# taz.de -- Irland unter dem EU-Rettungsschirm: Streit um die Steuerprivilegien
> Bislang galt Irland als Steueroase für Unternehmer. Jetzt wäre
> Gelegenheit, das zu ändern. Doch bisher lehnt die irische Regierung das
> rigoros ab.
(IMG) Bild: Sollte Irland seinen Status aus Steueroase für Unternehmen verlieren, könnten bald noch mehr Büroräume leerstehen.
BERLIN taz | Nachdem Irland unter den EU-Rettungsschirm geschlüpft ist,
wird hart über die Auflagen der Hilfen debattiert. Vor allem die
Forderungen nach einem Ende der irischen Niedrigsteuerpolitik mehren sich.
Bislang lehnt die irische Regierung aber jedes Antasten der
Unternehmensteuer rigoros ab.
Irland hat mit 12,5 Prozent den drittniedrigsten Unternehmensteuersatz in
der EU und den niedrigsten in der Eurozone. Zum Vergleich: Gleich nebenan,
bei den englischen Nachbarn, werden 28 Prozent fällig, in Deutschland rund
30 Prozent.
Irland hatte den niedrigen Steuersatz 1997 eingeführt, um die
wirtschaftliche Unabhängigkeit des einstigen Armenhaus Europas zu stärken
und ausländische Investoren anzulocken. Der Plan ging auf: Vor allem
amerikanische Großkonzerne wie Google, Microsoft, Intel oder Ebay haben
Standorte auf der Insel und dem Land zehntausende Jobs beschert.
"Wenn man Irland jetzt in der Krise zu höheren Unternehmenssteuern zwingt,
nimmt man dem Land den wichtigsten Wachstumsmotor", sagt Alexander Graf
Lambsdorff (FDP), Mitglied im Europaparlament. Es sei klar, dass Irland
seine Einahmen und Ausgaben in den Griff bekommen müsse - aber wie, das sei
Ländersache. Die EU-Länder hätten unterschiedliche Stärken und Schwächen
und bräuchten daher den Spielraum des innereuropäischen Steuerwettbewerbs.
"Es ist doch sehr verwunderlich, dass ausgerechnet in Deutschland jetzt
Stimmen laut werden, die Eingriffe in die irische Steuerpolitik fordern -
wo wir doch sonst immer auf unsere Freiheit pochen", sagte Lambsdorff der
taz.
Stimmen wie die von Monika Hohlmeier (CSU), Mitglied im europäischen
Haushaltsausschuss und im Sonderausschuss für die Wirtschafts- und
Finanzkrise: "Es kann nicht sein, dass EU-Länder mit höheren Steuersätzen
jetzt für ein Land einspringen, das nicht zuletzt durch seine niedrigen
Steuersätze in die Misere geraten ist." Hohlmeier fordert eine langsame
Anpassung der irischen Unternehmensteuer.
Noch einen Schritt weiter geht Sven Giegold, Koordinator der Grünen/EFA im
europäischen Wirtschafts- und Währungsausschuss. Er spricht sich für eine
Anhebung des Steuersatzes auf 25 Prozent aus. "Klar tut das den Iren weh
und kostet vielleicht auch ein paar Jobs, aber das irische Wachstum basiert
nicht auf ehrlicher Arbeit, sondern darauf, dass die größeren Länder dafür
bluten."
Es müsse mit den Privilegien einzelner EU-Länder aufgeräumt werden, denn
die boykottierten immer wieder die Idee einer gemeinsamen Währungs- und
Binnenmarktpolitik. "Dass Irland nun zum Hilfeempfänger wird, ist eine
einmalige Gelegenheit dafür", sagt Giegold.
Über die Auflagen für die Hilfen muss Dublin nun mit Experten der
EU-Kommission, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen
Zentralbank (EZB) verhandeln.
23 Nov 2010
## AUTOREN
(DIR) Manuela Heim
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