# taz.de -- Deutschland gegen Australien: Coole, schnelle Angriffe
       
       > Die Deutsche Nationalelf macht Angst. Zumindest den nächsten Gegnern.
       > Sicher und geduldig am Ball spielte sie Australien in eine klare
       > Niederlage.
       
 (IMG) Bild: Hatten sichtlich Spaß: Podolski und Müller gratulieren sich zwischen frustrierten Australiern.
       
       DURBAN taz | Es war der erste WM-Auftritt für das gewaltige neue Stadion,
       das an diesem Sonntagabend Durban zum Strahlen gebracht hat. Und es war die
       deutsche Nationalmannschaft, die dafür gesorgt hat, dass bei aller
       architektonischen Pracht niemand mehr über das neue Wahrzeichen der Stadt
       am indischen Ozean geredet hat. Mit einem furiosen 4:0-Erflog über
       Australien hat die deutsche Fußballnationalmannschaft ein erstes
       Ausrufezeichen bei dieser WM gesetzt.
       
       Fünf Spieler des FC Bayern München hatte Joachim Löw aufs Feld geschickt:
       Die hinteren Außenpositionen besetzten Kapitän Philipp Lahm und Holger
       Badstuber. Den Strategen im defensiven Mittelfeld sollten Bastian
       Schweinsteiger geben. Dass der schmächtige Thomas Müller gegen die
       wuchtigen australischen Verteidiger auf der rechten offensiven
       Mittelfeldseite beginnen durfte, damit war nicht unbedingt zu rechnen.
       
       Eine gute Wahl war es in jedem Fall. Mit seiner dritten Ballberührung
       bereitete er in der 8. Minute das 1:0 Tor durch Lukas Podolski vor. Und es
       war vor allem Müller, der zusammen mit Philipp Lahm dafür verantwortlich
       war, dass die deutschen Angriffe oft gefährlich wurden, wenn sie über
       rechts vorgetragen wurden. Gekrönt hat er seine Leistung mit dem coolen
       Schuss zum 3:0 (68.) ins lange Eck.
       
       Und der fünfte Bayernprofi im Team? Dass der zuletzt dauerschwächelnde
       Miroslav Klose auflaufen würde, war erwartet, wenngleich die beinahe schon
       nibelungenhafte Treue des Bundestrainers zu dem Stürmer vor dem Spiel für
       einiges Kopfschütteln gesorgt hat. Mein Gott, unter welchen Druck muss der
       Mann gestanden haben vor dem ersten deutschen Spiel bei dieser WM!
       
       Von dem Druck hat er sich erst einmal befreit. Mit seinem wuchtigen Köpfer
       zum 2:0 hat sich der viel Geschmähte gehörigen Respekt verschafft. Um ein
       Haar hätte sein Pass auf Mesut Özil kurz darauf zu einem weiteren Tor
       geführt. Dass er noch vier weitere Großchancen nicht verwerten konnte, wird
       ihm nach diesem Sieg keiner übel nehmen. Der Applaus, mit dem er nach
       seiner Auswechslung (in der 68. Minute wurde er durch Cacau ersetzt)
       verabschiedet wurde, hat er sich redlich verdient.
       
       Klose war Teil einer Mannschaft, der gelungen ist, aus relativ statischen
       Spielsituationen heraus Tempo zu entwickeln. Die Verteidigerhaudegen der
       Australier, die der jungen deutschen Mannschaft ein Team mit einem
       Altersdurchschnitt von über 30 Jahren entgegengestellt haben, konnten da
       oft nur hinterherschauen.
       
       Voraussetzung für diese coole Art, schnelle Angriffe vorzubereiten, war
       eine Ballsicherheit, wie man sie lange nicht gesehen hat bei einer
       deutschen Nationalmannschaft. Da wurde beinahe kein einziger Ball hoch und
       weit nach vorne geschlagen.
       
       Die jeweils Ballführenden haben in der Spieleröffnung Geduld bewiesen und
       gewartet, bis die Angreifer den schnellen Weg durch eine meist doch recht
       kompakte und wahrlich nicht zimperliche australische Abwehr gefunden
       hatten. Als die Australier sich abgefunden hatten mit der Niederlage, da
       packte die Deutschen die Lust am Spiel erst recht. Cacaus 4:0 (70.) gibt
       Zeugnis davon ab. Am Ende wurden auch noch Mario Gomez für Mesut Özil und
       Marco Marin für Lukas Podolski in die Partyzone geschickt. Es wird ihnen
       Spaß gemacht haben.
       
       Die Australier, bei denen Tim Cahill, der normalerweise aus dem Mittelfeld
       in die Spitze vorstößt, zunächst im Sturmzentrum spielte, wollten die
       Deutschen mit einem offensiven Ansatz überraschen und mussten sich auch
       nach dem Rückstand doch immer wieder weit zurückziehen. Gefährlich waren
       sie selten.
       
       Auch ihre Wutangriffe nach der Roten Karte für Tim Cahill (56.), der
       Bastian Schweinsteiger mit sinnloser Energie von den Beinen geholt hatte,
       waren nicht wirklich zwingend. Doch auch wenn die Australier nicht
       unbedingt ein starker Gegner waren, haben die Deutschen zeigen können, was
       sie drauf haben. Es ist wahrlich nicht wenig.
       
       13 Jun 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Deniz Yücel
       
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