# taz.de -- 3,1 Millionen Jobs gerettet: Lob der Kurzarbeit
> 3,1 Millionen Jobs wurden durch Arbeitszeitkonten und Kurzarbeit
> gerettet. Hartz-IV hat daran keinen Anteil, so eine Studie des Instituts
> für Makroökonomie und Konjunkturforschung.
(IMG) Bild: Ein Mechaniker überprüft bei MAN-Turbo die Schaufeln einer Turbine.
BERLIN taz | Der Abbau von Überstunden auf Arbeitszeitkonten und die
Kurzarbeit haben in der Wirtschaftskrise 3,1 Millionen Jobs gerettet. Zu
diesem Schluss kommt eine neue Studie des Instituts für Makroökonomie und
Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler Stiftung, die
am Dienstag in Berlin präsentiert wurde.
Das "Beschäftigungswunder" sei eine "Sensation, die vorher so noch nie
gelungen ist", sagte Gustav Horn, wissenschaftlicher Direktor des IMK.
Selbst in den europäischen Ländern, "die weniger von der Krise betroffen
waren, gibt es eine höhere Arbeitslosigkeit", sagte Horn. In Deutschland
liegt sie aktuell bei rund 2,9 Millionen.
Als Gründe für das "deutsche Jobwunder" identifizierten die Forscher vor
allem die "interne Flexibilität" der Unternehmen, die mithilfe der
Gewerkschaften ausgehandelt werde: Einerseits seien das die Möglichkeiten
zur betrieblichen Arbeitszeitverkürzung (Kurzarbeit), andererseits aber
auch betriebliche Arbeitszeitkonten, auf denen in Krisenzeiten Überstunden
abgebaut werden können, die in Boomzeiten angesammelt wurden.
Für die Forscher stellen die "interne Flexibilität" sowie die
Konjunkturpakete, die noch die große Koalition auflegte, eine positive
"Rückbesinnung auf die Traditionen der solidarisch-korporatistischen Seite
des deutschen Arbeitsmarktmodells" dar. Dies gelte es auszubauen, sagte
Arbeitsmarktforscher Alexander Herzog-Stein: "Es ist der Erfolg unseres
Wirtschaftsmodells." Um die Wirtschaft in Schwung zu halten, brauche es
zudem Lohnerhöhungen, forderte das IMK. Sie sollten sich künftig wieder an
der Produktivitätsentwicklung orientierten. "Damit ergäbe sich ein
gesamtwirtschaftlicher Spielraum von 3,5 Prozent."
Ein eindeutiges Urteil fällten die Forscher über die
Hartz-IV-Arbeitsmarktreformen des vergangenen Jahrzehnts. Diese hätten nur
einen "geringen Beitrag" zum aktuellen Beschäftigungswunder geleistet.
Reformen wie der Abbau des Kündigungsschutzes oder der Ausbau der
Leiharbeit seien darauf gerichtet gewesen, vor allem die sogenannten
externe Flexibilität zu erhöhen. "Hätten die Unternehmen stärker auf diese
Instrumente zurückgegriffen, wäre die Beschäftigung in Deutschland stark
gefallen und die Arbeitslosigkeit gestiegen", schlussfolgert das IMK.
3 Nov 2010
## AUTOREN
(DIR) Eva Völpel
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