# taz.de -- Kommentar Integrationsbarometer: Studie ohne Opfer
       
       > Das Integrationsbarometer zeigt den Feuilletons und Politikredaktionen
       > wie weit entfernt von der Wirklichkeit ihre Debatten sind. Denn es geht
       > um soziale, nicht um kulturelle Diskurse.
       
 (IMG) Bild: Alles ist möglich.
       
       Diese Studie müssen alle lesen, die mit Integrationspolitik zu tun haben.
       Denn das Integrationsbarometer des Sachverständigenrats ist ein fundierter
       Kontrapunkt zu der mitunter hysterisch und mit wenig Kenntnis geführten
       Debatte über das vermeintliche Scheitern der Integration. Es zeigt, dass
       die Bevölkerung - sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund - die Lage
       der Einwanderungsgesellschaft viel positiver und pragmatischer sieht, als
       Politik und Publizistik dies nahelegen.
       
       Dabei blenden die Experten des Sachverständigenrats die massiven Probleme,
       die es unter anderem bei der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt gibt, nicht
       aus. Sie wählen einen anderen Ansatz: Sie erheben, was beide Seiten der
       Einwanderungsgesellschaft voneinander halten und erwarten - und liefern so
       Informationen, die es bislang in dieser Breite nicht gab. Das
       Integrationsbarometer ist damit eine wichtige Ergänzung zu zahlreichen
       Studien, die strukturelle Daten wie Arbeitslosigkeit und Bildungsabschlüsse
       von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund miteinander vergleichen.
       
       Hier bietet es wertvolle Erkenntnisse für viele Beteiligte: Es zeigt den
       Feuilletons und Politikredaktionen, wie weit entfernt ihre Debatten
       mitunter von der Lebensrealität der Menschen sind. Es verdeutlicht der
       Politik, wie unwichtig den Menschen vor Ort die Frage nach Assimilation
       oder selbstbewusstem Leben kultureller oder religiöser Tradition ist, und
       für wie wichtig sie dagegen Sprachkurse, Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit
       und für Chancengleichheit im Bildungswesen erachten.
       
       Und auch die Migrantenorganisationen müssen ihre Lehren ziehen: Zeigt die
       Studie doch, dass die Deutschen, anders als häufig behauptet, keine
       Integrationsmuffel sind. Auch spielen Diskriminierungserfahrungen weit
       seltener eine Rolle als angenommen. Von ihrem Opferdiskurs können sie sich
       also getrost verabschieden.
       
       19 May 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sabine am Orde
       
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