# taz.de -- Verräterische Twitter-Bilder: Im Raster der Metadaten
       
       > Eine neue Website legt offen, wie leicht es ist, Twitter-Nutzer zu
       > verfolgen, die Fotos über den Dienst ins Netz stellen: Moderne Kameras
       > markieren diese mit Ortsinfos.
       
 (IMG) Bild: Im Fadenkreuz dank Twitter.
       
       140 Zeichen Text sind nicht genug: Twitter ist längst multimedial geworden.
       Statt einfacher Statusbotschaften stellen immer mehr Nutzer auch Bilder
       über den Kurznachrichtendienst ins Netz. Die lagern dann bei Anbietern wie
       "Twitpic", werden per Link aufgerufen oder in Twitter-Programmen direkt
       dargestellt. Vom Haustierfoto über gerade gesehene Touristenattraktionen
       bis hin zur zuletzt gefutterten Currywurst reicht die Bilderauswahl -
       oftmals werden die Schnappschüsse mit ein paar Klicks per Mobiltelefon zum
       Kurznachrichtendienst befördert.
       
       So weit, so unspannend. Und vom Datenschutz her eigentlich unbedenklich, so
       lange man die Privatsphäre seiner Mitmenschen beim Knipsen beachtet. Was
       viele Nutzer allerdings nicht wissen: Aufnahmen, die von Handykameras
       stammen, enthalten neben dem reinen Bild auch so genannte Metadaten. Damit
       ist nicht nur Informationen wie Dateiname oder Kameratyp gemeint: Da viele
       moderne Smartphones ein GPS-Ortungssystem enthalten, speichern die Geräte
       in diesen Metadaten standardmäßig auch den Ort, an dem eine Aufnahme
       gemacht wurde, sollte man diese Funktion nicht explizit ausgeschaltet
       haben.
       
       Dass man damit unter Umständen mehr von sich preisgibt, als man
       beabsichtigt hatte, führt nun eine Website vor, die Online-Aktivisten
       aufgesetzt haben. Das Angebot namens [1]["I Can Stalk U"] ("Ich kann Dich
       stalken") führt eine Liste von Twitter-Usern, die gerade Fotos online
       gestellt haben. Dazu gibt es nicht nur den Nutzernamen und das eingestellte
       Bild zu sehen, sondern auch die aktuelle Position auf einer Google
       Maps-Karte. "Wie machen wir das? Ganz einfach: Metadaten", heißt es in der
       Erklärung. "Die meisten Menschen wissen nicht, dass dieses Geotagging ganz
       automatisch auf ihren Handys stattfindet."
       
       Abhilfe schafft nur das Deaktivieren entsprechender Funktionen. Wie das
       geht, lässt sich für iPhone, Palm WebOS und Googles Betriebssystem Android
       [2][hier] nachlesen. „Unsmarte“ Kameras sind übrigens
       datenschutzfreundlicher: Die wenigsten Consumer-Geräte enthalten überhaupt
       einen GPS-Chip und falls doch, muss diese Funktion eigens aktiviert werden.
       Geotagging kann schließlich durchaus sinnvoll sein, um beispielsweise einen
       Fototrip später auf einer Karte nachzuverfolgen.
       
       "I Can Stalk U" ist nicht das erste Angebot, das Nutzern die Gefahren eines
       allzu freigiebigen Umgangs mit Ortsdaten im Internet darlegen möchte. Die
       niederländische Website [3]["PleaseRobMe"] ("Bitte raube mich aus") listete
       bis vor einigen Monaten mit Hilfe von ungeschützt im Netz verfügbaren Infos
       "all die leeren Wohnungen da draußen" auf. Die Betreiber der Site wollten
       damit demonstrieren, dass beispielsweise auch Einbrecher Daten aus
       ortsbasierten Diensten nutzen können. Dazu wurden in einem automatisierten
       Verfahren Daten aus dem Ortsdienst Foursquare ausgewerttet, die Nutzer auf
       Twitter stellten. Da hieß es beispielsweise, dass Nutzer XYZ gerade sein
       Zuhause verlassen und in einer Bar "eingecheckt" habe.
       
       Datenschützer kritisieren Ortsdienste seit längerem. Zum gerade gestarteten
       Facebook-Service "Places" meinte etwa Schleswig-Holsteins
       Landesdatenschutzbeauftragter Thilo Weichert, das soziale Netzwerk beweise
       damit einmal mehr ein nicht existierendes Datenschutzverständnis, weil
       Ortsinformationen qua Voreinstellung allen Freunden zur Verfügung stünden.
       Weichert hatte zuvor auch schon Foursquare kritisiert. "Wer eine solche
       Anwendung nutzt, ist schlecht beraten." Die Nutzer könnten die möglichen
       Konsequenzen für ihre Privatsphäre nicht abschätzen. "So etwas kann
       durchaus eine Dummheit sein." Frei Haus mitgelieferte Ortsdaten in Bildern,
       von denen die Nutzer nichts wissen, dürften das Problem nun noch
       verschärfen.
       
       1 Jan 1970
       
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