# taz.de -- Krise beim Open-Source-Projekt: OpenOffice hat Ärger im Büro
> Die freie Bürosoftware OpenOffice.org hat Microsoft reichlich
> Marktanteile abgenommen. Nun haben 30 Entwickler das zu Oracle gehörende
> Projekt verlassen.
(IMG) Bild: Keine Angst, der Pinguin bleibt: OpenOffice-Dokument.
[1][OpenOffice.org] ist einer der ganz großen Erfolge für die Szene der
Open-Source-Entwickler. Das freie, quelloffene Programmpaket mit
Bürosoftware wird mittlerweile selbst in vielen Firmen und Verwaltungen
eingesetzt, von den zahllosen Privatanwendern ganz zu schweigen. In mehr
als acht Jahren konnten die freiwilligen Projektteilnehmer ihren Nutzern
zeigen, dass Software zu Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, für
Präsentationen und Datenbanken nicht vom Marktführer Microsoft kommen muss.
Das kostet den Konzern, für den sein hauseigenes Büropaket Office seit
Jahrzehnten eine Haupteinnahmequelle ist, viele Kunden.
Nun könnten interne Streitigkeiten bei OpenOffice allerdings dazu führen,
dass das Projekt zurückgeworfen wird oder zumindest zu einer Neuaufstellung
führt. Mehr als 30 Mitarbeiter der deutschen Sektion kündigten zum
Wochenende an aufzuhören und sich der so genannten [2][Document Foundation]
anzuschließen.
Die Stiftung wurde gegründet, nachdem der Server- und Software-Hersteller
Sun, bis dahin Hauptsponsor des Projekts, Anfang des Jahres 2010 vom
Datenbankriesen Oracle geschluckt worden war. Oracle gelangte dabei auch in
den Besitz der professionellen OpenOffice-Entwicklungsabteilung mit Sitz in
Hamburg. Eine dreistellige Anzahl von Programmierern half dort unter
anderem dabei, das Büropaket kontinuierlich benutzerfreundlicher zu machen.
In Hamburg war einst OpenOffice aus der deutschen Firma StarDivision
hervorgegangen.
Die Document Foundation betont [3][nach Angaben von Heise Online] intern,
man sehe sich nicht als Gegner Oracles. Gewisse Differenzen sind aber
deutlich spürbar. Oracle verfolgt, wenn es um freie Software geht, andere
Ziele als das Tochterunternehmen Sun. Eigener, geschlossener Code wird
bislang höher geschätz als freier, quelloffener.
Mit den 30 deutschen Abgängen fehlt OpenOffice.org in Deutschland nun die
Führungsspitze im Bereich der Entwicklung. Oracle hatte sich zuvor
geweigert, Teil der Document Foundation zu werden und stattdessen den
bisherigen Kurs als Hauptsponsor weiterzuführen. In einem Statement der
Document Foundation heißt es, damit hätten die nun ausgetretenen Mitglieder
keine Chance gehabt, dem Projekt weiter beizustehen. "Aller Zusammenarbeit
und dem gemeinsamen Finden von Lösungen (sind) manchmal Grenzen gesetzt."
Es bestehe die Gefahr, dass sich Ideen zur Weiterentwicklung der
Arbeitsplattform, im Design und Marketing, "nicht mit den Vorstellungen des
Hauptsponsors decken." Das habe zu Missverständnissen und unnötigen
Diskussionen geführt.
Aus diesem Grund habe sich die Document Foundation nun als unabhängige
Instanz und Stiftung gegründet. Die Antwort Oracles sei "eindeutig"
gewesen, Änderungen in der Projektarbeit erachtete man nicht für nötig.
Dieses "Weiter so" wollten die Entwickler aber nicht mitmachen wollen. Um
nicht in einen Interessenskonflikt zwischen OpenOffice und der Document
Foundation zu geraten, hätten sie sich entschlossen, ihre Tätigkeit zu
beenden.
Kern des Streits ist nun die Zukunft der Software OpenOffice.org. Die
Rechte an der bekannten Marke "OpenOffice.org" wird die Document Foundation
wohl nicht bekommen, sie liegen weiter bei Oracle. Stattdessen mussten die
nun wieder "ganz freien" Entwickler einen neuen Namen finden:
[4][LibreOffice]. Der Begriff soll den Geist der Freiheit des neuen
Projekts widerspiegeln. Der verwendete Code entspricht dank der
Open-Source-Lizenz von OpenOffice.org dem besten, was das Projekt bislang
veröffentlicht hat.
LibeOffice wird bereits angeboten, Betaversionen samt Quellcode werden für
alle wichtigen Plattformen angeboten. Und auch um tat- wie finanzkräftige
Unterstützer muss sich die Document Foundation offenbar keine Sorgen
machen. IT-Größen wie Novell und Google sicherten Hilfe zu - inklusive der
Bezahlung eigener Mitarbeiter für das Projekt.
2 Nov 2010
## LINKS
(DIR) [1] http://de.openoffice.org/
(DIR) [2] http://www.documentfoundation.org/
(DIR) [3] http://www.heise.de/newsticker/meldung/OpenOffice-wird-zu-LibreOffice-Die-OpenOffice-Community-loest-sich-von-Oracle-1097356.html
(DIR) [4] http://www.documentfoundation.org/download
## AUTOREN
(DIR) Ben Schwan
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