# taz.de -- Pannen beim neuen Personalausweis: Ausweise mit leeren Chips
       
       > Auf den neuen elektronischen Personalausweis muss man Wochen warten und
       > kann die neuen Funktionen nicht nutzen. Die technischen Probleme sorgen
       > für Protest.
       
 (IMG) Bild: Schon beim Nacktscanner wollte er ganz vorn mit dabei sein – und jetzt auch beim neuen Personalausweis: Innenminister de Maiziere.
       
       BERLIN taz Melanie Unruh ist genervt. "Bei uns warten die, die ihren neuen
       Ausweis in den ersten Novemberwochen bestellt haben, noch immer", sagt die
       Mitarbeiterin des Bürgeramts im nordrhein-westfälischen Lemgo. Andere
       müssten, wenn sie ihren Ausweis abholen wollen, wieder nach Hause geschickt
       werden. "Die Änderungsterminals, an denen wir die Ausweise überprüfen,
       stürzen ständig ab." Die BürgerInnen seien zu Recht verärgert. Statt
       Begeisterung rufen die elektronischen Personalausweise - auch ePersos
       genannt - bisher eher Frust hervor.
       
       "Ein kleiner Computer, der viel kann", so hatte Bundesinnenminister Thomas
       de Maizière (CDU) im Sommer den Ausweis noch angepriesen. Im eingebauten
       Chip werden die Personendaten abgelegt, die InhaberInnen können sich so
       online ausweisen.
       
       Gut sieben Wochen nach Einführung herrscht Ernüchterung. "Nicht optimal"
       sei der Start gelaufen, ließ der Minister jetzt über einen Sprecher
       erklären, wo er Kritik bisher strikt zurückgewiesen hat. Eine vorsichtige
       Formulierung angesichts der bekannt gewordenen Sicherheitslücken, der
       Lieferprobleme und der Tatsache, dass sich die angepriesenen neuen
       Funktionen noch gar nicht nutzen lassen.
       
       "Sehr merkwürdig" findet auch Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der
       fränkischen Stadt Würzburg, dass hunderte BürgerInnen seit sieben Wochen
       auf ihren Ausweis warten. Und wenn sie da sind, dauere die Bearbeitung
       schon mal bis zu 30 Minuten. In Freiburg gibt es noch andere Probleme. "Bei
       vielen Ausweisen, die wir bekommen haben, war der eingebaute Chip, das
       Herzstück des Ausweises, leer", so Sprecher Christoph Jessen. Sie wurden
       zurückgeschickt.
       
       Die Liste der Städte und Gemeinden, die sich über Startschwierigkeiten
       beschweren, ließe sich beliebig fortführen. Vielerorts sind bisher nur rund
       ein Drittel der beantragten Ausweise ausgehändigt.
       
       Tatsächlich bietet der ePerso viele Vorteile. In dem eingebauten Chip
       können freiwillig Fingerabdrücke und digitale Unterschrift gespeichert
       werden. Mit einem Lesegerät und der richtigen Software erlaubt das von zu
       Hause aus die Identifikation im Netz, etwa bei der Anmeldung des Autos im
       Internet oder beim Online-Shopping. All das ist aber noch Zukunftsmusik.
       
       Schon im Sommer gab es Kritik von Datenschützern und dem Chaos Computer
       Club. Die Lesegeräte seien nicht sicher vor Hackern. Nach der Einführung
       tauchten schnell die ersten Sicherheitslücken auf. Bei der Software etwa,
       die eine Onlinenutzung erst ermöglicht, deckte ein Hacker des Chaos
       Computer Club eine massive Sicherheitslücke auf. Schädliche Programme
       ließen sich auf die Computer der Nutzer schleusen. Das verantwortliche
       Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik nahm die Software vom
       Netz. Eine neue Version soll ab dem 3. Januar erhältlich sein, zunächst nur
       für Windows-Nutzer.
       
       Für die Lieferprobleme ist die Bundesdruckerei verantwortlich. "Es gab im
       November eine Parallelproduktion der neuen und alten Ausweise, da gab es
       anfangs erhebliche Probleme", sagt eine Sprecherin. Zudem sei die
       informationstechnische Struktur in deutschen Behörden heterogen, die
       Abstimmung problematisch. Bisher wurden 600.000 ePersos ausgeliefert, erst
       in dieser Woche habe sich die Produktion den Auftragseingängen angenähert.
       
       Franz-Reinhard Habbel vom Städte- und Gemeindebund wundert sich über die
       massiven Probleme. Er selbst hat seinen Ausweis nach sieben Wochen noch
       nicht bekommen. "Ich kann nur hoffen, dass es besser wird. Immerhin haben
       wir den Euro in Deutschland fast reibungslos eingeführt, da wird uns das
       doch auch gelingen."
       
       22 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Paul Wrusch
       
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