# taz.de -- Öl-Lobby in den USA: Sexpartys im Ölsumpf
       
       > Da scheint auch Obama machtlos: Die Ölindustrie pflegt noch immer ein
       > inniges Verhältnis zur Washingtoner Politik. Trotz der Katastrophe vor
       > der Küste Louisianas.
       
 (IMG) Bild: Öl-Inferno: Die Bohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko im April 2010.
       
       WASHINGTON taz | Die Zeiten, in denen in den USA Ölbohrungen vor der Küste
       einfach so durchgewunken werden, sollten nach der Ölkatastrophe im Golf von
       Mexiko eigentlich vorbei sein. Erst im August vergangenen Jahres hatte die
       Regierung von Präsident Barack Obama dafür die Umweltauflagen verschärft
       und angefangen, das von ihm als "zu behaglich" kritisierte Verhältnis
       zwischen Ölindustrie und Genehmigungsbehörden zu entfilzen. Doch es ändert
       nichts daran: Die Ölindustrie ist und bleibt eine der mächtigsten in
       Washington.
       
       Keine andere Kontrollbehörde ist in der Vergangenheit derart von der
       Industrie unterwandert worden wie die zuständige für Ölbohrungen. Das war
       noch nie ein Geheimnis. US-Medien und offizielle Untersuchungsberichte
       legten die hemmungslose Kumpanei offen. Jeder konnte wissen, dass
       Mitarbeiter von Ölkonzernen mit Beamten der Behörde sprichwörtlich unter
       einer Decke steckten: Auf Sex- und Kokspartys brachten sie sich gemeinsam
       in Stimmung für die nächste Ölbohrung.
       
       Nach der Ölpest im Golf von Mexiko verhagelte Präsident Barack Obama den
       Partnern dann ihr Kuschelverhältnis. Er zerteilte die Behörde und sorgte
       damit für mehr gegenseitige Kontrolle. Kein leichtes Spiel, denn die
       Ölindustrie hat in Washington so viele Unterstützer wie keine andere. Über
       600 Lobbyisten bearbeiten Tag für Tag 535 Kongressabgeordnete, um die
       Interessen durchzusetzen.
       
       Einen Block vom Weißen Haus entfernt reihen sich ihre Büros entlang einer
       ganzen Straße. In einigen Lokalen haben die Überzeugungsprofis dort feste
       Tische, um ihre politischen Counterparts zu treffen. Sie wissen zu gut, wie
       sie mit ihnen reden müssen, denn drei von vier Meinungsmachern der Öl- und
       Gasindustrie haben früher selbst als Parlamentarier oder hochrangige Beamte
       gearbeitet.
       
       Die Lobbyisten der Ölindustrie kennen alle Gesetzeskniffe und alle
       Ausschussmitglieder. Nicht nur gehen sie nach wie vor im Kongress ein und
       aus. Sie dürfen auch weiterhin mit aktiven Kongressabgeordneten im
       exklusiven Fitnessclub auf dem Kapitolshügel schwitzen und dabei
       Strategiefragen - beispielsweise über die Aussetzung von Bohrmoratorien -
       klären. Die Lobbyisten wissen auch: Ölfirmen sind bedeutende Spender von
       Wahlkampfgeldern.
       
       Und auch an Arbeitsplätzen und am Benzinpreis hängt ein Großteil der
       Wählergunst. An den amerikanischen Tankstellen steigen seit einigen Monaten
       die Benzinpreise. Das Energieministerium der Obama-Administration hat
       bereits prognostiziert, dass die Ölförderung vor der Küste von Alabama,
       Louisiana, Mississippi und Florida in diesem Jahr wegen der verschärften
       Bohrauflagen um 19 Prozent hinter den Erwartungen zurückbleiben könnte.
       
       5 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Antje Passenheim
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Turbulentes Meeting bei BP: Aktionäre sind gegen Ölbohrungen
       
       Nach der Ölpest im Golf von Mexiko: BP habe nichts aus der Katastrophe
       gelernt. Das sagen sogar die Aktionäre auf der Hauptversammlung des
       Ölkonzerns.
       
 (DIR) US-Regierung lässt die Tiefsee anzapfen: Es darf wieder gebohrt werden
       
       Es geht rund 2.000 Meter tief: Die USA erlauben erneut riskante Ölsuche im
       Golf von Mexiko. Die Langzeitfolgen der Ölpest sind völlig unklar.
       
 (DIR) Kommentar republikanisch dominierter Kongress: Die Totalverweigerer
       
       Bei anhaltendem Anti-Kurs geht mindestens zwei Jahre lang nichts mehr
       voran. Es wird Obamas große Aufgabe sein, mit dieser Legislative produktiv
       zu arbeiten.
       
 (DIR) "Deepwater-Horizon"-Katastrophe: Nach der Pest ist vor der Pest
       
       Die Ölpest im Golf von Mexiko könnte sich jederzeit wiederholen, warnt ein
       Bericht der US-Regierung. Die Ursache waren demnach Schlampereien und
       Sparvorgaben
       
 (DIR) Kommentar über neue Ölbohrungen: Beweis für Reformunfähigkeit
       
       Das Desaster für Küstenfischerei und Umwelt nach der Ölkatastrophe ist
       vergessen. Die US-Regierung ist eingeknickt, denn die Welt braucht Öl.
       
 (DIR) USA lockern Bohrverbot für Golf von Mexiko: Bohr wieder, Baby!
       
       Für 13 Konzerne geht die Ölsuche im Golf von Mexiko weiter: Die
       US-Regierung hat ihnen erlaubt, die Tiefsee-Bohrungen wieder aufzunehmen.
       Neue Pläne zum Umweltschutz brauchen sie nicht.
       
 (DIR) Ölpest im Golf von Mexiko: BP erkauft sich Klageverzicht
       
       Mit 5.000 Dollar Einmalzahlungen erkauft sich BP das Schweigen von
       Geschädigten der Ölpest. Unternehmen erhalten 25.000 Dollar, wenn sie nicht
       klagen. Kritiker warnen vor dem Angebot.
       
 (DIR) BP schließt Bohrloch: Vorerst gedeckelt
       
       BP hat es geschafft, das defekte Bohrloch im Golf von Mexiko zu schließen.
       Ob die neue Technik hält, zeigt sich aber erst in den kommenden Tagen.
       Bisher sind 700 Millionen Liter Öl ausgetreten.