# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Volldeppen-Award
       
       > Es war ein schlechtes Wochenende für die Referees. Fast alle meckern.
       > Jetzt gibt es sogar eine Schleimattacke.
       
       "Das wäre beschissen gewesen." Recht hat er, der Oka Nikolow. Über den
       Torhüter von Eintracht Frankfurt haben sich am Wochenende alle gefreut,
       weil er so fair war, dem Schiedsrichter zu sagen, dass er bei einem Schuss
       von Torsten Frings die Finger am Ball hatte, bevor der über das Tor
       segelte. Und wenn ein Tor nach der anschließenden Ecke gefallen wäre? "Das
       wäre beschissen gewesen." Siehe oben! Nikolow wäre zum Volldeppen des
       Spieltags erklärt worden, auch wenn er nichts anderes getan hat, als dem
       Schiedsrichter mitzuteilen, was dieser hätte sehen müssen.
       
       Das hätte auch Klaas-Jan Huntelaar tun können, nach seinem Handspiel, mit
       dem er das 2:2 beim VfL Wolfsburg vorbereitet hat. "Hey Schiedsrichter, tut
       mir leid, aber das Tor können Sie unmöglich gelten lassen. Ich war mit der
       Hand am Ball." Als Volldepp der Hinrunde wäre Schalkes Niederländer in
       diesem Falle mindestens in die Geschichte dieser Saison eingegangen. Und
       wenn er der Regelauslegung seines Trainers folgen würde, hätte er sich
       vielleicht darüber gewundert, dass er für sein Handspiel im gegnerischen
       Strafraum keinen Elfmeter kriegt. Felix Magath meinte zu der Szene, über
       die sich die Wolfsburger maßlos aufgeregt haben: "Die Regel ist doch
       eindeutig. Elfmeter gibt es bei einem absichtlichen Handspiel." Da scheint
       er etwas falsch verstanden zu haben. Zur Erklärung, Herr Magath: Die
       Wolfsburger haben sich nicht darüber beschwert, dass der Schiedsrichter
       keinen Elfmeter für Schalke gepfiffen hat. Capito?
       
       Weil also Nikolow Glück gehabt hat, und Huntelaar die Regeln besser kennt
       als sein Trainer, sind es einmal mehr die Schiedsrichter, die den
       Volldeppen-Award des Spieltags unter sich ausmachen. Überall gab es
       Beschwerden über die Schiedsrichter. Trainer und Spieler beschwerten sich
       über Gegentore nach nicht gepfiffenen Regelverstößen, über Rote Karten,
       über übersehene Regelverstöße, über überhaupt fast alles.
       Tabellenführertrainer Jürgen Klopp war gar so sauer, dass er dem vierten
       Unparteiischen seinen Mützenschirm ins Gesicht gedrückt hat.
       
       Das ist dem BVB-Coach jetzt ein wenig unangenehm. Das habe nicht gut
       ausgesehen, sagte er, nachdem er sich die Bilder seines Wutausbruchs noch
       einmal angesehen hatte. Und dann hat er sich entschuldigt. Nicht nur bei
       dem Mann, dem er ein wenig arg nahe gekommen ist am Freitag, sondern gleich
       bei allen Schiedsrichtern. "Nicht dass jemand meint, ich kann die Jungs
       nicht leiden." Die würden eine Riesenjob machen. Achtung Schiedsrichter:
       Ligas geiler (Bild-Zeitung) Darling wanzt sich an euch ran. Kein anderer
       Trainer würde Schiedsrichter als Jungs bezeichnen. Klopps Ausraster wurde
       übrigens nicht im Spielbericht vermerkt. Die Schleimerei scheint anzukommen
       bei den Pfeifen.
       
       14 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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