# taz.de -- Krise in der Elfenbeinküste: Drogba und Co. gegen die Gewalt
       
       > Fußballer Didier Drogba fordert, Gewalt auf der Straße zu meiden. Und
       > Reggaestar Alpha Blondy, im Wahlkampf noch Unterstützer Gbagbos, will,
       > dass dieser "elegant" zurücktritt.
       
 (IMG) Bild: Didier Drogba mahnt: "Wir wenden uns gegen jede Teilung des Landes, die zum Nachteil der realen Einheit unseres Volkes werden würde."
       
       BERLIN taz | "Wir alle sind verantwortlich für unsere Zukunft und ich rufe
       feierlich jeden Einzelnen von euch, jeden Verantwortungsträger, jeden
       Parteigänger dazu auf, jede Gewalt abzulehnen und alles zu tun, um eine
       ruhige und verantwortungsvolle Demokratie wiederherzustellen." Mit diesem
       Appell hat der ivorische Fußballstar Didier Drogba, wohl der weltweit
       berühmteste Bürger der Elfenbeinküste, in die täglich weiter eskalierende
       Krise in seinem Heimatland eingegriffen. "Wir wünschen uns, dass eine
       schnelle Lösung gefunden wird, damit es zu keiner Konfrontation auf der
       Straße kommt. Wir wenden uns gegen jede Teilung des Landes, die zum
       Nachteil der realen Einheit unseres Volkes werden würde."
       
       Der Starstürmer vom FC Chelsea in England meldet sich nur selten zur
       Politik der Elfenbeinküste zu Wort, aber die aktuelle Konfrontation in
       Abidjan zwingt ihn dazu. Laurent Gbagbo weigert sich weiterhin, das
       Ergebnis der Präsidentschaftswahl vom 28. November anzuerkennen und die
       Macht an seinen gewählten Nachfolger Alassane Ouattara zu übertragen. Die
       Elfenbeinküste ist zwischen einer von Rebellen kontrollierten Nordhälfte
       und dem von Gbagbo kontrollierten Süden um Abidjan geteilt. Ouattara und
       dessen Regierung sitzen unter UN-Schutz in einem Hotel am Rand von Abidjan,
       während in den Straßen der Metropole und anderen südivorischen Städten
       täglich Menschen getötet werden.
       
       Auf einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf zur Lage in der
       Elfenbeinküste legte die stellvertretende UN-Menschenrechtskommissarin
       Kyung Wha Kang eine neue erschreckende Bilanz der Gewalt vor: Allein
       zwischen dem 16. Dezember, als Ouattara erstmals zu Massendemonstrationen
       aufrief, und dem 21. Dezember seien Gbagbos Sicherheitskräfte für "173
       Morde, 90 Fälle von Folter und Misshandlung, 471 Festnahmen und 24 Fälle
       des Verschwindenlassens" verantwortlich gewesen. Weil Gbagbo die
       Bewegungsfreiheit des UN-Personals in Abidjan einschränke, könnten
       Informationen über Massengräber nicht verifiziert werden. Ein hochrangiger
       UN-Mitarbeiter sei mit vorgehaltener Waffe daran gehindert worden, "diesen
       Informationen nachzugehen". Die UN-Mission bestätigte gestern überdies die
       Präsenz liberianischer Milizionäre auf Seiten der Gbagbo-Truppen in
       Abidjan.
       
       Der aus dem ivorischen Süden stammende Drogba ist nicht der einzige
       prominente Ivorer, der sich jetzt gegen diese Zustände zu Wort meldet.
       Alpha Blondy, der Reggaestar, rief bereits vor einer Woche zur Anerkennung
       des Wahlsiegs von Ouattara auf. Armee und Rebellen sollten "sich
       zusammentun, um der Elfenbeinküste ein neues Blutbad zu ersparen", erklärte
       Blondy, der im Wahlkampf noch Gbagbo unterstützt hatte. Die ivorischen
       Politiker rief er auf: "Wenn ihr die Elfenbeinküste liebt, wie ihr es sagt,
       ist die Stunde gekommen, es uns zu beweisen". Ouattara solle seinen Sieg
       "in Bescheidenheit" annehmen, Gbagbo solle "Eleganz angesichts des harten
       Urteils der Wahlurnen" an den Tag legen. Der in Mali im Exil lebende
       Musiker Tiken Jah Fakoly rief ebenfalls Gbagbo dazu auf, "zur Vernunft zu
       finden, damit derjenige Präsident die Elfenbeinküste regiert, der von der
       Mehrheit der Ivorer gewählt wurde".
       
       Intellektuelle Unterstützer für Gbagbo machen sich derweil rar, auch wenn
       der gelernte Historiker Gbagbo mehrere Professoren davon hat überzeugen
       können, in seine neue Regierung einzutreten. An erster Stelle steht
       Premierminister Aké NGbo, der zuvor Diskussionsveranstaltungen rund um den
       50. Unabhängigkeitsjahrestag organisiert hatte. Der 94-jährige
       Schriftsteller Bernard Dadié, Doyen der ivorischen Autorenszene und während
       des Wahlkampfes noch Werber für Gbagbo, hat seit der Wahl nichts mehr von
       sich hören lassen.
       
       23 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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