# taz.de -- Sparzwang bei der ARD: "Wir machen tolles Programm"
> Alle reden nur vom Sparen - NDR-Intendant Lutz Marmor nervt das. Er lobt
> die Qualität der ARD, hütet sich vor Bescheidenheit und will dort
> reduzieren, wo es am wenigsten bemerkt wird.
(IMG) Bild: Beifall fürs eigene Programm: NDR-Indendant und Betriebswirt Lutz Marmor will lieber über gute Sendungen als übers Sparen reden.
Die ARD hat derzeit mal wieder mit sich selbst zu tun: Die Gebührenreform
wirft ihre Schatten voraus, die interne Finanzverteilung im Anstaltsverbund
zwischen sich verarmt fühlenden kleineren und mittleren Sendern will neu
geregelt sein.
20 Millionen Euro will der Senderverbund laut Beschluss der
IntendantInnen-Konferenz vom Mittwoch nun weniger fürs Programm ausgeben:
Wenn jüngst von der ARD die Rede war, dann meist vom "Sparen".
Lutz Marmor wirkt trotzdem entspannt. Sein Sender gehört nun auch zu den
solventeren im Verbund, aber nicht nur deswegen geht dem NDR-Intendanten
der momentane ARD-Sound gegen den Strich: "Wir sollten nicht nur von Kürzen
und Sparen reden - wir machen tolles Programm", sagt Marmor: "Der
öffentlich-rechtliche Rundfunk muss sich doch nicht verstecken. Man darf in
dieser Diskussion nicht alles nur ökonomisch sehen - und das sage ich als
Betriebswirt." Ihn treibt die Sorge, "dass wir vor lauter hin und her
rechnen unsere eigentliche Aufgabe aus den Augen verlieren. Die
Fernsehprogrammkonferenz fürs Erste, wo es eigentlich inhaltlich um das
Programm gehen sollte, wird immer mehr zum Finanzierungsbasar."
Dennoch: Das Geld wird weniger - daran kommt der NDR-Chef nicht vorbei und
will es auch gar nicht. "Es wird mit mir kein taktisches Sparen geben. Wir
wollen die Kosten dort reduzieren, wo es am wenigsten bemerkt wird und
nicht etwa sagen, der NDR macht jetzt fünf ,Tatorte' im Jahr weniger". Mit
knapperen Mitteln um jeden Preis pro forma den Gesamtbestand im Programm
aufrechtzuerhalten, ist nicht seine Sache: "Natürlich kann man einen
Pizzateig immer weiter ausrollen, bis er dünner und dünner wird. Aber ich
bevorzuge meine Pizza dann lieber etwas kleiner und dafür ordentlich
belegt."
Was ist aber mit den kühnen Prognosen, nach denen den
Öffentlich-Rechtlichen ab 2013 mit der Umstellung vom heutigen
Gebührenmodell auf eine Haushalts- bzw. Wohnungsabgabe vielleicht kein
Geldsegen ins Haus stünde, aber zumindest wieder mehr in die Kassen fließt?
"Keiner weiß derzeit, was herauskommt und wer recht hat. Wir können froh
sein, wenn es gelingt, das derzeitige Minus bei den Gebühreneinnahmen
auszugleichen. Aber das wäre der Preis für eine langfristige, sinnvolle
Umstellung der Rundfunkgebühren." Deswegen zeigt der NDR-Chef auch
flehentlichen Avancen der Politik die kalte Schulter. Die sähe es gern,
wenn sich die Sender bei der nächsten Gebührenrunde bescheiden zeigen
würden. "Es wird bei der Gebührenanmeldung keine Nullrunde geben können",
sagt dagegen Marmor: "Ich halte einen Inflationsausgleich für eine legitime
Forderung, die die zuständige unabhängige Gebührenkommission KEF überprüfen
wird."
Genauso allergisch reagiert der NDR-Chef auf Überlegungen aus der
Medienpolitik, langfristig auch private Sender für bestimmte
Programmangebote, etwa Nachrichten, an den Rundfunkgebühren zu beteiligen.
Das halte er "für völlig abwegig, auch wenn es um die Finanzierung von
Nachrichtensendungen geht", so Marmor: "Entweder versteht man sich als
Vollprogramm und sagt, wir brauchen Nachrichten - oder eben nicht. Ich
halte daher auch eine dauerhafte Verpflichtung für die Privaten,
Nachrichten machen zu müssen, für überholt, solange es bei ARD und ZDF ein
qualitativ hochwertiges Nachrichtenangebot gibt."
15 Sep 2010
## AUTOREN
(DIR) Steffen Grimberg
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