# taz.de -- Erneuerbare Energien: Grüne Spekulationsblase geplatzt
       
       > Der Kurs des Branchen-Aktienindex Renixx sank 2010 um fast ein Drittel.
       > Der Markt wird zunehmend von wenigen Firmen beherrscht. Die Aussichten
       > sind ungewiss.
       
 (IMG) Bild: Geht die Sonne im Erneuerebare-Energie-Sektor schon wieder unter?
       
       HAMBURG taz | Erneuerbare Energien sind ein Flop – jedenfalls als Aktie.
       Während es an den Börsen weltweit boomte, war 2010 für die "grüne"
       Industrie ein schlechtes Jahr. Der internationale Aktienindex für
       erneuerbare Energien, Renixx, legte einen drastischen Kursverlust hin: Das
       Börsenbarometer notierte zum Jahresende mit rund 530 Punkten um rund 29
       Prozent niedriger als vor einem Jahr, teilt das Internationale
       Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) mit. Im Renixx werden 30
       börsennotierte Unternehmen aus der regenerativen Energiewirtschaft geführt.
       
       Die Goldgräberstimmung unter Energie-Anlegern ist einem Kater gewichen. In
       wenigen Jahren war der Renixx wie kaum ein anderer Börsenindex in die Höhe
       geschossen und verfünffachte seinen Kurs auf über 1.800 Punkte. Diese
       Spekulationsblase platzte mit der Wirtschaftskrise. 2010 setzte sich der
       Negativtrend nur leicht gebremst fort.
       
       Das Tief spiegelt auch realwirtschaftliche Entwicklungen wider. Die
       regenerative Energiewirtschaft habe die tiefste Rezession seit den 1930er
       Jahren kräftig zu spüren bekommen, erklärt IWR-Direktor Norbert Allnoch.
       Viele Aufträge für Geothermie-Kraftwerke, Offshore-Windmühlen und
       Biogasanlagen wurden verschoben oder storniert.
       
       Dämpfend auf die Aktienkurse wirken zudem politische Ungewissheiten auf
       wichtigen Absatzmärkten. So werden Zweifel laut, dass der demokratische
       US-Präsident Barack Obama unter der neuen republikanischen Mehrheit im
       Repräsentantenhaus seine ehrgeizigen Energieziele durchsetzen kann. Bis
       2025 soll der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung von 8 auf
       25 Prozent steigen.
       
       In Deutschland sorgt die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke für
       Verwirrung über die künftigen Strompreise. Die Erneuerbaren leben aber
       gerade von einer kalkulierbaren Kluft zwischen Marktpreis und
       Subventionspreis. Die Unsicherheit über AKWs und zukünftige Preise lässt
       daher Banken und Industrie auch vor grünen Investitionen zurückschrecken.
       
       Für die nähere Zukunft sieht die Deutsche Bank in einer Studie daher kaum
       grün. Wegen der gestiegenen "Regulierungssorgen", kurzfristig
       vorsichtigeren Erwartungen der Unternehmen im Fotovoltaiksektor und
       Gewinnwarnungen der Windkraftanlagen-Ausrüster wurden die mittelfristigen
       Kursziele für Erneuerbare teilweise sogar halbiert.
       
       Auch langfristig dürfte keine Goldgräberstimmung mehr aufkommen. Wo sich
       bis vor kurzem noch kleine, junge und weitgehend unbekannte
       Aktiengesellschaften tummelten, bestimmen mittlerweile wenige Große das
       Geschehen. "In allen Bereichen der erneuerbaren Energien wurde und wird
       konsolidiert, querbeet", fasst der Hamburger Energieexperte und freie
       Unternehmensberater Christian Gotthardt den Trend zusammen. Shell
       (Fotovoltaik), Siemens (Windkraft) oder VW (Blockheizkraftwerke) gehören
       mittlerweile zu den Top-Adressen der Erneuerbaren – nicht aber zum eher
       mittelständischen Renixx.
       
       6 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hermannus Pfeiffer
       
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