# taz.de -- Sarah Palins neue Reality-Show: Heilbutt, Foxtrott und die Palins
       
       > Jetzt hat die ultrakonservative US-Politikerin auch noch eine
       > Reality-TV-Show. Sie bietet gähnende Langeweile vor großartiger Kulisse.
       > Und allerlei Tea-Party-Weisheiten.
       
 (IMG) Bild: Gleich geht's zur Jagd: Sarah Palin wartet nur noch auf ihren Mann Todd, bevor es mit dem Boot zum Fischen geht.
       
       WASHINGTON taz | Sarah und Bristol Palin sind auf allen Kanälen. Die Mutter
       eröffnet die Woche mit dem zweiten Teil ihrer TV-Reality-Show "Sarah Palins
       Alaska". Darin geht es um sie: beim Tontaubenschießen. Im Wohnmobil. Im
       Fischerboot. Die Tochter tanzt am Montag erneut vor dem Millionenpublikum
       von "Dancings with the Stars". Die Mutter stellt am Dienstag ihr jüngstes
       Buch vor: "America by Heart - Gedanken über Familie, Glaube und Flagge".
       Und die Mutter ist über die ganze Woche verteilt bei Fox News zu hören.
       Schließlich wird sie von dem rechten TV-Sender als politische Kommentatorin
       bezahlt.
       
       Bei der Medienoffensive wird die langfristige Absicht von Sarah Palin immer
       klarer: Die Ex-Gouverneurin von Alaska und
       Ex-Vizepräsidentschaftskandidatin des Republikaners John McCain will
       Präsidentin der USA werden. Ob sie Barack Obama besiegen könne, hat eine
       Fernsehmoderatorin vergangene Woche gefragt. Und Sarah Palin hat
       selbstbewusst geantwortet: "Ich glaube schon."
       
       Damit hat sie selbst ihren einstigen Gegenspieler, den Vizepräsidenten und
       Demokraten Joe Biden, ins Stottern gebracht. Der bricht erst in schallendes
       Gelächter aus, als er den Satz kommentieren soll. Sagt dann: "Ich glaube
       nicht, dass sie Präsident Obama schlagen könnte." Und korrigiert sich im
       nächsten Atemzug selbst: "Aber sie wird immer unterschätzt."
       
       Die Meinungsumfragen geben Sarah Palin als Präsidentschaftskandidatin keine
       Chance. Doch beim Fernsehpublikum schlägt sie alle Rekorde. Als ihre
       Reality-Show am 15. November startet, guckten fünf Millionen Menschen zu.
       Es ist die höchste Einschaltquote in der Geschichte des Kabelsenders TLC.
       An insgesamt acht Sonntagabenden wird Sarah Palin sich dort produzieren.
       Eingebettet zwischen Werbung und einer anderen TV-Reality-Show, die gleich
       im Anschluss läuft und ein positives Bild von einem US-amerikanischen
       Polygamisten und seinen vier Frauen zeichnet.
       
       "Sarah Palins Alaska" bietet die gähnende Langeweile von Familienvideos.
       Vor großartiger landschaftlicher Kulisse. Mit Bären, einem Wal, der Wellen
       ins Meer schlägt, und einem Heilbutt, den die Politikerin persönlich
       erschlägt. Zwischen der vorgeführten Normalität in der Familie Palin, in
       der der kaugummikauende Gatte Todd immer dabei ist, verbreitet Sarah Palin
       ein wenig Ideologie. Schwärmt vor der harten und einsamen Arbeit der
       Heilbuttfischer und dem "gesündesten Menschenverstand" von Todd. Und davon,
       dass ihre Familie "völliger Durchschnitt" sei.
       
       All das sind Botschaften der Tea-Party-Bewegung: Sie sind gegen
       "Washington" gerichtet, gegen eine intellektuelle und denkende Elite. Und
       stattdessen nah am tiefen Amerika. In Alaska ist Palin damit bei den
       Zwischenwahlen gescheitert. Ihr Kandidat, der Tea-Party-Mann Joe Miller,
       fiel bei den Wählern durch.
       
       Stattdessen hat die Republikanerin Lisa Murkowski gewonnen, die im
       Alleingang - ohne Rückendeckung der Partei - an ihrer Kandidatur festhielt.
       Doch landesweit bleibt Sarah Palin in den rechten Kreisen so populär, dass
       selbst ihre mittelmäßig tanzende 20-jährige Tochter davon profitieren kann.
       Bristol fehlt die Leichtigkeit vieler Mitbewerber, die die Juroren von
       "Dancing with the Stars" besser bewertet haben. Doch das große Publikum hat
       Bristol Palin vom Computer aus in die Endrunde des TV-Tanzwettkampfes
       befördert. In Blogs der Tea Party rühmen sich Internauten, dass sie
       hunderte Male für die Palin-Tochter geklickt haben.
       
       In der republikanischen Partei, wo viele in den Startlöchern für eine
       Präsidentschaftskandidatur hocken, hat der Medienerfolg der 46-jährigen
       Sarah Palin viele verstummen lassen. Offene Kommentare zu ihrer
       Herausforderung Obamas sind selten. Einer kam in diesen Tagen von der
       früheren First Lady Barbara Bush. Sie hat gesagt, Palin sehe fantastisch
       aus. Und wirke sehr glücklich in Alaska. Sie hoffe, fügte Barbara Bush
       maliziös hinzu, dass Palin in Alaska bleibe.
       
       22 Nov 2010
       
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 (DIR) Dorothea Hahn
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