# taz.de -- Kommentar Loveparade-Tragödie: Augen zu und durch
       
       > Druck, die Loveparade stattfinden zu lassen, kam allen Seiten. Jetzt darf
       > es nicht bei einem möglichen Bauernopfer bleiben.
       
 (IMG) Bild: Wenige Tage vor dem Loveparade-Unglück: Oliver Pocher (l.) und ein lachender Rainer Schaller.
       
       Warnungen gab es im Vorfeld viele: Nicht nur von ortskundigen Ravern, die
       vor dem Duisburger Tunnel als potenzieller Todesfalle warnten, sondern auch
       in der Verwaltung, bei Feuerwehr und Polizei. So groß waren die Bedenken,
       dass die letztgültige Genehmigung für die Veranstaltung erst am
       Samstagmorgen erteilt wurde, als schon die ersten zehntausend Besucher auf
       dem Weg zu dem Riesenrave waren.
       
       Zu den Kritikern gehörte auch Bochums Expolizeipräsident Thomas Wenner: Er
       hatte bereits ein Jahr zuvor mit seinem Veto dafür gesorgt, dass die
       Loveparade in seiner Stadt abgesagt wurde. Viel zu klein für den
       Technotrubel seien die mittelgroßen Städte des Ruhrgebiets, befand der
       Polizist - zu schmal die Straßen, zu klein die Plätze, zu eng die Bahnhöfe.
       Wegen seiner Einwände musste sich Wenner damals als Sicherheitsfanatiker
       und Spaßbremse beschimpfen lassen. Seinen Kritikern antwortete er in einem
       offenen Brief, der mit den Worten endete: "Überleben ist wichtiger."
       
       Dass Bochum die Loveparade im Jahr 2009 abgesagt hatte, steigerte den Druck
       auf Duisburg, diesmal keinen Rückzieher zu machen. Zumindest die Loveparade
       2010 müsse unbedingt stattfinden, befand man in der Landesregierung, alles
       andere wäre "schlecht für das Image des Ruhrgebiets". Druck machten auch
       die Organisatoren von "Ruhr.2010". Trotz eines äußerst knappen Etats von
       gerade einmal 60 Millionen Euro wollte man nicht nur die Kulturhauptstadt
       Essen, sondern mit ihr gleich das ganze Revier glänzen lassen und
       europaweit als "unkonventionelle Metropole im Werden" zeigen. Dafür
       brauchte man kostengünstige Megaevents wie die Loveparade in Duisburg, die
       "schöne Bilder" liefern sollten.
       
       Der Druck hatte Erfolg: Skeptische Polizeipräsidenten wie Duisburgs
       ehemaliger Polizeipräsident, der wie Wenner Sicherheitsbedenken gegen die
       Raves im Ruhrgebiet geltend gemacht hatte, wurden in den Ruhestand
       befördert; zuvor hatte der Duisburger CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas
       Mahlberg seine Ablösung gefordert.
       
       Duisburgs Oberbürgermeister hat das Desaster in Kauf genommen. Seinen
       Rücktritt fordern immer mehr Menschen, nicht nur im Ruhrgebiet. Doch bei
       diesem Bauernopfer darf es nicht bleiben. Restlos geklärt werden muss, wer
       noch dafür verantwortlich war, dass in Duisburg 20 Menschen sterben
       mussten.
       
       27 Jul 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Wyputta
       
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