# taz.de -- Überschwemmungen in Australien: Das Schlimmste steht noch bevor
       
       > Noch einmal laufen tausende Häuser Gefahr, von Wassermassen überspült zu
       > werden: Im Süden der Provinz Queensland steigen die Wassermassen weiter
       > an.
       
 (IMG) Bild: Erst das Straßenschild, dann das Haus: Die Wassermassen verschlucken alles.
       
       SYDNEY taz | Der Weg nach Rockhampton führt normalerweise über einen
       vielbefahrenen Highway. Am Montag tuckerten "Dinghys", kleine Fischerboote
       mit Außenbordmotor, vom südlich gelegenen Gladstone in die Nachbarstadt,
       während Hubschrauber Nahrungsmittel einflogen. Die Behörden warnten die
       Bevölkerung vor Hamsterkäufen und Plünderern.
       
       Die Ministerpräsidentin des Bundesstaates Queensland, Anna Bligh, reagierte
       schockiert auf das, was sie bei einer Inspektion sah. "Rockhampton gleicht
       einer Stadt, die mitten in einem See liegt." Doch das Schlimmste steht den
       75.000 Bewohnern noch bevor: erst am Mittwoch soll der Fitzroy-Fluss den
       Höchststand von 9,4 Metern erreichen. Trifft diese Prognose ein, würden
       4.000 Häuser überspült.
       
       Dürre und Flut im Wechsel
       
       Keine Überschwemmung in der jüngeren Geschichte Australiens hat so
       schwerwiegende Konsequenzen für das Leben und das wirtschaftliche Überleben
       der Bevölkerung wie die Flut in Queensland. 850.000 Quadratkilometer sind
       von den Überflutungen betroffen, 22 Städte und Gemeinden mussten zum Teil
       oder ganz evakuiert werden.
       
       In weiten Teilen des Landes wechseln sich Dürre und Flut ab, in
       unregelmäßigen Abständen - seit Jahrtausenden. Auch die jüngsten
       Überschwemmungen signalisieren das Ende einer langen Dürreperiode: 12 Jahre
       lang gab es in weiten Teilen der australischen Ostküste kaum Niederschläge.
       Dann - Mitte letzten Jahres - "brach die Dürre aus", wie Experten den
       Vorgang nennen. Schon damals kam es zu Überflutungen. Doch was von
       tausenden von Bauern erst als Antwort auf ihre Gebete begrüßt wurde,
       entwickelt sich jetzt zu einem Albtraum. Die Pegel vieler Flüße stiegen
       nach den jüngsten Regenfällen deutlich rascher als in früheren Jahren.
       
       Die australische Regierung hat inzwischen hunderte Millionen an
       Hilfeleistungen versprochen. Die Schäden an Gebäuden, Infrastruktur und der
       Erwerbsausfall der Bauern und Bergbauindustrie werden aber in die
       Milliarden gehen. Während in Chinchilla am Montag die Sonne den Schlamm der
       wassergesättigten Erde wieder austrocknete und sich auf den Gehsteigen von
       Emerald Berge von Abfall und zerstörten Küchengeräten türmen, lieferte man
       sich im Süden von Queensland einen Wettlauf mit der Zeit.
       
       Im Gebiet um die Städte St. George und Surat sollen die Flüsse so stark
       anschwellen, dass die kurz vor der Ernte stehenden Weinreben komplett unter
       Wasser stehen werden. Winzer versuchen, möglichst viele Trauben zu ernten.
       Sie arbeiten Tag und Nacht. Hoffnung, dass das Wasser doch nicht kommen
       möge, hat niemand mehr. "Im Süden, dort wird die nächste Krise sein",
       besagen die Nachrichten am Abend.
       
       3 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Urs Wälterlin
       
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