# taz.de -- Feindliche Übernahme: Kreative Hilfe für Hochtief gesucht
       
       > Im Kampf gegen die feindliche Übernahme muss der größte deutsche
       > Baukonzern eine Niederlage hinnehmen: Nach einem Hedgefonds geht eine
       > Konzerntochter auf Distanz.
       
 (IMG) Bild: Es sind nicht gut aus für den Baukonzern Hochtief.
       
       BOCHUM taz | Deutschlands größter Baukonzern Hochtief wehrt sich vehement
       gegen die Übernahmepläne seines größten Einzelaktionärs, der spanischen
       Actividades de Construcción y Servicios (ACS). Doch der Ad-hoc-Ausschuss
       des Hochtief-Aufsichtsrats, der Vorstandsbeschlüsse zur Abwehr von ACS
       mittragen soll, musste am Montag erneut schlechte Nachrichten hinnehmen:
       Nach einem ersten Hedgefonds ging auch die australische Hochtief-Tochter
       Leighton auf Distanz zur Essener Konzernmutter. Wie die Zeitung The
       Australian berichtet, verwehrt Leighton seinem Mehrheitseigner künftig den
       Zugriff auf geschützte Geschäftsinformationen.
       
       ACS will mit der Hochtief-Übernahme zu einem Baukonzern von Weltformat
       aufsteigen. Die Firma des spanischen Selfmade-Milliardärs Florentino Pérez,
       die aktuell mindestens 29,98 Prozent an Hochtief hält, hatte Mitte
       September angekündigt, die Essener übernehmen und dazu über 50 Prozent der
       Aktien in ihren Besitz bringen zu wollen. Doch nach wochenlanger Prüfung
       der Offerte lehnte Hochtief-Vorstandschef Herbert Lütkestratkötter das
       Ansinnen ab: "Wo für Hochtief und vor allem seine Aktionäre die Vorteile
       liegen sollen, erkennen wir nicht", sagte er.
       
       Arbeitsplätze gefährdet 
       
       Auch bei den über 11.000 Mitarbeitern des Essener Konzerns herrscht
       Skepsis: "Auf lange Sicht sind alle unsere Arbeitsplätze gefährdet", sagte
       der Konzernbetriebsratsvorsitzende Siegfried Müller zur taz. Doch ob
       Vorstand und Betriebsrat die Übernahme noch abwenden können, ist völlig
       unklar. Mit Patrick Bierbaum, Manager der britischen Heuschrecke Centaurus
       Capital, hat sich ein erster Hedgefonds-Vertreter auf die Seite von ACS
       gestellt - offenbar sind Finanzinvestoren in den vergangenen Tagen
       verstärkt bei Hochtief eingestiegen, um von der Übernahme zu profitieren.
       
       Andere Fondsmanager und Kleinanleger bleiben hingegen vorerst skeptisch:
       Sie stört vor allem das geringe Angebot, zu dem die Spanier nach deutschem
       Aktienrecht gezwungen waren. ACS-Chef Pérez bietet derzeit einen
       Aktientausch im Wert von rund 55 Euro pro Papier - der Börsenkurs lag am
       Nachmittag bei über 63 Euro. Insider vermuten deshalb, dass Pérez
       Fondsmanagern wie Bierbaum intern einen besseren Kurs versprochen hat.
       
       Hochtief-Vorstand Lütkestratkötter will ACS jetzt über die australische
       Börsenaufsicht zwingen, für seine milliardenschwere Tochter Leighton
       getrennt zu bieten, was die Kosten der Übernahme in die Höhe treiben
       dürfte.
       
       Außerdem setzt er auf die Politik: Zusammen mit seinem Betriebsrat Müller
       hat Lütkestratkötter sich bereits die Unterstützung von Sozialdemokraten
       wie Parteichef Sigmar Gabriel und NRW-Wirtschaftsminister Harry
       Voigtsberger gesichert: Während Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle
       (FDP) jede Intervention ablehnt, fordert Voigtsberger bereits "kreative
       Lösungen" vom Bund: Angesichts des restriktiven spanischen Aktienrechts,
       das feindliche Übernahmen erschwert, müsse man "Hochtief den gleichen
       Schutz gewähren".
       
       11 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Wyputta
       
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