# taz.de -- Feuer im Carmelgebirge unter Kontrolle: Noch liegt Brandgeruch in der Luft
       
       > Mit internationaler Hilfe ist es gelungen, den Großbrand in Israel
       > einzudämmen. Mehr als 40 Menschen kamen ums Leben. Jetzt wird das
       > Versagen der Feuerwehr zum Thema.
       
 (IMG) Bild: Israelische Feuerwehrmänner schlafen am Straßenrand, die Brandkatastrophe ist unter Kontrolle.
       
       HAIFA taz | "Ich bin so gut wie wach", murmelt ein Soldat, der sich samt
       Schlafsack in die Schaufel seines Bulldozers gelegt hat, um für ein paar
       Minuten auszuruhen. Seit Donnerstag ist seine Truppe im Einsatz. In der
       Nähe des Kibbuz Beit Oren stehen die Raupen und Bulldozer, die am Boden die
       Arbeit der Löschflugzeuge in den letzten Tagen begleiteten.
       
       Erst seit Sonntagfrüh ist abzusehen, dass die Flammen, die mehr als 40
       Menschen das Leben kosteten und Millionen von Bäumen abfackelten, endlich
       unter Kontrolle gebracht werden konnten. Noch liegt beißender Brandgeruch
       in der Luft. Hier und dort steigen Rauchwolken auf, die umgehend von
       kleinen Löschflugzeugen erstickt werden. Der eigens aus den USA
       eingeflogene "Super Tanker", der 80.000 Liter mit Chemikalien versetztes
       Wasser laden kann, kam nach stundenlanger Verzögerung gestern nur zweimal
       zum Einsatz.
       
       "Kleine Schweiz" heißt ein Naturschutzgebiet im Carmelgebirge, in dem nur
       noch Baumgrüppchen stehen zwischen den grauen Ascheflächen und bis auf den
       Stumpf heruntergebrannten Pinien. Im Vergleich zu den Brandkatastrophen in
       Australien macht der Großbrand in Israel kaum viel her. Nur sind die
       Dimensionen für den kleinen Staat, in dem ein zehn mal zehn Kilometer
       großes Landstück schon eine riesige Fläche darstellt, andere.
       
       Fast jeder Baum ist von Menschenhand gepflanzt worden, viele tragen sogar
       einen Namen - den ihres Spenders. Einen Baum für Israel zu pflanzen gilt
       als zionistischer Akt. Von 40 Jahren ist die Rede, die es dauern wird, um
       den alten Bestand wiederherzustellen. Für das Land, das gerade 61 geworden
       ist, eine unendlich lange Zeit.
       
       Unermüdlich legen drei in einer Reihe fliegende gelbe Sportflugzeuge noch
       bis zum Nachmittag die fünf oder sechs Kilometer zwischen Gebirge und
       Mittelmeer zurück, tauchen ihren Tank ins Wasser und machen sich erneut
       auf, um die letzte Glut zu löschen und eventuelle neue Brandherde zu
       finden. Sicherheitskräfte halten die Zufahrtsstraße zum Kibbuz Beit Oren
       gesperrt, wo trotz des polizeilichen Räumungsbefehls einige Kibbuzniks die
       Nacht verbrachten, um selbst neue Brandstellen löschen zu können. Nur so
       habe größerer Schaden vermieden werden können, sagen die Kibbuzniks, die
       sich mit gutem Grund nicht auf die Feuerwehr verlassen wollten.
       
       Schon tönt der Ruf nach einer staatlichen Untersuchungskommission, die das
       Versagen der Feuerwehr vor allem am Anfang des Großbrandes im Detail
       aufdecken soll. Die Sicherheitskräfte hatten kostbare Stunden verstreichen
       lassen, bevor sie auf den Alarm eines Fluglehrers reagierten.
       Nichtsdestrotrotz lobte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gestern
       während der Regierungssitzung, die eigens in das Carmelgebirge verlegt
       wurde, die Arbeit der Sicherheitskräfte. Netanjahu kündigte an, der Staat
       werde für Schäden aufkommen, die die Versicherungen nicht beglichen.
       
       Neben dem Kibbuz Beit Oren hat vor allem das Künstlerdorf Ein Hod unter den
       Flammen gelitten. Für den Laien unerklärlich ist, dass mal ein komplettes
       Haus abgebrannt ist, mal nur ein Vorgarten oder ein Schuppen, während
       direkt daneben Gebäude vom Feuer verschont blieben.
       
       Mit einem Schrecken davongekommen sind die Drusen aus Ussafiyeh. Die
       Flammen reichten buchstäblich bis an die Ortsgrenze heran, verschonten die
       Häuser aber dann doch. Aus diesem Drusendorf stammen die beiden
       mutmaßlichen Verantwortlichen für die Katastrophe. Die beiden 14- und
       16-jährige Brüder sollen im Wald, unweit von Ussafiyeh, ein von ihnen
       angezündetes Lagerfeuer nicht ordentlich gelöscht haben.
       
       "Denen würde ich die …", beginnt einer der Soldaten, bevor ihn sein Kamerad
       davon abhält, den Satz zu beenden. Lebenslängliche Haftstrafen für
       Brandstifter forderte ein Politiker, vermutlich um aus der landesweiten
       Frustration über den Waldbrand Kapital schlagen zu können. Sollten sich die
       beiden drusischen Brüder tatsächlich als die Übeltäter erweisen, müssen sie
       kaum mit allzu strengen Strafen rechnen. Zum einen sind sie minderjährig,
       zum anderen handelten sie fahrlässig.
       
       5 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
 (DIR) Susanne Knaul
       
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       die Türkei sagte Hilfe zu.