# taz.de -- GEZ-Reform: Nie mehr Hausbesuche
       
       > Die alte GEZ-Struktur ist gekippt. Ab 2013 wird nicht mehr gerätebezogen
       > gezahlt, sondern pauschal pro Haushalt. Wir blicken ein wenig wehmütig
       > zurück.
       
 (IMG) Bild: Oft genug haben sie genervt die Fahnder von der GEZ.
       
       Die Ledermäntel kommen 
       
       Mich nicht, nein, mich haben sie nie erwischen können. Einmal wars knapp,
       da lief gerade eine GEZ-Razzia in unserem Viertel, wie ich von einem Freund
       und taz-Kollegen erfuhr. Der war eigentlich immer recht umsichtig, wenns um
       die Ledermäntel von der GEZtapo ging. An diesem Tage aber hockte er gerade
       zuhause und hatte, wie es seine Art war, in der Küche das Nachrichtenradio
       laufen, im Wohnzimmer den Fernseher und im Arbeitszimmer den Computer - als
       es klingelte. Er hatte keine Chance. Ich hatte eine, weil er mich
       freundlicherweise sofort fernmündlich warnte und ich alle Beweise
       abschalten konnte, bevor es kurz darauf auch bei mir läutete. Mich nicht,
       nein, mich haben sie nie erwischt. Ich war der Thomas Crown der
       Gebührenfinanzierung. Pauschalbetrag? Das ist nicht mehr meine Welt. ARNO
       FRANK 
       
       ********************
       
       Das graue Männlein 
       
       Zu den vielen Horrorstorys, die man sich in meinem Freundeskreis über die
       Methoden der GEZ zuraunt, gehört diese besonders perfide Variante: In
       Hamburg sollen eine Zeitlang junge Frauen in rotem Minirock und onduliertem
       Blondhaar ihr Unwesen getrieben haben. Sie klingelten an den Türen
       potenzieller Gebührenbetrüger und baten nach feuchtfröhlichem Hallo um
       Einlass, vorgeblich, um irgendeine PR-Aktion vorzuführen. Der verdutzte,
       aber durchaus angenehm überraschte Freund saß gerade an seiner
       Studienabschlussarbeit und öffnete die Wohnungstür, dankbar für die
       unerwartete Ablenkung. Plötzlich tauchte aus der Dunkelheit des
       Treppenhauses ein graues Männlein mit Aktenkoffer auf und schob sich
       grimmig an den beiden Schönheiten vorbei. Selbstbewusst und mit
       zielsicherem Bürokraten-Instinkt bahnte er sich den Weg in die WG-Küche.
       Sofort hatte er das Radiogerät geortet. Eine Ratenzahlung der saftigen
       Geldstrafe und grenzenloses Misstrauen gegenüber schönen Frauen begleiteten
       fortan den gedemütigten Studenten. SUNNY RIEDEL 
       
       ********************
       
       Du sollst nicht lügen … 
       
       Es ist recht unglücklich, wenn einen die innere Margot Käßmann ausgerechnet
       in dem Augenblick überwältigt, wenn die GEZ-Drückerkolonne vor der Tür
       steht und versucht, mit einer dreisten Lüge an ihr Geld zu kommen: "Wir
       haben mit unserem Funkwagen gemessen, dass Sie einen Fernsehapparat
       besitzen." Und prompt überkommt einen der von Schuld getriebene Impuls, vor
       der ganzen Gemeinde zu gestehen, dass man schon seit Jahren Schwarzseher
       ist! Seitdem zahle ich Gebühren. Woher ich wusste, dass es solche
       Mess-Funkwagen nicht gibt? Weil ich seinerzeit mein Geld als Kabelhelfer
       beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk verdiente. Schlimm. MARTIN REICHERT 
       
       ********************
       
       Endlich kann es raus! 
       
       Das Versteckspiel ist also vorbei. Immer musste man irgendwie heimlich tun,
       wusste nie, wer gerade mithört. Es gab diese unbestimmte Angst vor
       Konsequenzen, man wollte sich ja auch nicht unmöglich machen. Jetzt kann
       ichs also endlich sagen: Ich habe immer Rundfunkgebühren gezahlt. Ich
       wollte immer Programme, die sich nicht durch Werbung und Quote finanzieren
       müssen. Ich wollte, wenn Mist produziert wurde, wenigstens im kleinen Kreis
       Vertrauter laut darüber schimpfen können. Aus. In Zukunft bin ich Gleicher
       unter Gleichen. BERND PICKERT 
       
