# taz.de -- Irans Machthaber im Libanon: Ahmadinedschad sieht Israel
> Irans Präsident tourt als Volksheld durch die schiitischen
> Hisbollah-Hochburgen direkt an der libanesisch-israelischen Grenze.
> Israels Rechte empfiehlt: abknallen.
(IMG) Bild: Hetze gegen Israel vor Israels Haustür: Ahmadinedschad in einem südlichen Vorort Beiruts, einer Hochburg Hisbollahs.
So unmittelbar ist Israel noch nie mit seinem größten Gegner konfrontiert
worden. Kaum einen Kilometer von der nördlichen Grenze entfernt tourte der
iranische Präsident Mahmud Ahmedinedschad gestern durch schiitische Dörfer
Libanons und ließ sich von seinen Anhängern feiern. In dem Dorf Maroun
al-Ras weihte er ein Modell der Jerusalemer Al-Aqsa-Moschee ein, geschmückt
mit der iranischen Flagge. Südlich der Grenze ließen Israelis demgegenüber
Tausende Luftballons in den Himmel steigen, in den blau-weißen Farben der
Nationalflagge. "Er ist Überbringer einer gewaltvollen Botschaft",
kommentierte Israels Regierungssprecher Yigal Palmor den "provokanten"
Besuch.
Nicht zufällig wählte der auch im Libanon umstrittene Staatsgast aus Iran
das Dorf Bint Dschbeil als Versammlungsort für seine Rede, die für gestern
nachmittag geplant war. Die schiitische Hochburg verschaffte sich während
des Libanonkrieges vor gut vier Jahren den ehrenvollen Ruf, "Hauptstadt des
Widerstandes" zu sein. Die Hisbollah-Kämpfer verfügten damals über
iranisches Kampftraining und iranische Waffen. Teheran finanzierte
anschließend den Wiederaufbau der von der israelischen Armee zerstörten
Häuser.
Libanon und Iran hätten so viel Gemeinsamkeiten, meinte Ahmedinedschad
zuvor und betonte den Kampf gegen Israel, das "zionistische Regime", das
verantwortlich sei für "Massaker an Unschuldigen". Iran unterstütze alle
Libanesen, nicht nur die Schiiten, erklärte er. Im Verlauf seiner gestrigen
Rundreise durch Südlibanon besuchte der iranische Präsident auch das Dorf
Kana, in dem im Frühjahr 1996 über einhundert Zivilisten unter Beschuss von
israelischen Kampfflugzeugen gerieten und getötet wurden. Die Menschen
hatten zuvor in einem UN-Gebäude Zuflucht gesucht.
Der rechtsnationale israelische Abgeordnete Usi Landau (Israel Beteinu)
mahnte davor, "Terror zu belohnen". Die libanesische Regierung erlaube
"ausgerechnet Ahmedinedschad den Besuch eines Siegers". Landau riet zu
kompromisslosem Kampf gegen Israels Gegner. Der Krieg vor vier Jahren sei
zu früh beendet worden. "Unsere Feinde müssen wissen, dass Abenteuer einen
hohen Preis verlangen." Der ultra-nationale Politiker Arie Eldad (Nationale
Union) riet gar zur Erschießung des iranischen Präsidenten, sollte er vor
das Zielrohr eines israelischen Soldaten geraten. "Ich befürworte eine
vorbeugende Behandlung, da sie schwere Krankheiten verhindert", so der
Medizinprofessor.
Mit seinem Libanonbesuch samt Abstecher an die Grenze demonstriert Irans
Präsident das Ausmaß seiner Macht gegen Israel, einem Staat, dem er den
Untergang wünscht und der gleichzeitig wiederholt mit einem Angriff auf die
iranischen Atomanlagen gedroht hat. Zum anderen signalisiert Ahmedinedschad
Rückendeckung für die aus Teheran finanzierte schiitische "Partei Gottes",
die Hisbollah, die derzeit mit Sorge den Bericht einer
UN-Untersuchungskommission zur Ermordung des früheren libanesischen
Ministerpräsidenten Rafik Hariri erwartet. Im Verdacht stehen unter anderem
drei führende Köpfe der Hisbollah.
14 Oct 2010
## AUTOREN
(DIR) Susanne Knaul
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