# taz.de -- Kommentar zu Italiens Regierungskrise: Ewig grüßt das Murmeltier
       
       > Italiens Regierung steht vor dem Aus. Um die wirtschaftliche Stabilität
       > muss sich das Land nicht sorgen. Wohl aber um den Sieg einer
       > populistischen Koalition.
       
 (IMG) Bild: So guter Laune wie neulich beim Staatsbesuch in Russland dürfte Silvio Berlusconi (Mitte) im Moment nicht sein.
       
       Es ist Dezember, es ist Krise, Berlusconi wird vom bisherigen
       Allianzpartner verraten und kassiert ein Misstrauensvotum im Parlament. So
       wird es bald sein - und so war es schon einmal, im Jahr 1994. Italien
       scheint in einer Zeitschleife gefangen, mit dem ewig gleichen Berlusconi,
       der demnächst in seinen sechsten Wahlkampf mit den ewig gleichen
       Versprechen ("weniger Steuern!") und den ewig gleichen Schreckgespenstern
       ("die Kommunisten!") ziehen will.
       
       Eines aber hat sich gegenüber 1994 radikal geändert. Ausgerechnet im Jahr
       2010, im Jahr der Finanzmarkterschütterungen und Euro-Turbulenzen kann
       Italien sich eine Regierungskrise samt vorgezogener Wahlen relativ
       unbekümmert leisten.
       
       Heute nämlich spannt sich über Italien der Euro gleichsam als automatischer
       Rettungsschirm. Ein Einbruch der Lira droht schlicht deshalb nicht, weil es
       die Lira nicht mehr gibt - während 1995 die damalige Nationalwährung in den
       Keller sauste. Diesmal aber kann das Parlament gelassen erst den Haushalt
       2011 verabschieden, um dann zur Verwaltung seiner politischen Instabilität
       überzugehen.
       
       Dank Europa muss sich Italien keine allzu großen Sorgen machen. Umgekehrt
       gilt auch: Europa muss sich nicht groß um ein wirtschaftlich instabiles
       Italien sorgen - denn lagerübergreifend herrscht in Rom Konsens, dass die
       Haushaltsdaten im Griff gehalten werden müssen.
       
       Anlass zur Unruhe geben damit vor allem die italienischen Politiker selbst.
       Im schlimmsten Falle nämlich droht dem Land der Wahlsieg einer diesmal pur
       populistischen Koalition, aus der mit Fini auch der letzte Mahner und
       Bremser verschwunden wäre - eine Koalition, die im Windschatten des Euro
       dann den Sieg des Berlusconismus komplettieren könnte.
       
       16 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
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