# taz.de -- Chrome als Online-Shop: Google browst voran
       
       > Mit einem eigenen Laden für Online-Software will Google den PC-Markt
       > aufmischen. Er erinnert stark an Apples iTunes-Store fürs iPhone und
       > iPad, funktioniert aber anders.
       
 (IMG) Bild: Seltsam uninspiriert: Chrome Web Store.
       
       Der Netzkonzern Google hat mit dem Verkauf von Internet-Anwendungen
       begonnen. Dazu startete der Konzern am Dienstagabend mit dem [1][Chrome Web
       Store] eine eigene Plattform, die in den firmeneigenen Browser [2][Chrome]
       integriert ist. Der Software-Shop erlaubt das Herunterladen von Programmen,
       die dann innerhalb von Chrome aktiviert werden können und sich wie "echte"
       Anwendungen verhalten sollen.
       
       Auf den ersten Blick dürfte der Chrome Web Store vielen Nutzernbekannt
       vorkommen. Optisch erinnert das zunächst auf den US-Markt ausgerichtete
       Angebot sehr stark an Apples in iTunes-Shop für iPhone und iPad. Blogger
       wie der Apple-Experte John Gruber [3][lästerten] denn auch: "Der
       Chrome-Laden hat ein sehr innovatives Design: Die Bestseller-Listen sind
       auf der linken statt auf der rechten Seite."
       
       Das Angebot unterteilt sich in kostenlose und Bezahl-Programme. Wo bezahlt
       werden muss, ähneln die Preise denen im App Store. Kurz nach Start
       verkaufzte sich eine Kinderlieder-Jukebox am besten, für die der Hersteller
       rund 2 (1 Euro 50) Dollar verlangt, Platz zwei belegte eine ebenso teure
       Lernsoftware. Die Installation sei "sicher, einfach und in einer Sekunde
       erledigt", wirbt Google.
       
       Auf einer Pressekonferenz in San Francisco erläuterten Manager den für
       Google neuen Ansatz, Web-Anwendungen nun auch zu verkaufen. Man wolle es
       Nutzern erleichtern, Angebote im Netz zu entdecken und Anbietern von
       Inhalten helfen, ihre Produkte zu "monetarisieren". Für den Endnutzer
       dürfte das anfangs schwer verständlich bleiben: Warum sollte er etwa eine
       "New York Times"-Chrome App kaufen, wenn er zum Besuch der Zeitung einfach
       nur in der Eingabezeile "nytimes.com" eintippen muss?
       
       Google ficht das nicht an: Apps hätten viele Vorteile, etwa die
       Möglichkeit, eine Zeitung offline zu lesen. Zudem soll es dank verbesserter
       Technik möglich sein, auch grafisch anspruchsvolle Spiele im Browser zu
       nutzen.
       
       Neben dem Chrome Web Store soll es in einigen Monaten auch erste Geräte
       geben, die allein mit einem Webbasierten Betriebssystem laufen, das auf dem
       Chrome-Browser aufsetzt. Google nennt diese Technik "Chrome OS". Sie wurde
       bereits im Juli 2009 [4][groß angekündigt], danach blieb es zunächst
       reichlich ruhig. Am Dienstag gab es neue Details. Der Start hängt von
       Hardware-Herstellern ab, die Geräte für Google bauen sollen. Einen
       "Google-Computer", von dem zuvor unter IT-Bloggern die Rede war, wird es
       nicht geben.
       
       Interessierte Firmen und Entwickler sollen Chrome OS-Prototypen erhalten,
       zum Beispiel Netbooks, eventuell auch Tablett-Computer, die speziell an das
       Betriebssystem angepasst werden sollen. Daran habe die Industrie großes
       Interesse, so Google bei der Vorstellung. Wer kein Experte ist, wird Chrome
       OS nicht einfach herunterladen und installieren können; dafür werden
       spezielle PCs benötigt. Zu den ersten Anbietern von Chrome-OS-Rechnern
       sollen Samsung und Acer gehören, auf dem US-Markt ankommen soll das System
       in der ersten Jahreshälfte 2011.
       
       Google hat mit Chrome OS einstrategisches Problem. Ab Frühjahr 2011 soll
       eine neue Version des Smartphone-Betriebssystems Android - Codename:
       "Honeycomb" - auf den Markt kommen, das speziell für Tablett-Computer
       angepasst wurde und erstmals Apples iPad direkte Konkurrenz macht.
       "Honeycomb"-Anwendungen werden keine reinen Web-Apps sein, sondern speziell
       für die Plattform entwickelte Programme. Da es erste Hardware-Hersteller
       gibt, die erwägen, Android auch auf Netbooks zu verwenden, stellt sich die
       Frage, wie lange sich das Interesse am lange verzögerten Chrome OS hält.
       
       Google-Manager Sundar Pichai betonte, ein Chrome OS-Rechner sei "das Web",
       wohingegen Android als mobiles Betriebsystem in eine andere Richtung weise.
       Google wolle beide Ansätze weiterverfolgen, denn es sei gut, eine Auswahl
       zu haben.
       
       8 Dec 2010
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://chrome.google.com/webstore/
 (DIR) [2] /1/netz/netzgeraete/artikel/1/chrome-ueberholt-safari-auch-in-den-usa/
 (DIR) [3] http://daringfireball.net/linked/2010/12/07/chrome-app-store
 (DIR) [4] /1/zukunft/konsum/artikel/1/browser-wird-betriebssystem/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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