# taz.de -- Neuer Bericht der UN-Experten: Schmuggel und Terror im Ostkongo
       
       > Ein neuer UN-Expertenbericht enthüllt dunkle Geschäfte illegaler Milizen
       > aus Ruanda, Burundi und Uganda im Ostkongo. Er übt scharfe Kritik an
       > Kongos Regierungsarmee.
       
 (IMG) Bild: Soldaten der kongolesischen Regierungsarmee in Kinshasa.
       
       KAMPALA taz | Zwei Flaschen Uran-Staub, vier Flaschen flüssiges Quecksilber
       und zwei Flaschen Radium - diese gefährlichen Substanzen gehören laut dem
       neuesten Bericht der UN-Expertengruppe zur Überwachung der Sanktionen gegen
       bewaffnete Gruppen im Osten der Demokratischen Republik Kongo zum
       Verkaufssortiment der ruandischen Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur
       Befreiung Ruandas).
       
       Als Beweis liefern die UN-Experten in [1][dem Bericht], der am Montag abend
       veröffentlicht wurde, Fotos eines verplombten Kanisters sowie die Aufnahme
       einer SMS: "Ich habe eine Flasche Uran, das ich dir verkaufen kann". Die
       Ermittler hatten sich als potenzielle Kaufinteressenten ausgegeben. Als die
       UN-Experten das Uran abschlugen, habe der Mittelsmann, ein bekannter
       Goldhändler aus der Stadt Bukavu, den Kanister zu einem ruandischen Pastor
       in der Region Kalehe gebracht, so der Bericht.
       
       Die UN-Expertengruppe enthüllt in ihrem jüngsten Bericht die neuesten
       Machenschaften nicht nur der Rebellengruppen im Ostkongo, sondern auch der
       kongolesischen Regierungsarmee und ausländischer Milizen. Agathon Rwasa,
       Führer der einstigen burundischen Hutu-Rebellenarmee FNL (Nationale
       Befreiungskräfte) in Burundi, Agathon Rwasa, formiere seine in Burundi
       ffiziell aufgelöste Miliz in den Wäldern der ostkongolesischen Provinz
       Süd-Kivu neu.
       
       Die FNL hatten 2009 ihre Waffen abgegeben und beteiligten sich als
       politische Partei an Burundis Präsidentschaftswahlen im Juni zu beteiligen.
       Doch wenige Tage vor der Wahl war Rwasa plötzlich verschwunden. Nun haben
       die UN-Ermittler ihn aufgespürt: Der Rebellenführer remobilisiere und
       rekrutiere Kämpfer in der Region um Uvira, nahe der Grenze zu Burundi. 700
       Milizionäre hätten sich bereits angeschlossen. Rwasa habe zudem seine alten
       Kontakte zur FDLR wieder aufgenommen und bilde mit der ruandischen
       Hutu-Miliz Allianzen.
       
       Die UN-Ermittler recherchierten auch das internationale Finanznetzwerk der
       ugandischen Muslim-Rebellen ADF (Vereinigte Demokratische Kräfte), die sich
       seit mehr als einem Dutzend Jahren im Rwenzori-Gebirge entlang der Grenze
       zwischen Uganda und Ostkongo verschanzen. Der ugandische Geheimdienst hatte
       die ADF für die von somalischen Islamisten verübten Selbstmordattentate
       während des Endspiels der Fußball-WM in Ugandas Hauptstadt Kampala
       verantwortlich gemacht.
       
       Tatsächlich wollen die UN-Experten Beweise für Kontakte der ADF zu Al-Qaida
       entdeckt haben. Zwei Pakistanis und zwei Marokkaner hätten ADF-Kämpfer
       ausgebildet, so der Bericht unter Berufung auf ehemalige ADF-Kommandeure.
       Gelder seien aus London in den Dschungel transferiert worden.
       
       Ungewöhnlich harsche Kritik üben die Ermittler an Kongos Regierungsarmee,
       die in dem Bericht selbst als illegale bewaffnete Gruppe im eigenen Land
       beschrieben wird. Kommandeure hätten sich von der Befehlsstruktur
       selbstständig gemacht und würden illegal Dörfer überfallen, Rohstoffe
       plündern und Frauen und Mädchen vergewaltigen.
       
       Kongos Armeesprecher Maj Silvain Ekenge erklärte gegenüber der BBC, dies
       sei alles nicht wahr. Der UN-Sicherheitsrat in New York hat nun das Mandat
       der UN-Expertengruppe sowie das geltende Waffenembargo gegenüber
       bewaffneten Gruppen im Kongo um ein weiteres Jahr verlängert.
       
       30 Nov 2010
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://daccess-dds-ny.un.org/doc/UNDOC/GEN/N10/615/06/PDF/N1061506.pdf?OpenElement
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schlindwein
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
       
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