# taz.de -- "Grüne" Suchmaschine Ecosia: Suchen für den Regenwald
       
       > Ecosia geht mit einer neuen Version online. Die "grüne" Suchmaschine will
       > innerhalb von einem Jahr 123.000 Euro für ein Regenwaldprojekt gesammelt
       > haben.
       
 (IMG) Bild: Die Suchmaschine Ecosia will die Abholzung des Regenwalds (hier im Amazonasgebiet) verhindern.
       
       Ab dem 14. Dezember gibt es eine relaunchte, neue Version der Suchmaschine
       [1][Ecosia]. Die sogenannte grüne Suchmaschine gibt es seit einem Jahr. Zum
       Geburtstag lobt sie sich selbst und ihre Nutzer: In nur zwölf Monaten
       [2][habe man es geschafft], 123.000 Euro für ein Regenwaldschutzprojekt des
       World Wide Fund For Nature (WWF) im brasilianischen Juruena-Nationalpark zu
       sammeln.
       
       Ecosias Spenden investiert der WWF in den Schutz von brasilianischem
       Regenwald. Auf der alten Ecosia-Seite hieß es zuletzt, dass mithilfe von
       119.403.027 Suchanfragen bereits 237.412.295 Quadratmeter Regenwald
       "gerettet" worden seien. Das hieße: pro Suchanfrage zwei Quadratmeter
       Regenwald.
       
       Ecosia wendet sich, gemäß dem Image als "grüne Seite", an "Befürworter
       einer Nachhaltigkeit", die ihrer Suche im Web einen "ökologischen
       Zusatznutzen" verleihen wollen. Langfristiges Ziel sei es, die
       CO2-Gesamtbilanz zu senken: Die Entwaldung des Regenwaldes ist laut Ecosia
       zu einem Fünftel für den zu hohen Gehalt von Kohlenstoffdioxid in der
       Atmosphäre verantwortlich. Deswegen würden mindestens 80 Prozent der
       Einnahmen an die WWF-Nationalpark-Projekte Juruena und [3][Tumucumaque]
       gespendet. Jana Kroll, Pressesprecherin des von Christian Kroll gegründeten
       Unternehmens, sagt, "dass wirklich alles für den Regenwald gespendet"
       würde.
       
       Allerdings sind damit nicht die Gesamteinnahmen an Spenden gemeint. Von
       denen geht ein Anteil an die Server der Konkurrenz von [4][Bing] und
       [5][Yahoo], mit deren Suchpower Ecosia an den Start gegangen ist. Mehr als
       die Hälfte der Sucheinnahmen von Bing und Yahoo wiederum gehen an Ecosia.
       Ecosia ist es allerdings vertraglich untersagt, hier genaue Zahlen zu
       nennen. "Wir versprechen unseren Usern aber, dass mehr als die Hälfte der
       Einnahmen bei Ecosia bleibt", so Jana Kroll, die Schwester des
       Firmengründers. Davon gibt Ecosia 80 Prozent an den WWF weiter,
       
       Ecosia ist bei weitem nicht die erste Suchmaschine, die sich auf einen
       "guten Zweck" beruft. Andere Suchmaschinen, die sich nach ihren Angaben aus
       sozialem oder ökologischem Engagement gegründet haben, heißen [6][Umlu.de],
       [7][Forestle.org], [8][Znout.de], [9][Ecocho.eu], [10][GoodSearch.com],
       [11][Ecosearch.org] oder [12][Greenmaven.com]. Aus diesem Grund hatte das
       Userforum [13][Greencomputing] auf die Ecosia-Einführung mit Skepsis
       reagiert. Es gehe hierbei offensichtlich auch um Marktstärke, so die Nutzer
       im Forum.
       
       Kritik wurde bei Greencomputing auch daran laut, dass Bing keine
       CO2-neutralen Server verwendet. "Das die Bing-Server nicht auf Ökostrom
       laufen, wissen wir", so Jana Kroll. Daher soll in der neuen Ecosia-Version
       versucht werden, diesen Anteil auszugleichen.
       
       Die Suchmaschine selbst bezeichnet ihr Programm als "Social Business". Als
       Social Business gelten Unternehmen, die mit einer ökologischen oder
       sozialen Zielsetzung gegründet wurden und profitabel sind. Die Idee von
       Social Business geht vor allem zurück auf Muhammad Yunus. Der Ökonom aus
       Bangladesch hatte 2006 für seine Idee der "Mikrokredite" den
       Friedensnobelpreis verliehen bekommen. Viele Firmen, die sich heute als
       Social Business bezeichnen, sind im Grunde klassische NGOs, die nun
       verstärkt auf Profitorientierung setzen.
       
       Angesichts dieser Entwicklung sprechen Kritiker auch von "Greenwashing".
       Greenwashing bezeichnet die Beschönigung von wirtschaftlichen Interessen
       mit einem sozialen oder ökologischen Deckmantel. Einheitliche
       Zertifizierungen, die diesem Vorwurf entgegen wirken könnten, gibt es
       nicht, weder für "Social Business", noch für "Grüne Seiten". Einen
       "Certified Green Site"-Stempel kann man sich so auf beliebige Art und Weise
       besorgen. Oder ihn sich einfach selbst geben. So hat es auch Ecosia
       gemacht. "Da waren wir ganz frech", sagt Jana Kroll. Dementsprechend wäre
       eine Öko-Zertifizierung nur so viel wert ist wie die Glaubwürdigkeit der
       ausstellenden Organisation. Am Ende entscheidet die Loyalitätsbereitschaft
       der User.
       
       Ecosia wirbt für sich vor allem mit hohen Klickzahlen. So soll es bereits
       nach wenigen Wochen um die 300.000 Zugriffe täglich gegeben haben. Das
       kleine Unternehmen (1,5 feste und 10 freie Mitarbeiter) legt sein Gewicht
       generell auf Öffentlichkeitsarbeit. Das ist nachvollziehbar, hängt doch der
       Erfolg eines Projekts mit "einem guten Zweck" maßgeblich davon ab, wie die
       Idee dieses Zwecks mit guter Werbung verknüpft wird.
       
       14 Dec 2010
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://ecosia.org
 (DIR) [2] http://20.ecosia.org/blog/?p=146&lang=de
 (DIR) [3] http://www.ecosia.org/project.php
 (DIR) [4] http://bing.com
 (DIR) [5] http://yahoo.com
 (DIR) [6] http://umlu.de
 (DIR) [7] http://forestle.org
 (DIR) [8] http://znout.de
 (DIR) [9] http://ecocho.eu
 (DIR) [10] http://goodsearch.com
 (DIR) [11] http://ecosearch.org
 (DIR) [12] http://greenmaven.com
 (DIR) [13] http://www.greencomputingportal.de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Claudia Krieg
       
       ## TAGS
       
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