# taz.de -- Kommentar zum Flugrouten-Steit: Fluglärm gleich richtig bekämpfen
       
       > Wer nur gegen den Fluglärm über seinem Hausdach protestiert, denkt zu
       > kurz.
       
 (IMG) Bild: Die geplanten Korridore für Abflüge vom künftigen Großflughafen in Schönefeld gehen über den kompletten Süden Berlins
       
       Fluglärm macht krank. Das ergab erst in diesem Jahr eine Studie des
       Umweltbundesamtes. Wer nächtlichem Fluglärm ausgesetzt ist, lässt sich mehr
       Medikamente verschreiben, hat einen höheren Blutdruck, und gerade bei
       Frauen steigt das Risiko, an Depressionen zu erkranken. Fluglärm ist also
       mehr als die Dezibel über dem eigenen Hausdach. Doch genau das sehen
       derzeit die Bürger und Bürgermeister im Süden Berlins, die sich seit gut
       zwei Wochen gegen den Flug von Maschinen über ihren Häusern wehren, nicht.
       
       Denn sie handeln nach dem Not-in-My-Back-Yard-Prinzip: Als der Flughafen in
       der Nähe Schönefelds geplant wurde, sagten sie nichts. Als die Anwohner von
       Blankenfelde-Mahlow, die direkt in der Flugschneise wohnen, vor das
       Brandenburger Tor zogen, sagten sie nichts. Erst jetzt, wo sie selbst
       betroffen sein könnten, gehen sie auf die Straße. Dabei hätten sie nur
       einmal zuvor auf den Stadtplan schauen müssen: BBI wird ein Stadtflughafen.
       Das ist politisch so gewollt: kurze Wege für die Wirtschaft, für Berliner
       und Touristen. Und für den Lärm.
       
       Statt das Problem nun aufs weitere Umland zu schieben, wie es die
       Betroffenen verlangen, muss Fluglärm von Grund auf bekämpft werden.
       Spürbare Steuern auf Kerosin würden da sicher helfen, genauso wie eine
       Abgabe zu Klimaschutzzwecken. Fluglärm zu bekämpfen bedeutet erst in
       zweiter Linie Schallschutzfenster. In erster Linie bedeutet es, weniger zu
       fliegen. Doch, und das ist die nächste schlechte Nachricht, danach sieht es
       nicht aus. Nach einem kurzen, wohl wirtschaftskrisenbedingtem Einbruch sind
       die Passagierzahlen in Berlin und Brandenburg gerade wieder dabei, zu
       steigen.
       
       22 Sep 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bergt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Protest gegen Flugrouten: Lichtenrader wollen nicht aufgeben
       
       Der Berliner Süden war nicht für Massenprotest bekannt. Nun geht er auf die
       Straße und macht Krach gegen drohenden Fluglärm. Jede Woche wächst der
       Protest. Das große Vorbild: die Bewegung gegen "Stuttgart 21".
       
 (DIR) Streit um Flugrouten: Ein bisschen Lärm für alle
       
       Schulterschluss der Landeschefs im Flugrouten-Streit: Brandenburger sind
       genauso viel wert wie Berliner, finden die Landeschefs Matthias Platzeck
       und Klaus Wowereit.
       
 (DIR) Kommentar Fluglärm: Fernweh und Profitgier
       
       Fluglärm ist keine schöne Sache. Deshalb sind die Proteste der Zehlendorfer
       und Kleinmachnower verständlich. Dass sie Erfolg haben werden, darf aber
       bezweifelt werden. Denn Fernweh und Profitgier werden eher respektiert, als
       der Wunsch nach einer fluglärmfreien Wohnung.
       
 (DIR) Streit um Flugrouten vom BBI aus: Politiker kriegen Flugangst
       
       Die Verkehrssenatorin fordert Klarheit über Flughöhen und Alternativen.
       Derweil wächst der Protest in Umlandgemeinden: hunderte Menschen
       demonstrieren.
       
 (DIR) Flughafen-Streit in Berlin: Krach im Anflug
       
       Entwürfe der Flugrouten für den BBI zeigen: Der Süden Berlins dürfte mehr
       Fluglärm abkriegen als bisher. Deshalb haben sich bereits zwei
       Bürgerinitiativen gegründet