# taz.de -- Adobe-Entwicklerkonferenz in L.A.: Flash, Codecs und HTML5
       
       > Apple will die Multimedia-Plattform Flash des Software-Herstellers Adobe
       > nicht auf iPhone und iPad haben. Auf der Konferenz "Adobe Max" wird nun
       > diskutiert, wie es weiter gehen soll.
       
 (IMG) Bild: RIM-Präsident Mike Lazaridis (l.) und Adobes "Chief Technology Officer" Kevin Lynch auf der Konferenz Adobe Max.
       
       LOS ANGELES dpa | Ein iPad oder einen Mac haben die meisten der 4400
       Programmierer, die in dieser Woche zur Entwicklerkonferenz von Adobe nach
       Los Angeles gekommen sind. Auf den Hersteller Apple aber sind die Geeks und
       Nerds nicht gut zu sprechen. Apple-Chef Steve Jobs hat die
       Multimedia-Technik Flash nämlich für überholt erklärt.
       
       Die Flash-Company Adobe, deren Name auch für PDF und Photoshop steht, sieht
       sich in die Defensive gedrängt, wird inzwischen gar als Übernahme-Kandidat
       gehandelt. Im Konferenzzentrum von Los Angeles spricht sich Adobe mit
       zahlreichen neuen Produkten und neuen Bündnispartnern Mut zu.
       
       "Mehr als eine Milliarde Menschen nutzen Flash, das ist doch eine
       erstaunliche Position, die wir haben", sagt Technikvorstand Kevin Lynch auf
       der Konferenz "Adobe Max". Er vermeidet es, das iPad beim Namen zu nennen,
       und betont mehrfach, dass es nun doch auch "andere Formfaktoren" gibt: Etwa
       den kleineren Tablet-Computer Galaxy Tab von Samsung und das Blackberry
       PlayBook von Research In Motion (RIM). Einer der beiden RIM-Vorstandschefs,
       Mike Lazaridis, zeigt eine SAP- Anwendung auf dem neuen Tablet, das sich
       wie die ersten Blackberry-Smartphones vor allem an Manager wendet.
       
       Auf dem PlayBook sollen Flash und die darauf beruhende App-Plattform Air
       eine wichtige Rolle spielen, ebenso wie auf den neuen Smartphones von
       Motorola. Von dort ist Managerin Christy Wyatt nach Los Angeles gekommen,
       um unter lautem Beifall zu versichern, dass ein mobiles Gerät ohne Flash
       gar kein richtiges Internet-Gerät sei. Noch größer ist der Jubel, als sie
       mitteilt, dass alle Konferenzteilnehmer ein Droid 2 mitnehmen dürfen, wie
       das jüngste Flaggschiff des US-Herstellers heißt. In Deutschland als
       Milestone 2 geführt, läuft dieses Handy mit dem Google-Betriebssystem
       Android.
       
       "Alle mögen die Hardware von Apple", sagt der Programmierer Jim Leether,
       der aus Maryland an die Westküste gekommen ist. Mit der Software-Strategie
       der Kalifornier ist er aber nicht einverstanden. "Vor ein paar Jahren war
       Apple noch der Liebling von allen. Das hat sich jetzt geändert."
       
       Die Wendezeiten im Web treibt Apple-Chef Jobs voran: Auf seinen schicken
       mobilen Geräten mit dem kleinen i im Namen würde Flash nur stören - und mit
       dem kommenden Web-Standard HTML5 wäre es ohnehin entbehrlich. Außerdem
       verweist Jobs auf Sicherheitslücken, die bei Flash immer wieder auftreten.
       Allerdings verbergen sich hinter den technischen Argumenten offenbar auch
       handfeste wirtschaftliche Interessen, wie der Hamburger
       Konferenz-Teilnehmer und technische Berater Tom Hensel meint: "Apple hat
       ein Interesse, Flash nicht zu unterstützen, um sich im Markt abzugrenzen
       und seine eigene Position auszubauen."
       
       Gegen Flash werde vorgebracht, dass es eine proprietäre Technik von Adobe
       sei, erklärt Hensel - also eine Technik, die von einer bestimmten Firma
       kontrolliert wird. "Aber auch bei HTML5 kommt mit dem Video-Codec H.264
       eine proprietäre Technik durch die Hintertür ins Spiel." Ein Video-Codec
       wandelt den Strom der Bits und Bytes wieder in bewegte Bilder und Audio um.
       HTML5 kann einen solchen Umwandler direkt aufrufen - ohne eine
       Zusatzsoftware, ein so genanntes Plugin, für den Browser, wie es bei Flash
       und auch bei der ähnlichen Microsoft-Technik Silverlight nötig ist.
       
       Bislang gibt es große Unterschiede, welchen Codec die verschiedenen Browser
       unterstützen. Die Entwicklerin Stephanie Sullivan spricht in ihrem Workshop
       über HTML5 von einem "Krieg der Video-Codecs". H.264 ist patentgeschützt
       und erfordert eine Lizenz. Frei verfügbar ist der alternative Codec Theora
       aus dem Open-Source-Projekt von Ogg Vorbis, der aber als weniger
       leistungsfähig gilt. Wegen der Lizenzkosten unterstützt der Firefox-Browser
       des Open-Source-Projekts Mozilla nur Theora. Der Apple-Browser Safari und
       der künftige Internet Explorer 9 von Microsoft setzen hingegen auf H.264,
       Google Chrome kann mit beiden Codecs umgehen.
       
       Solange das Codec-Problem nicht gelöst ist, bietet Flash Vorteile, weil
       Filme in diesem Format auf allen Plattformen dargestellt werden. Aber auch
       längerfristig plädiert Entwicklerin Sullivan für eine friedliche Koexistenz
       von HTML5 und Flash: Für manche Zwecke eigne sich Flash besser, für andere
       seien die Möglichkeiten des neuen Web- Standards ausreichend. Oder wie
       Adobe-Technikchef Lynch meint: "Die Zukunft gehört der Kombination von
       Flash und HTML5"
       
       26 Oct 2010
       
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