CSU) ist zum Intendanten des
       > Bayerischen Rundfunks gewählt worden. Jetzt wird über seinen Nachfolger
       > in Berlin spekuliert.
       
 (IMG) Bild: Seine Tage in Berlin sind gezählt: Im Juli gibt Regierungssprecher Ulrich Wilhelm (CSU) sein Amt auf. Im Februar wird er BR-Intendant.
       
       BERLIN taz | Man stelle sich vor, es wäre nicht um Angela Merkels
       Regierungssprecher Ulrich Wilhelm (CSU), sondern um Gerhard Schröders alten
       Intimus Bela Anda (SPD) gegangen: Wäre der Durchmarsch vom Posten des
       obersten Verkäufers der Bundesregierung auf den Intendantenjob bei einer
       der großen ARD-Anstalten ebenso allseitig beklatscht worden, wie es nun
       beim Bayerischen Rundfunk (BR) der Fall ist? Wohl kaum. Seit Donnerstag hat
       der BR nun seinen designierten neuen Intendanten Ulrich Wilhelm.
       
       Die Wahl im BR-Rundfunkrat, von den Grünen zu Recht als Farce bezeichnet,
       fiel so eindeutig aus wie erwartet: Mit 40 von 44 Stimmen wurde Wilhelm
       gekürt. „Ein Mann von gediegener Gelassenheit“ , titelte der Fachdienst epd
       medien in seinem Porträt. Doch von solch gediegener Gelassenheit konnte
       beim nichtöffentlichen „Vorsingen“ von Wilhelm im Rundfunkrat vor der Wahl
       keine Rede sein: Nervös habe sich der Regierungssprecher präsentiert, sagen
       Anwesende. Dabei war die Wahl ausgemachte Sache und schon vor Monaten vom
       scheidenden BR-Intendanten Thomas Gruber eingefädelt worden.
       
       Kritischen Fragen danach, wie sich so ein Wechsel von der Regierungsbank
       auf den obersten Posten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk vertrage und
       welche Rolle er eigentlich beim Abschuss von ZDF-Chefredakteur Nikolaus
       Brender im letzten Herbst gespielt habe, sei Wilhelm ausgewichen: „Der hat
       drumherumgeredet“, sagt Grünen-Rundfunkrat Ludwig Hartmann. Die
       Unionsvertreter im ZDF-Verwaltungsrat hatten im November gegen den
       Vorschlag von ZDF-Intendant Markus Schächter gestimmt, Brenders Vertrag zu
       verlängern – und hätten damit auch den Intendanten massiv beschädigt, sagt
       Hartmann.
       
       Doch Wilhelm habe sich nicht konkret zum Umgang mit seinem künftigen
       Amtskollegen Schächter äußern wollen. Er habe bisher aus der Sicht des
       Regierungssprechers seinen Job gemacht, habe sich der künftige BR-Intendant
       erklärt; jetzt werde er selbstverständlich für die Staatsferne des
       Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks und die klare Trennung zur Politik
       eintreten.
       
       Dafür gibt es auch eine kleine Schamfrist: Wilhelm geht als
       Regierungssprecher im Juli ab – so bleiben sechs Monate Abkühlphase bis zum
       Amtsantritt beim BR am 1. Februar 2011. Doch wie um die Bemühungen um
       wenigstens ein bisschen Staatsferne souverän zu kontakarieren, meldete sich
       keine Stunde nach der Wahl als erstes die Bayerische Staatskanzlei zu Wort,
       und gab ihren Segen: „Ulrich Wilhelm wird als neuer Intendant fachlich und
       menschlich überzeugen“, wissen CSU-Chef Horst Seehofer und sein
       Medienminister Siegfried Schneider und gratulieren herzlichst.
       
       Bleibt die Frage, wer Wilhelm in Berlin als Regierungssprecher beerbt. Tief
       im Westen wird derzeit über den Namen eines gern medienwirksam auftretenden
       Chefredakteurs spekuliert, der ohnehin alle paar Jahre den Job wechselt.
       Und der sich bei den eben gelaufenen Landtagswahlen mit seinen Blätter
       recht deutlich hinter den CDU-Kandidaten Jürgen Rüttgers warf: Ulrich
       Reitz, seit 2005 Chefredakteur der WAZ, die mit ihrem „Content-Desk“ auch
       die NRZ und die Westfälische Rundschau mit überregionalen Nachrichten
       versorgt.
       
       Das höchst freundliche Interview, dass Reitz vor knapp drei Wochen mit der
       Kanzlerin führte, heißt es in Essen, sei da durchaus als
       Bewerbungsschreiben zu verstehen. Doch Reitz hat keine Lust auf den Job: Er
       verdiene ja jetzt schon mehr als die Kanzlerin, sagte der WAZ-Chefredakteur
       am Rande der Verleihung des Henri-Nannen-Preises in Hamburg.
       
       10 May 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
       
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