# taz.de -- Euro in der Krise: Kurse fallen trotz Irland-Hilfe
       
       > Irland erhält 85 Milliarden Euro Kredithilfen - 6,2 Milliarden Euro davon
       > kommen aus Deutschland. Doch die Spekulanten bleiben skeptisch. Der
       > Eurokurs sinkt weiter.
       
 (IMG) Bild: Das letzte Hemd für die Zinsrückzahlung? Nicht mit mir, tun derzeit viele Iren kund.
       
       Irland ist vorerst gerettet, doch die Finanzmärkte scheinen nicht
       überzeugt: Der deutsche Aktienindex DAX gab am Montag nach, und auch der
       Euro fiel weiter zum Dollar.
       
       Irland erhält Kredithilfen in Höhe von 85 Milliarden Euro. Die Laufzeit
       beträgt 7,5 Jahre. Darauf hatten sich die EU-Finanzminister bei einem
       Sondertreffen am Sonntagabend in Brüssel geeinigt. 22,5 Milliarden Euro
       stammen vom Internationalen Währungsfonds (IWF), ebenfalls 22,5 Milliarden
       steuert die Europäische Kommission bei.
       
       Weitere 17,5 Milliarden stemmen die Euro-Länder. Hinzu kommen bilaterale
       Kredite: Die Briten gewähren 3,8 Milliarden, die Schweden 598 Millionen und
       die Dänen 393 Millionen. Diese drei Staaten gehören zwar nicht zur
       Eurozone, beteiligen sich aber an den Hilfen, weil ihre Banken ebenfalls
       stark in Irland engagiert sind und nun vom Euro-Rettungsschirm profitieren.
       
       Deutschland wird Irland mit 6,2 Milliarden Euro helfen. Die Bundesregierung
       verleiht das Geld jedoch nicht direkt, sondern bürgt nur für einen Teil der
       internationalen Kredite.
       
       Allerdings nimmt die irische Regierung nicht nur Kredite im Ausland auf.
       17,5 Milliarden Euro des Rettungspakets stammen aus Irland selbst: Der
       staatliche Pensionsfonds wird mit 12,5 Milliarden Euro angezapft, die
       restlichen 5 Milliarden werden aus "anderen Barreserven" bestritten.
       
       Die Iren müssen Zinsen in Höhe von 5,83 Prozent zahlen, wie der irische
       Premier Brian Cowen ausgerechnet hat.
       
       Die Hilfskredite sind schon weitgehend verplant: 50 Milliarden Euro werden
       in den irischen Staatshaushalt fließen, um unter anderem Renten,
       Sozialleistungen, Bildungs- und Gesundheitskosten zu finanzieren.
       
       10 Milliarden Euro der Rettungskredite werden verwendet, um erneut die
       maroden irischen Banken zu stützen. Die restlichen 25 Milliarden fließen in
       einen "Notfallfonds". Auf diese Kreditzusagen soll nur zurückgegriffen
       werden, falls die irischen Banken noch mehr Geld benötigen.
       
       In einem strittigen Punkt konnte sich die irische Regierung durchsetzen:
       Die Körperschaftsteuer wird nicht erhöht. Sie liegt derzeit bei niedrigen
       12,5 Prozent, um ausländische Firmen anzulocken.
       
       Das Rettungspaket für Irland wird beim nächsten Treffen der
       EU-Finanzminister am 7. Dezember offiziell beschlossen. Die Kredite sollen
       in Raten fließen, wobei regelmäßig überprüft wird, ob sich die Iren auch an
       die Sparauflagen halten. In Irland stehen jedoch im Januar Neuwahlen an,
       und es gilt als sicher, dass die jetzige Regierung abgewählt wird. Noch
       wehrt sich die irische Opposition gegen den "nationalen Ausverkauf", wie
       Labour-Chef Eamon Gilmore die internationalen Kreditzusagen nannte.
       
       Die europäischen Finanzminister einigten sich zudem auf Kernpunkte, wie ein
       europäischer Krisenmechanismus aussehen könnte, wenn der derzeitige
       Euro-Rettungsschirm 2013 endet. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte
       wiederholt gefordert, dass künftig auch die privaten Gläubiger an den
       Rettungskosten beteiligt werden sollten.
       
       Die EU-Finanzminister beschlossen ein zweistufiges Modell, das sich an den
       Umschuldungsklauseln orientiert, die bei IWF-Hilfen für Schwellenländer
       gelten. Bei vorübergehender Geldnot eines Euro-Landes würden nur die
       Laufzeiten der Anleihen verlängert. Falls ein Staat wirklich auf die Pleite
       zusteuert, müssten die Gläubiger einem "Haircut" zustimmen, also auf einen
       Teil ihrer Forderungen verzichten. Diese Klauseln sollen ab 2013
       vertraglich bei allen neu emittierten Euro-Staatsanleihen verankert sein.
       Manche Analysten fürchten allerdings, dass eine vertraglich geregelte
       Beteiligung der Gläubiger die Risikoaufschläge bei gefährdeten Staaten noch
       weiter nach oben treiben könnte.
       
       29 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulrike Herrmann
       
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