# taz.de -- Atomwaffenbau in Nordkorea: Stoff für acht Bomben
       
       > Die Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und Nordkorea stocken. Das
       > hindert Nordkorea aber nicht, weiter an atomarer Technik zu arbeiten.
       
 (IMG) Bild: Sinnbild für Atomwaffentests: das Mururoa Atoll im Südpazifik. Die französische Regierung zündete hier in 30 Jahren fast 200 Bomben.
       
       PEKING taz | Als der amerikanische Atomwissenschaftler Sebastian Hecker
       kürzlich Nordkorea besuchte, hatten seine Gastgeber eine Überraschung für
       ihn parat: Sie zeigten ihm eine nagelneue Fabrik zur Anreicherung von Uran,
       das als Grundstoff für den Bau von Bomben ebenso wie für zivile Zwecke
       genutzt werden könnte. Er habe "Hunderte und Aberhunderte" von Zentrifugen
       und einen "ultramodernen Kontrollraum" gesehen, berichtete Hecker am
       vorigen Wochenende der New York Times. Die Nordkoreaner hätten ihm erklärt,
       dass sie bereits 2.000 dieser Zentrifugen installiert und in Betrieb
       gesetzt hätten.
       
       Damit hatte es das nordkoreanische Regime wieder einmal geschafft, die Welt
       in Erstaunen zu versetzen: Denn in der alten Atomanlage von Yonbyong, wo
       Hecker in einem von außen heruntergekommenen Gebäude die neue Uranfabrik
       besichtigen durfte, waren beim letzten Besuch ausländischer Experten im
       vorigen Jahr keine Hinweise auf neue Aktivitäten zu entdecken.
       
       Zudem bestätigte der US-Forscher Informationen amerikanischer
       Geheimdienste: Nordkoreanische Techniker haben damit begonnen, einen neuen
       Leichtwasser-Reaktor zu errichten.
       
       Nun rätseln die Experten: Wie und woher konnten sich die Nordkoreaner das
       Know-how und die nötigen Maschinen besorgen? Denn Zentrifugen und deren
       Einzelteile dürfen nicht in das abgeschottete Land geliefert werden. Das
       fordern die Sanktionen des Weltsicherheitsrats, die nach den
       nordkoreanischen Atomtests in Jahren 2006 und 2009 verhängt wurden.
       
       Kritische Fragen wird sich vor allem die chinesische Regierung gefallen
       lassen müssen, denn sie hat es offenbar versäumt, die geheimen Transporte
       zu verhindern. In der Vergangenheit waren Zentrifugen aus Pakistan nach
       Nordkorea geliefert worden, womöglich mit Flugzeugen, die in China
       zwischenlandeten.
       
       Fachleute schätzen, dass Nordkorea Material für den Bau von acht bis zehn
       Atomsprengköpfen besitzt - allerdings auf der Basis von Plutonium, das aus
       den Brennstäben des in den achtziger Jahren von der Sowjetunion gelieferten
       Yongbyon-Reaktors gewonnen werden konnte.
       
       Festgefahren sind derweil die Abrüstungsverhandlungen. Die USA und
       Nordkorea werfen einander vor, Zusagen nicht einzuhalten. Am Dienstag traf
       Barack Obamas Sonderbeauftragter für Nordkorea, Stephen Boswell, in Peking
       ein, um über ein mögliches gemeinsames Vorgehen zu verhandeln.
       
       24 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jutta Lietsch
       
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