# taz.de -- Preisschwankungen bei Lebensmitteln: "Wir brauchen Regeln für Spekulanten"
> Michael Windfuhr von "Brot für die Welt" fordert, mit einem Kapitalfonds
> und stärkerer Regulierung von Spekulation Preisschwankungen am
> Agrarrohstoffmarkt entgegenzuwirken.
(IMG) Bild: Die Getreide-Spekulanten sollten zukünftig kleinere Brötchen backen, fordert Michael Windfuhr von "Brot für die Welt".
taz: Herr Windfuhr, der Agrarökonom Joachim von Braun schlägt vor, dass die
wichtigsten Getreideexportländer mit einem Kapitalfonds zu starke
Preisschwankungen verhindern sollen. Was halten Sie von dieser Idee?
Michael Windfuhr: Das ist schon ein sehr kluger Vorschlag. Er zielt darauf
ab, Geld zur Verfügung zu stellen, um den Spekulanten zu drohen: Wenn ihr
die Preise nach oben treibt, können wir sie auch wieder drücken, indem wir
Terminkontrakte auf Getreide verkaufen. Dann würde sich die Spekulation
nicht mehr lohnen. Allein die Ankündigung soll die größten
Preisschwankungen begrenzen.
Der Fonds könnte 20 bis 30 Milliarden Dollar kosten. Warum ist diese große
Investition denn nötig?
Im August gab es wieder starke Ausschläge beim Getreidepreis, die nicht nur
durch schlechte Ernten bedingt sind. Die Ursache ist auch, dass sich sehr
viel spekulatives Kapital nach der Finanzkrise nun auf den Rohstoffmärkten
tummelt. Die Spekulation trägt dazu bei, dass Lebensmittel teurer werden
und viele Menschen in Entwicklungsländern nicht mehr ihre Ernährung
bezahlen können.
Reicht ein Fonds aus, um die Spekulation mit Lebensmitteln zu zügeln?
Wir brauchen auch Regeln dazu, in welchem Umfang jemand in einem bestimmten
Zeitraum auf den Agrarrohstoffmärkten spekulieren darf. Mittlerweile
übersteigt die Menge der gehandelten Rohstoffe die der tatsächlich
existierenden extrem stark. Das muss sich ändern.
Muss die Landwirtschaft weltweit ihre Produktion steigern, um Hunger zu
verhindern?
Ja, aber das darf nicht heißen, die Agrarproduktion immer weiter zu
intensivieren mit immer mehr Pflanzenschutzmitteln. Dort, wo die Böden
fruchtbar sind und das Klima günstig ist, produzieren wir eh schon mit dem
Maximum an Chemikalien. Die ökologischen Schäden dieser agrarindustriellen
Produktion sind oft groß: Der Boden erodiert und versalzt. Die meisten
Hungernden sind Kleinbauern in Entwicklungsländern. Deshalb sollte ihnen
geholfen werden, auf nachhaltige Weise mehr zu produzieren.
Auch durch Gentechnik?
Ich halte die Gentechnik bei der Hungerproblematik für irrelevant. Die
meisten gentechnisch veränderten Pflanzen sind ja gegen bestimmte
Unkrautvernichtungsmittel resistent. Die versprochenen Pflanzen, die in
trockenen Regionen wachsen, die gibt es noch gar nicht.
25 Aug 2010
## AUTOREN
(DIR) Jost Maurin
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