# taz.de -- Kommentar Storch Heinar: Nazis auslachen
       
       > Das Urteil im Sinne von "Storch Heinar" beweist: Spott und Humor können
       > effektiver sein als Proteste und Boykottaktionen gegen "Thor
       > Steinar"-Läden.
       
       Wie ernst muss man Nazis nehmen? Das Urteil des Landgerichts Nürnberg
       bezieht zu dieser Frage naturgemäß keine Stellung. Es stellt lediglich
       fest, dass zwischen der in rechtsextremen Kreisen beliebten Modemarke Thor
       Steinar und dem Satire-Label Storch Heinar keine Verwechslungsgefahr
       bestehe. Die Entscheidung bestätigt aber, was die Macher von Storch Heinar
       antreibt: Nazis sind keine Macht, der man lediglich mit den besseren
       Argumenten beikommt. Der Prozess zwischen den beiden Modelabels macht
       vielmehr klar, wie wenig es im Umgang mit den Rechten noch um Argumente
       geht.
       
       Manche Nazis haben das früher erkannt als ihre Gegner - und ihre Strategien
       entsprechend angepasst. Nachdem sich ihr Versuch, das Argument "Rasse"
       durch einen pathologisch aufgeladenen Kulturbegriff zu ersetzen, als nicht
       besonders erfolgreich erwiesen hat, kann die Rechte argumentativ kaum noch
       punkten. Aus dieser Notlage hat sie sich befreit, indem sie dort ansetzt,
       wo Zustimmung und Begeisterung entstehen: auf der emotionalen Ebene. Sie
       verwendet das Prinzip aller Marketingstrategen und verkauft: einen rechten
       Lifestyle, indem sie CDs auf Schulhöfen verteilt und sich über eigene
       Modelabels definiert.
       
       Für Demokraten und Antifaschisten ist damit klar, dass es nicht länger
       nützt, sich mit den besseren Argumenten auf der ideologisch richtigen und
       sicheren Seite zu glauben. Denn gegen einen Lifestyle kann man kaum
       argumentieren. Darum muss man den Kampf auf gleicher Ebene führen.
       
       Spott und Humor können da effektiver sein als Proteste und Boykottaktionen
       gegen "Thor Steinar"-Läden, wie sie vor einiger Zeit recht beliebt waren.
       Der Kampf gegen Symbole lässt sich am besten mit anderen Symbolen führen.
       Das heißt nicht, Nazis und die Bedrohung, die vielerorts von ihnen
       ausgeheht, nicht ernst zu nehmen. Ein Allheilmittel im Kampf gegen Rechts
       können Humor und Satire nicht sein. Aber eine wirkungsvolle Ergänzung zu
       anderen Strategien.
       
       11 Aug 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ariane Lemme
       
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