       ********************
       
       Das schwarze Schaf 
       
       Die GEZ stand nie vor meiner Tür. Wir führten nur eine kurze
       Briefbeziehung, ansonsten kenne ich sie vor allem aus der Werbung. Und was
       hat sie nicht alles versucht. Sie filmte Gospelchöre, Breakdancer mit
       GEZ-Goldkettchenanhängern, Studenten-WGs. Sie gewann die arschcoole Julia
       Hummer als Testimonial. Sie dachte sich sogar einen total originellen,
       verwortspielten Claim aus, eine Remineszenz an die legendäre
       "SchreIBMaschine": "Schon GEZahlt". Doch alles vergebens: Stets wirkte es
       so verzweifelt und anbiedernd wie die Anti-Raubkopier-Werbung der Film- und
       Musikindustrie. Mit einer Ausnahme: In einem Spot sitzt ein ganz und gar
       reizendes schwarzes Schaf auf dem Sofa zwischen Fußballfans, klaut Pizza,
       steckt seiner hilflosen Sitznachbarin die Zunge ins Ohr und schmeißt die
       leergeexte Bierflasche mit dem Maul an die Wand. Es ist unheimlich lustig.
       Ich möchte jetzt auch ein Schaf. MICHAEL BRAKE 
       
       ********************
       
       Lieber Volksmusik als gar keine Nachrichten 
       
       Ich bin ein Opfer der GEZ. Denn um drei Uhr morgens, wenn die WG-Feier
       langsam abklingt und die letzten Gäste noch auf Staat, Kapital und
       GEZ-Kontrolleure schimpfen, kann ich bei dem Thema, das die meisten
       Leidenschaften auslöst, kaum mitreden. Wie man am besten die Gebühr umgeht?
       Ob die GEZ tatsächlich mit Spezialgeräten Fernseher orten kann? Ob
       Kontrolleure sich wirklich als Pizzaboten tarnen? "Was meinst du?" -
       "Interessiert mich nicht." - "Warum nicht?" - "Weil ich zahle." - "Wieso
       das denn? Musst du doch gar nicht."
       
       Gute Frage. Weil ich in Bangladesch aufgewachsen bin, wo sich die Wahl auf
       langweiliges Staatsfernsehen und banales Privatfernsehen beschränkte. Die
       einen logen in den Nachrichten, die anderen brachten gar keine. Eine
       Organisationsform, die sich strukturell dem Einfluss von Staat und
       Wirtschaft entzog, leuchtete mir ein. Auch wenn viel zu oft Volksmusik
       gezeigt wird und Dokus über Bangladesch immer erst nach Mitternacht laufen.
       Im Übrigen war die Entscheidung nicht ganz uneigennützig: Indem ich stets
       mein Radio angemeldet hatte, kam nie einer der GEZ-Kontrolleure vorbei, um
       zu schauen, ob nicht irgendwo noch ein Fernseher herumstand. LALON SANDER 
       
       ********************
       
       Der Schwarzweiß-Mini von Quelle 
       
       Als es klingelte, schwante mir nichts Böses. Der Fernseher lief, ich
       mampfte einen Teller Nudeln. Der Mann hatte eine gepflegte Erscheinung. Er
       verwickelte mich in ein Gespräch. Ob er sich den Fernseher mal anschauen
       könne. Er sah ihn aus seinem Blickwinkel eh schon. Hmm wieso nicht, na
       klar. Drinnen war die Stimmung merklich kühler. Als er die Glotze aus der
       Nähe betrachtete, kam er mit der Sprache heraus: Er sei von der GEZ und
       müsse nun schätzen, wie alt sie sei. Es war ein Schwarzweiß-Minifernseher
       von Quelle. Das ehedem weiße Gehäuse hatte eine bräunliche Farbe
       angenommen. Statt der Antenne sorgte ein Metallkleiderbügel für die
       Bildschärfe. Ja, und dann rechnete er genüsslich zurück und ließ mich nicht
       nur ab sofort in die GEZ eintreten, sondern ab dem geschätzten Baujahr des
       Geräts. Die 600 Mark haben weh getan, damals im Winter 1993. Aber deswegen
       wünsche ich dem GEZ-Mann doch nicht, dass er eines qualvollen Todes stirbt.
       Ich denke es nur manchmal. JEROME SEIDENHEMD
       
       12 Jun 2010
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Rundfunk-Gebühren: Weg mit den Ü-Wagen!
       
       Die ARD rechnet mit ihrer eigenen Schrumpfung, andere prophezeien einen
       wahren Geldsegen. Wer hat recht? Und was passiert, wenn die Haushaltsabgabe
       kommt?
       
 (DIR) Pro und Contra Rundfunkgebühr: Ist die neue Medien-Flatrate sinnvoll?
       
       Ab 2013 müssen alle Haushalte eine pauschale Medien-Abgabe zahlen. Eine
       sinnvolle Entscheidung, meint Paul Wrusch. Gegen die neue Pauschal-Gebühr
       ist dagegen Jürn Kruse.
       
 (DIR) Reform der Rundfunkgebühr: Jeder Haushalt wird verpflichtet
       
       Die Rundfunkkommission der Länder hat sich geeinigt: Künftig gibt es eine
       einheitliche Gebühr pro Haushalt für den Empfang von ARD und ZDF. Zu klären
       bleibt ihre Höhe und die Zukunft der GEZ.
       
 (DIR) Das Ende der GEZ-Gebühr: Pauschale für alle!
       
       Ab 2013 soll eine Haushaltsabgabe das alte gerätbezogene Modell ersetzen.
       Damit werden auch die GEZ-Schnüffler überflüssig.