# taz.de -- Gedenken: Wenig Interesse an Ramazan Avci
       
       > Die Türkische Gemeinde lädt zum Pressegespräch - und die Deutschen
       > bleiben weg.
       
 (IMG) Bild: Erleichterung nach 27 Jahren: Ramazan Avcis Witwe Gülistan Ayaz-Avci.
       
       Irgendwann, das war klar, musste das S-Wort fallen, ohne das derzeit nicht
       über Einwanderer geredet werden kann, sogar dann nicht, wenn sie selbst es
       sind, die reden. Man solle "diese undifferenzierte Diskussion" beenden,
       sagt also Hüseyin Yilmaz, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde Hamburg,
       und nennt dann den Namen des Ex-Politikers Thilo Sarrazin, der mit seinem
       muslim-feindlichen Bestseller "Deutschland schafft sich ab" das Land
       spaltet.
       
       Dabei geht es doch hier im Saal der Türkischen Gemeinde gar nicht um
       Einwanderer, die sich in die Sozialsysteme einschleichen, sondern um
       Ramazan Avci, der erschlagen wurde, weil Skinheads, die ihn gar nicht
       kannten, eine Wut hatten auf Türken. Neben Yilmaz, dem hanseatisch
       anmutenden Vorsitzenden in Nadelstreifen, sitzen rechts Avcis Witwe und
       links dessen Sohn Ramazan junior, und neben dem Sohn noch der Bruder des
       Ermordeten.
       
       25 Jahre ist die Tat her, die letztlich zur Gründung der Türkischen
       Gemeinde führte, deswegen hat man hierher eingeladen. Es ist eine Mischung
       aus Pressekonferenz und Gedenkstunde, der Sohn erzählt zuerst. Er habe erst
       mit elf oder zwölf davon erfahren, wie sein Vater gestorben sei, "keine
       Ahnung warum, wahrscheinlich damit ich keinen Nervenzusammenbruch kriege",
       sagt er, er ist nervös wegen der Presse, die bis auf die taz ausschließlich
       aus türkischen Medien besteht.
       
       Der Mutter fällt es schwer, darüber zu sprechen, sie redet auf türkisch,
       der Bruder des Ermordeten auch, er hatte den Jüngeren nach Deutschland
       geholt, 1980 war das. Yilmaz übersetzt, dann sagt er, dass die Forderungen
       von damals immer noch aktuell seien: Mitsprache, gleiche Chancen. "Ich
       hoffe, dass wir nicht noch mal 25 Jahre warten müssen", sagt er, dann
       überreicht er der Witwe einen Blumenstrauß. Die türkischen Journalisten
       fotografieren.
       
       17 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Wiese
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Erinnerung an rassistischen Mord: "Es hat mich krank gemacht"
       
       Gülistan Ayaz-Avcis Mann wurde 1985 in Hamburg von Neonazis getötet. Heute
       wird sie auf dem Ramazan-Avci-Platz sprechen.
       
 (DIR) Jahrestag: Ein erstes Opfer
       
       Vor 25 Jahren wurde Ramazan Avci in Hamburg von Nazi-Skins ermordet. Nun
       endlich soll eine Gedenktafel an ihn erinnern.