# taz.de -- Neuer Armeechef Thailands: Eine Clique zementiert ihre Macht
       
       > Thailands neuer Armeechef gilt als einer, der hart durchgreift. Die
       > Opposition befürchtet nun verstärkte Repression.
       
 (IMG) Bild: Thailändische Soldaten.
       
       BANGKOK taz | Er ist ein General, der durchgreift. Prayuth Chan-ocha,
       Thailands neuem Armeechef, wird nachgesagt, dass er in einer Krise nicht
       lange fackelt. Dass zum Beispiel sein Vorgänger und langjähriger
       Vertrauter, Anupong Paochinda, immer wieder zögerte, die Massenproteste der
       Rothemden und Anhänger von Ex-Premier Thaksin Shinawatra vom Frühjahr mit
       Gewalt zu beenden, focht den als "Falken" geltenden Prayuth nicht an. Er
       war Vize-Armeechef und unter anderem mit verantwortlich für die erste
       versuchte Niederschlagung der Rothemden vom 10. April. Dies endete - aus
       mehreren Gründen - in einem Desaster.
       
       Dass Thailands Opposition die seit langem schon ausgemachte Beförderung
       Prayuths aufstößt, verwundert daher nicht. Oppositionelle Kreise
       befürchten, dass die Repressionen nun weiter zunehmen werden. Zwar erklärte
       der neue Armeechef, er wolle versuchen, das Militär aus der Politik heraus
       zu halten. Doch dies schränkte er sofort wieder ein: "Solange die
       politische Lage kritisch bleibt, müssen die Streitkräfte eine führende
       Rolle dabei spielen, Sicherheit und Ordnung für einen längeren Zeitraum zu
       gewährleisten", wurde Prayuth Chan-ocha bei seinem Amtsantritt am ersten
       Oktober in der Tageszeitung Bangkok Post zitiert.
       
       Das zielt vor allem auf die Rothemden: Denn Regierung und konservatives
       Establishment werfen einigen roten Gruppen vor, die Monarchie stürzen zu
       wollen. Unter Prayuth, der schwor, das Königshaus zu verteidigen, wäre
       daher sogar ein neuer Putsch möglich.
       
       Während ihrer Proteste zwischen März und Mai hatten die Rothemden möglichst
       rasche Neuwahlen gefordert: Unter anderem hatten sie gehofft, nach einem
       Wahlsieg einen der Opposition geneigten Armeechef durchsetzen zu können.
       Prayuth seinerseits, ein entschiedener Gegner des 2006 vom Militär
       gestürzten Thaksin, wird wohl kaum eine "rote" Regierung dulden.
       
       Seit der gewaltsamen Niederschlagung der Rothemden wird der ohnehin
       brüchige Frieden nur durch massive Unterdrückung der Opposition, durch
       Ausnahmezustand und Medienzensur aufrecht erhalten. Zwar kündigte Prayuth
       überraschend an, er wolle sich mit Angehörigen getöteter Rothemden treffen.
       Doch diese dürften das Angebot in diesem vergifteten politischen Klima als
       blanken Zynismus empfinden.
       
       Kritiker sehen in der Ernennung des 56-jährigen Generals zugleich ein Indiz
       dafür, dass innerhalb der Armee eine bestimmte Clique ihre Macht
       zementiert. Sowohl Anupong als auch Prayuth dienten im elitären 21.
       Infanterie-Regiment, der Leibgarde der Königin. Mit Prayuth wurden noch
       weitere hochrangige Offiziere befördert, die dem konservativen,
       königstreuen Establishment verbunden sind. Und dieses stützt - jedenfalls
       derzeit noch - die Regierung unter Premier Abhisit Vejjajiva. Genau diese
       Konsolidierung der Kräfte aber wird die ohnehin bestehenden Risse im
       Militär weiter vertiefen. "Es reflektiert, wie verzweifelt die
       traditionelle Elite an der Macht festhalten will, indem sie ihre eigenen
       Leute in militärische Schlüsselpositionen katapultiert", so ein Analyst.
       Den anhaltenden schweren Konflikt zwischen den rivalisierenden politischen
       Lagern bezeichnete ein anderer Beobachter gegenüber der taz als einen
       "Kampf auf Leben und Tod".
       
       3 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicola Glass
       
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