# taz.de -- Kommentar Hamburg: Koalitionen neuen Typs
       
       > Das Publikum in Hamburg erlebt diese Woche die Geburt einer Koalition
       > neuen Typs. Kein Projekt, keine Leidenschaft, keine Liebe.
       
       Es stand schon mal besser um Schwarz-Grün - das sagen sie jetzt alle. Die
       Grünen in Baden-Württemberg, die mit dem örtlichen CDU-Ministerpräsidenten
       um Atomlaufzeiten und unterirdische Bahnhöfe streiten. Die Grünen in
       Hamburg, die sich diese Woche für einen Bürgermeister entscheiden sollen,
       der ihnen bis vor kurzem als Innensenator noch ein Feindbild war. Und die
       Akteure im Berliner Regierungsviertel, wo CSU und FDP der CDU ihr grünes
       Mäntelchen beschmutzen.
       
       Aber um welches Koalitionsmodell steht es in diesen Tagen eigentlich gut?
       Das Verhältnis zwischen den Grünen und der SPD war gleichfalls schon mal
       besser, zumal sich die Sozialdemokraten von den Errungenschaften der
       gemeinsamen Regierungszeit zunehmend verabschieden. Eine
       Regierungsbeteiligung der Linkspartei ist im Westen nirgends zustande
       gekommen. Große Koalitionen werden von der SPD rigide abgelehnt, zuletzt in
       Nordrhein-Westfalen. Von der Wunschkoalition Schwarz-Gelb nicht zu reden.
       Und ein berechenbarer Bündnispartner im Bund ist die Union sowieso nicht,
       solange Horst Seehofer in München das Zepter schwingt.
       
       So erlebt das Publikum in Hamburg diese Woche die Geburt einer Koalition
       neuen Typs. Kein Projekt, keine Leidenschaft, keine Liebe: Stattdessen ein
       Bürgermeister, der habituell eher das Prinzip Volkspartei verkörpert und
       weniger grüne Ansprüche an urbane Bürgerlichkeit - aber gerade deshalb die
       eigene Klientel für Kompromisse mit den Grünen gewinnen könnte, was dem
       Vorgänger zuletzt nicht mehr gelang. Und zwei Parteien, für die ein
       Ausstieg aus der Koalition einem politischen Suizid gleichkäme.
       
       An den Mehrheitsverhältnissen können auch die Konservativen in der Union am
       Ende nicht vorbei. Das macht die Debatte um das angebliche Verschwinden
       dieses Parteiflügels so skurril.
       
       15 Aug 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralph Bollmann
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Hamburgs Finanzsenator und die 400.000 Euro: "Nicht mit dem Amt vereinbar"
       
       Ermittlungen in Mainz, eine Ladung vor den Untersuchungsausschuss: Jetzt
       tritt der Hamburger Finanzsenator Frigge zurück. SPD fordert Neuwahlen.
       
 (DIR) Ahlhaus wirbt um Koalitionspartner: Am grünen Faden
       
       Vor seinem Auftritt beim Koalitionspartner bemüht sich der designierte
       Bürgermeister Ahlhaus um einen Imagewandel und eine Abkehr vom
       konservativen Profil.