# taz.de -- Pop-Marketing für Videoportale: Gaga für YouTube statt MTV
> Der Manager von Sängerin Lady Gaga verrät die Netzstrategie hinter dem
> Erfolg: Demnach werden viele Aktionen mittlerweile direkt und nur fürs
> Web konzipiert. Nicht nur bei Gaga ist das so.
(IMG) Bild: Das Künstlermanagement von Lady Gaga konzentriert sich mittlerweile zunehmend auf das Internet, weil sich dort die Zielgruppe befindet.
Fast 80 Millionen Mal wurde Lady Gagas Video [1]["Telephone"] bereits auf
YouTube abgerufen, 6,5 Millionen Mal allein das "Making-of". Das
Google-Video-Portal, so scheint es schon allein nach dem rohen
Zahlenmaterial, hat längst ehemalige Clip-Sender wie MTV, VH1 oder Viva als
Trägermedium für Pop abgelöst. Tatsächlich fokussiert sich das
Künstlermanagement mittlerweile zunehmend auf das Internet, weil sich dort
auch die Zielgruppe befindet.
Troy Carter, Boss der Medienfirma Coalition und weltweiter Manager von Lady
Gaga, gab nun in einem Interview auf der Konferenz "TechCrunch Disrupt" in
New York zu, dass die Marketingaktionen des Glammer-Popstars direkt auf
Online-Videoplattformen zugeschnitten seien. "Lady Gage macht ihre
Musikvideos für YouTube", sagte er. Das liege auch daran, dass die Sängerin
im Internet groß geworden sei: Ohne erste Erfolge auf MySpace - eine
Plattform, die laut Carter allerdings mittlerweile massiv an Wichtigkeit
eingebüßt hat - hätte sie auch keine Musikfirma unter Vertrag genommen.
Auch die Finanzierung der trotz Internet-Erstausstrahlung häufig sehr
teuren Clips hat sich gewandelt - Produktplatzierung und Sponsoring haben
die einst üblichen Vorstreckgelder der Plattenfirmen abgelöst. "Manchmal
machen wir da sogar noch einen Profit, meistens schreiben wir eine schwarze
Null." Bei "Telephone" blechte das US-Mobilfunkunternehmen Virgin Mobile,
das auch die Gaga-Tour sponsert.
Lady Gaga ist keineswegs die erste Künstlerin, die YouTube als große
Marketingplattform für sich entdeckt hat. Zunehmend wird auf der Seite
durch Künstleragenten nach neuen Stars gefischt: Das aktuell berühmteste
Beispiel ist der kanadische Teeny-Star Justin Bieber, der nur dank einiger
Webcam-Vorführungen seiner Sangeskunst innerhalb kürzester Zeit ein
professionelles Management samt Plattenfirma erhielt und heute Millionen
Twitter-Fans hat.
Biebers Manager, Scooter Braun, hatte es explizit darauf angelegt, einen
YouTube-Star zu produzieren: "Damals dachte man noch, ohne eine TV-Show
ginge das nicht." Biebers Durchbruch sei aber eben auch ohne Disney
geglückt, wo der letzte große Teeny-Star Miley Cyrus herkam. "Wir begannen
damit, mehr Inhalte online zu stellen, während wir mit den großen
Musikfirmen redeten." Inzwischen kann Bieber allein [2][mit Twitter] viel
bewegen: "2 Millionen Mädchen lauschen dort seinen Worten", so Braun, der
betont, nur er und sein Star hätten das Passwort für den enorm wertvollen
Zugang. Internet-Piraterie mache ihm dagegen gar keine Angst: "Die Kids
werden das Produkt kaufen, wenn sie die Persönlichkeit wirklich
unterstützen. Wenn ich Justins Namen sage, kennen die Leute seine Story."
Gaga-Manager Carter ist unterdessen dabei, den nächsten YouTube-Star zu
kreieren: Grayson Chance. Einen Plattenvertrag hat er schon - bei der neuen
Firma der US-Talkerin Ellen DeGeneres. "Zu Grayson haben mir damals viele
Leute Links geschickt." MTV und Co. sind dagegen inzwischen unwichtig:
"Wenn wir bei YouTube ein zehn Minuten langes Video einstellen, schauen
sich die Leute das auch an." Wichtig sei auch der direkte Kontakt zwischen
Künstlern und Zielgruppe: "Gaga ist ein Kind des Digitalzeitalters - so
kommuniziert man heute. Es darf keine trennenden Schichten zwischen
Künstlern und Fans mehr geben."
Andere Bands wie "OK Go" nutzen das Clip-Portal als eigene Kunstform: Die
Videos der Truppe, zuletzt [3][die Darstellung einer
Rube-Goldberg-Maschine], die viele Wochen der Vorbereitung bedurfte, sind
längst bekannter als ihre Musik. Direkt Geld verdient wird auf YouTube
dagegen nur ansatzweise: Mancher Künstler ist an den Werbeumsätzen seiner
Clips beteiligt, andere erhalten, falls es entsprechende
Vergütungsvereinbarungen gibt, nach einigen Monaten Lizenzgebühren von
Google über GEMA und andere Organisationen. Die meisten Moneten kommen aber
nach wie vor aus dem CD- oder Download-Musik-Verkauf - und mittlerweile
verstärkt aus dem Konzertgeschäft. YouTube hilft beim kostengünstigen
Marketing.
27 May 2010
## LINKS
(DIR) [1] http://www.youtube.com/watch?v=EVBsypHzF3U
(DIR) [2] http://twitter.com/justinbieber
(DIR) [3] http://www.wired.com/gadgetlab/2010/03/ok-go-rube-goldberg/
## AUTOREN
(DIR) Ben Schwan
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