# taz.de -- Israel will aus Nord-Ghajar abziehen: Zurück hinter die "Blaue Linie"
> 1981 annektierte Israel die Golanhöhen und das Dorf Ghajar. Jetzt will
> Israel aus dem nördlichen Teil des Dorfes abziehen. Für die gut 2.000
> Bewohner wäre das eine Katastrophe.
(IMG) Bild: Betonabsperrungen in Ghajar: Eine Teilung des Dorfes lehnen die Bewohner ab.
JERUSALEM taz | In einer Erklärung der israelischen Regierung vom Mittwoch
heißt es: Das Sicherheitskabinett "akzeptiert prinzipiell den Vorschlag von
UNO und Unifil zum Abzug aus dem nördlichen Teil von Ghajar und der
Truppenstationierung südlich der blauen Linie". Über die Einzelheiten soll
sich Israels Armee in den kommenden 30 Tagen mit der Unifil, der UN-Truppe
im Südlibanon, einigen.
Ghajar gehörte bis zum Sechstagekrieg 1967 und dem Beginn der israelischen
Besetzung zu den syrischen Golanhöhen. 1981 annektierte Israel die
Golanhöhen und das Dorf, dessen Bewohner Alawiten sind. Im Gegensatz zu den
Drusen auf den Golanhöhen haben die meisten Leute von Ghajar die
israelische Staatsbürgerschaft akzeptiert. Für die gut 2.000 Bewohner von
Ghajar wäre der Abzug eine Katastrophe, denn der würde ihr Dorf teilen.
Die Teilung des Dorfes geht auf das Konto der UNO, die nach dem einseitigen
Truppenabzug Israels aus dem Libanon im Sommer 2000 eine Abzugslinie oder
"blaue Linie" festlegte. Heute leben etwas mehr als 1.500 Menschen im
Norden des Dorfes und gut 700 im Süden.
Problematisch wurde die Teilung mit der UN-Resolution 1701, die den
Libanonkrieg im Jahr 2006 beendete und die den Rückzug von Israels Truppen
auf die südliche Seite der "blauen Linie" vorsieht. "Wir hätten nichts
dagegen, wenn das ganze Dorf, einschließlich unserer Ländereien, an den
Libanon geht", sagt Najeeb Khatib, der seit gut einem Vierteljahrhundert
als Sprecher von Ghajab fungiert. Eine Teilung des Dorfes lehnen die
Bewohner ab. Khatib spricht von einer "virtuellen Linie", die das Dorf,
"das zu Syrien gehört", nun in einen libanesischen und einen syrischen Teil
trennt. Seit zehn Jahren dürfen nur Bewohner das Dorf betreten, das als
geschlossene Militärzone gilt.
Dem Vorschlag der UNO zufolge würde die Unifil für die Bewachung des Dorfes
im Norden zuständig sein, während der Süden weiter unter Kontrolle des
israelischen Militärs bleibt. In den israelischen Medien sorgte die
Entscheidung des Sicherheitskabinetts für Irritation. Barak Ravid von
Ha'aretz etwa wundert sich, dass Regierungschef Benjamin Netanjahu bereit
ist, "Unifil die Verantwortung dafür zu übertragen, das Eindringen von
Terroristen und Verbrechern aus dem Libanon zu verhindern", obwohl der
Ministerpräsident mehrfach erklärt habe, dass sich Israel bei der Bewachung
der Grenzen nicht auf internationale Truppen verlassen könne.
18 Nov 2010
## AUTOREN
(DIR) Susanne Knaul
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