# taz.de -- Artenschutzkonferenz in Nagoya: Ringen um Biopiraterie-Vertrag
       
       > Die Delegierten einigten sich zum Abschluss der UN-Artenschutzkonferenz
       > auf ein internationales Abkommen zum Schutz gefährdeter Pflanzen und
       > Tiere.
       
 (IMG) Bild: Die Welt ist schön und schützenswert, trotzem fiel eine Einigung auf der UN-Artenschutzkonferenz schwer.
       
       BANGKOK taz / dpa | Nach zwei Wochen zäher Verhandlungen haben sich die
       Delegierten auf der UN-Artenschutzkonferenz in Japan auf wichtige Maßnahmen
       zum Schutz der Natur geeinigt. Die Vertreter aus 193 Staaten rangen bis in
       die Nacht zum Samstag (Ortszeit) hinein um Verbesserungen für den globalen
       Umweltschutz.
       
       Sie beschlossen unter anderem, den Verlust der Artenvielfalt bis 2020 zu
       stoppen. "Das ist ein starkes Signal an die Weltgemeinschaft, die
       Artenvielfalt und damit die eigene Lebensgrundlage zu sichern", sagte der
       Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND),
       Hubert Weiger, der Nachrichtenagentur dpa in Nagoya. "Es haben sich alle
       positiv bewegt." Wegen der teils festgefahrenen Gespräche in den
       vergangenen Tagen hatten Umweltschützer vor einem "zweiten Kopenhagen"
       gewarnt - in der dänischen Hauptstadt war der Weltklimagipfel vor knapp
       einem Jahr gescheitert.
       
       Streitpunkt bei den Verhandlungen in Nagoya war vor allem die gerechte
       Aufteilung von wirtschaftlichen Gewinnen aus biologischen Wirkstoffen
       zwischen Ursprungsländern und Industrie. Künftig sollen Gewinne aus
       biologischen Rohstoffen - etwa in der Medizin - gerecht zwischen
       Ursprungsländern und Nutzern aufgeteilt werden.
       
       Tier- und Pflanzenarten sterben so schnell aus wie zuletzt vor 65 Millionen
       Jahren, als die Dinosaurier verschwanden. Trotzdem kann sich die Welt nur
       schwer auf ein gemeinsames Vorgehen gegen diese Gefahr einigen.
       
       Die Delegierten haben eine Achterbahn der Gefühle hinter sich: "Auf heißen
       Kohlen in Nagoya. Haben wir einen Deal über ABS?", schrieb
       EU-Umweltkommissar Janez Potocnik am Freitag Nachmittag im
       Internet-Kurznachrichtendienst Twitter. Bei "Access and Benefit Sharing",
       kurz ABS, geht es um das schwierigste Verhandlungspaket: Die
       Entwicklungsländer wollen für die Nutzung des Erbguts ihrer Tier- und
       Pflanzenarten entschädigt werden, wenn möglich sogar rückwirkend. Alles
       andere sei "Biopiraterie", sagen sie.
       
       Die Industriestaaten lehnten dies bislang ab, da insbesondere bei einer
       rückwirkenden Bezahlung für diese Ressourcen unkalkulierbare
       Zahlungsverpflichtungen auf die Pharma- und Kosmetikmultis zukämen. Doch
       für die Entwicklungsländer, vorneweg Brasilien, war klar: Ohne Access and
       Benefit Sharing gibt es keinen Deal.
       
       Viele andere Verhandlungspakete waren hingegen schon am Freitagnachmittag
       unterschriftsreif: so besteht Einigung etwa auch darüber, dass die
       Überfischung der Meere bis 2020 gestoppt und alle naturschädigenden
       Subventionen abgeschafft werden sollen.Einer der verbleibenden Streitpunkte
       ist der Schutz der Meere. China weigert sich, internationale Gewässer unter
       Schutz zu stellen, und will insgesamt nur 6 Prozent der Meere schützen. Die
       westlichen Länder verlangen hingegen, dass mindestens 10 Prozent der
       Weltmeere geschützt werden. Und einige andere Länder wollen sogar ein
       Fünftel der Ozeane schützen.
       
       Um die Verhandlungen zu beschleunigen, hatte Japan versprochen, den
       Entwicklungsländern in den nächsten drei Jahren 2 Milliarden Dollar zur
       Verfügung zu stellen. Worum es ging, machte am Freitag Chantal Jouanno, die
       französische Umweltstaatssekretärin, klar: "Nach der Weltklimakonferenz in
       Kopenhagen ist ein Misserfolg in Nagoya keine Option."
       
       29 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Mihatsch
       
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