# taz.de -- Gegen Verfolgung illegaler Downloads: Cyberangriff auf Kultusministerium
       
       > Die Cybergruppe Anonymous hat in Spanien mehrere Webseiten lahm gelegt.
       > Damit gehen sie gegen die Verfolgung illegaler Downloads vor.
       
 (IMG) Bild: Zu viele Leute, die gleichzeitig auf eine Seite klicken – und schwupps, ist der Server überlastet. Eigentlich ganz einfach.
       
       MADRID taz | Wer seit Mittwoch Nachmittag die Webseite der spanischen
       Autorenvereinigung [1][SGAE] aufrufen will, kommt nicht weit. Der Browser
       bleibt hängen, die Seite bleibt weiß. Das gleiche gilt für den
       Internetauftritt des [2][spanischen Kultusministeriums]. "Cyberkrieg"
       titeln die meisten Tageszeitungen, online und in Print.
       
       Die beiden Seiten sind das Opfer eines breitangelegten DDoS-Angriffs. Dabei
       versuchen Tausende von Internetnutzern gleichzeitig auf die beiden Seiten
       zuzugreifen. Da diese nur für einen bestimmten Datenverkehr ausgelegt sind,
       brechen die Server zusammen, die Seite wird nicht geladen.
       
       Hinter diesem so simplen wie effektivem Vorgehen steckt eine Gruppe mit dem
       Namen Anonymous. Die in Frankreich entstandene Cybergruppe hat den Angriff
       seit Wochen auf verschiedenen Webseiten und Foren vorbereitet. Der Grund:
       Auf Druck der spanischen Autorenvereinigung und des Kultusministeriums hat
       die Regierung des Sozialisten José Luis Rodríguez Zapatero ein Gesetz
       erlassen, das P2P-Seiten, die urheberrechtlich geschützte Inhalte
       verbreiten, ebenso illegalisiert, wie Webseiten und Blogs, die auf diese
       Seiten mit [3][Links] hinwiesen.
       
       Spanien ist ein Paradies für Raubkopierer. Nicht nur Filesharing im Netz
       ist in Spanien sehr beliebt, das Land auf der Iberischen Halbinsel ist auch
       eines derjenigen europäischen Länder, in denen es am leichtesten ist, bei
       Straßenhändlern schwarz kopierte Musik, Filme und Videospiele zu erstehen.
       
       Die Folge: Immer mehr Plattenläden verschwinden aus dem Stadtbild. Laut der
       Vereinigung der Techniker der Musikindustrie haben in Spanien 200
       Aufnahmestudios ihren Betrieb eingestellt. 40 Prozent der Tontechniker
       sollen demnach ihren Job verloren haben. Selbst CD-Presswerke wurden
       geschlossen.
       
       Es ist nicht das erste Mal, das Anonymous zuschlägt. In den vergangenen
       Monaten gelang es dem Cyberuntergrund, internationale Internetauftritte
       verschiedener Musik- und Filmkonzerne, Branchenverbände, öffentlicher
       Organisationen zur Verteidigung des Urheberrechtes sowie von Anwaltsbüros
       lahmzulegen, die hinter der Verfolgung illegaler Downloads stehen. Zu den
       Opfern der DDoS-Aktionen gehören die Motion Picture Association of America,
       die Recording Industry Association of America, die British Phonographic
       Industry sowie die Vereinigung gegen Urheberrechtsverstöße in Australien
       und den Niederlanden.
       
       "Jetzt schlagen wir gegen die Anti-Piraterie-Lobby zurück", erklärt ein
       Sprecher von Anonymous in einem Interview auf dem [4][Pandalabs-Blog]. In
       der Verfolgung von P2P- Seiten und von Downloads urheberrechtlich
       geschütztem Material sieht die Gruppe eine "Einschränkung der persönlichen
       Freiheit". Piraterie sei "der nächste Schritt in einer kulturellen
       Revolution hin zur allgemein zugänglichen Information".
       
       Auch die Gegenseite rüstet sich. Nach dreijährigen Gesprächen zwischen
       Vertretern der wichtigsten Industrienationen scheint ein Abkommen gegen die
       Piraterie im Internet – das sogenannte ACTA – so gut wie unterschriftsreif
       zu sein.
       
       Das Österreichische Fernsehen [5][ORF] veröffentlichte Informationen, die
       Vertreter der EU-Kommission bei Hintergrundgesprächen mit Journalisten in
       Brüssel bekanntgegeben haben. Demnach einigte sich die ACTA-Gesprächsrunde
       in Tokio darauf, dass die Teilnehmerstaaten Copyright-Verletzungen ebenso
       unter Strafe stellen wie herkömmliche Produktfälschungen. Auch die
       Verwendung von Programmen, die zu Verstößen gegen das Urheberrecht genutzt
       werden können, soll unter Strafe gestellt gestellt werden, enthüllt der
       ORF.
       
       7 Oct 2010
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.sgae.es/
 (DIR) [2] http://www.mcu.es/
 (DIR) [3] /1/netz/artikel/1/download-anbieter-werden-gesperrt/
 (DIR) [4] http://pandalabs.pandasecurity.com/an-interview-with-anonymous/
 (DIR) [5] http://www.orf.at/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reiner Wandler
       
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