# taz.de -- Währungsstreit um Yuan: China verteidigt sein billiges Geld
       
       > Peking steht unter Druck: Alle Welt will, dass es die heimische Währung
       > Yuan aufwertet. In China wiederum steigt der Unmut über die Dollar-Flut
       > aus den USA.
       
 (IMG) Bild: Zumondest die Währung ist noch rot: Chinesische Geldscheine.
       
       Was vor Kurzem noch unmöglich schien, ist seit diesem Wochenende Realität:
       China steht an dritter Stelle der mächtigsten Staaten im Internationalen
       Währungsfonds (IWF) nach den USA und Japan und vor Deutschland und
       Großbritannien. 
       
       Der Beschluss kommt zu einer Zeit, in der China für sein kräftiges
       Wirtschaftswachstum und seinen großen Devisenschatz weltweit beneidet wird
       - und sich andererseits wegen seiner Währungspolitik immer wieder heftige
       Kritik anhören muss.
       
       Nach Schätzungen der Weltbank wird Chinas Wirtschaft in diesem Jahr um rund
       10 Prozent wachsen. 2011, so die Prognose, dürfte die Kurve nicht ganz so
       steil nach oben gehen, doch ein Wachstum von 8,7 Prozent ist
       wahrscheinlich. Der durch die langjährigen Exportüberschüsse aufgehäufte
       Devisenberg ist allein zwischen Juli und Ende September um 194 Milliarden
       auf 2.650 Milliarden US-Dollar angewachsen.
       
       Den Amerikanern gefällt dies überhaupt nicht, obwohl die Chinesen
       mittlerweile einen großen Teil ihrer Schulden finanzieren. Sie werfen
       Peking vor, ihre Währung Yuan (auch Renminbi genannt) künstlich niedrig zu
       halten, um konkurrenzlos günstige chinesische Exporte zu ermöglichen. Das
       US-Repräsentantenhaus machte jüngst denn auch den billigen Yuan für
       Amerikas Wirtschaftsprobleme verantwortlich und beschloss
       Handelssanktionen. Der Senat muss dieser Initiative allerdings noch
       zustimmen.
       
       Die Pekinger Regierung reagiert auf solche Vorstöße mit Gegenvorwürfen. Die
       USA wollten sich, so heißt es, aus ihrer selbst verursachten Malaise der
       Überschuldung davonschleichen, indem sie viel zu viel Geld druckten und
       damit aktiv den Dollar abwerteten. Mit ihrem Unmut stehen die Pekinger
       allerdings nicht allein: In Deutschland und Brasilien wurden in den
       vergangenen Tagen ähnliche Beschwerden laut (siehe unten). 
       
       "Als der wichtigste Herausgeber einer Reservewährung sollten die USA, wie
       wir hoffen, eine verantwortliche Haltung zeigen", mahnte Chinas
       Vizeaußenminister Cui Tiankai vergangene Woche in Peking. Gleichzeitig wies
       er die Forderung zurück, feste Ziele für eine Aufwertung des Yuan zu
       setzen. "Das würde bedeuten, dass wir den Wechselkurs manipulieren, und das
       ist etwas, was wir natürlich nicht tun werden."
       
       Die in Washington immer wieder geäußerte Behauptung, amerikanische
       Arbeitsplätze würden gerettet, wenn der Yuan teurer würde, überzeugt Peking
       nicht: Auch als der Yuan zwischen 2005 und 2008 um 21 Prozent gegenüber dem
       Dollar zulegte, importierten die Amerikaner immer mehr Waren aus China -
       und sicherten auf diese Weise Jobs in China, aber nicht im eigenen Land.
       
       Die Pekinger Regierung steht intern unter dem Druck widerstreitender
       Interessen: Die heimische Exportwirtschaft wehrt sich dagegen, den Yuan
       aufzuwerten, weil dann viele Betriebe international nicht mehr
       konkurrenzfähig wären und Arbeitsplätze verloren gingen.
       
       Andererseits wissen Chinas Politiker, dass der zu billige Yuan vor allem
       die Amerikaner und Europäer dazu verleiten kann, Schutzzölle und andere
       Sanktionen zu beschließen. Da der Yuan nicht frei zu tauschen ist, müssen
       Pekings Zentralbanker heimischen Unternehmen alle Dollars abkaufen, die
       diese mit ihren Exporten verdienen. Das erklärt den riesigen Devisenberg.
       
       Chinas Regierung steht dabei vor einem großen Problem: Sie will den Yuan
       allmählich in eine frei konvertible Währung verwandeln, ohne die Wirtschaft
       in Turbulenzen zu versetzen. Dafür hat Peking inzwischen eine Reihe von
       bilateralen Abkommen mit Handelspartnern in Asien und Lateinamerika
       geschlossen, die Geschäfte nun mit Yuan abwickeln dürfen und nicht mehr in
       Dollar umtauschen müssen.
       
       Nach Informationen des chinesischen Finanzmagazins Caixin sagte die
       Hongkonger HSBC-Bank Anfang November voraus, dass der Yuan in der
       asiatisch-pazifischen Region innerhalb der nächsten fünf Jahre zur
       drittwichtigsten Handelswährung nach Dollar und Yen aufsteigen werde.
       
       Der Wert des Yuan ist seit Juni dieses Jahres gegenüber dem Dollar bereits
       um 2 Prozent gestiegen. Experten der Schweizer UBS-Bank schätzen, dass sich
       dieser Trend fortsetzen wird. Bis Ende dieses Jahres durfte der Dollar nur
       noch 6,55 Yuan wert sein (derzeit 6,64).
       
       65 Prozent der chinesischen Devisenreserven sind in US-Dollar angelegt, 26
       Prozent in Euro, der Rest in Yen und anderen Währungen.
       
       7 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jutta Lietsch
       
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