# taz.de -- CDU-Landesvorsitz in Nordrhein-Westfalen: Merkels Bester, isoliert
       
       > Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) will Parteichef in NRW werden,
       > um sich so eine Hausmacht für eine Kanzlerkandidatur zu sichern, heißt
       > es.
       
 (IMG) Bild: Will den Landesvorsitz seiner Partei in Nordrhein-Westfalen: Umweltminister Norbert Röttgen.
       
       Es läuft nicht gut für Norbert Röttgen. Mag Kanzlerin Angela Merkel ihren
       Umweltminister noch so loben, nachdem er im Bundestag das Ende des
       rot-grünen Atomausstiegs verteidigt hat - ausgerechnet Röttgen, der das
       schwarz-gelbe Geschacher um die AKW-Laufzeiten verloren hat, muss seine
       eigene Niederlage immer neu verkaufen.
       
       Misstrauen schafft so viel Selbstverleugnung auch in Röttgens Stammland
       Nordrhein-Westfalen. Nach der Wahlniederlage des einstigen
       Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers will Röttgen hier dessen
       CDU-Landesvorsitz übernehmen. In einer Mitgliederbefragung können sich die
       Christdemokraten im größten Bundesland noch bis zum Wochenende zwischen ihm
       und Rüttgers ehemaligem Integrationsminister Armin Laschet entscheiden. Wer
       noch nicht per Briefwahl abgestimmt hat, kann die CDU-Geschäftsstellen am
       Sonntag als Wahllokal nutzen. Sechs Tage darauf soll ein Parteitag den
       Gewählten dann auch formell zum Vorsitzenden bestimmen.
       
       Merkels "Bester" gegen Rüttgers abgewählten Minister - in der
       Landeshauptstadt Düsseldorf erwarteten zunächst viele, dass der in
       Meckenheim bei Bonn geborene Röttgen das Rennen macht. Doch zumindest bei
       den CDU-Anhängern hat Laschet massiv aufgeholt: In der letzten Umfrage
       votierten 54 Prozent für den Landespolitiker. Den 45-jährigen
       Bundesminister wollten nicht einmal 30 Prozent als Parteichef.
       
       Denn während der Umweltpolitiker Röttgen etwa im japanischen Nagoya für den
       Artenschutz kämpft, ist Laschet in Nordrhein-Westfalen unterwegs. Besucht
       Röttgen alle Kreisverbände, stellt sich Laschet auch noch in diversen
       Ortsvereinen zur Diskussion. Über 50 Termine hat der 49-Jährige seit Anfang
       September absolviert, ist über 8.000 Kilometer kreuz und quer durchs Land
       gefahren, hat vor über 10.000 Parteifreunden gesprochen.
       
       Um bei den konservativen Westfalen im Sauerland, im Münsterland, im
       Weserbergland zu punkten, gibt der Rheinländer Laschet außerdem den
       Rechtsaußen: Der Aachener, dessen Berufung als erster Ressortchef für
       Integration überhaupt die Ankunft der CDU in der Moderne symbolisieren
       sollte, verteidigt plötzlich die kruden Thesen Thilo Sarrazins. Die
       Reaktion "der politischen Klasse in Berlin" zeige nur, wie weit "man sich
       von den Menschen entfernt" habe.
       
       Überhaupt, Berlin: Die Hauptstadt "glänzt im Moment nicht so", moniert
       Laschet - und bedient so den Frust vieler Christdemokraten, die im
       Fehlstart der Bundesregierung und damit auch Röttgens den wahren Grund für
       ihre Niederlage bei der Landtagswahl im Mai sehen. Dabei sind die beiden
       eigentlich seit Jahrzehnten befreundet: In Bonn haben sie Jura studiert,
       waren Teil der "Pizza Connection" junger Bundestagsabgeordneter, die schon
       in den Neunzigern über mögliche schwarz-grüne Bündnisse nachdachten.
       
       Doch während sich Laschet noch immer auf ein Netzwerk rheinischer
       Christdemokraten stützen kann, ist Röttgen in NRW ebenso isoliert wie in
       Berlin. Der Bundesminister wolle den Landesvorsitz nur, um sich eine
       Hausmacht für die Machtkämpfe um die Merkel-Nachfolge zu sichern, geht das
       Gerücht. Gefragt, warum er und nicht der im Landtag präsente Laschet die
       Partei führen soll, produziert Röttgen merkwürdig beliebige Sprechblasen
       und redet von "überzeugenden Konzepten". Er versucht , mit seinem
       angeblichen Lieblingsgericht "Grünkohl mit Mettwürstchen" zu punkten. Sein
       Lieblingsgetränk, schiebt er jedoch schnell hinterher, sei ein "guter
       Espresso".
       
       29 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Wyputta
       
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