# taz.de -- Gesetz gegen Netzimitationen: Nachahmen verboten
       
       > Wer sich online als ein Anderer ausgibt, muss in Kalifornien künftig mit
       > empfindlichen Strafen rechnen. Bürgerrechtler fürchten, dass damit auch
       > politische Satire bedroht ist.
       
 (IMG) Bild: Fälschung mit Original-Fälschungshinweis: Fake-Account der Deutschen Bahn.
       
       Jonah Hill ist nicht Jonah Hill - jedenfalls nicht auf Twitter. Der
       Schauspieler, bekannt aus Komödien wie "Superbad" oder "Cyrus", hat einen
       anonymen Fan, der ihn im Online-Netzwerk nachahmt. Das klappte manchmal so
       gut, dass eine Schauspielkollegin und ein anderer Comedian sauer auf Hill
       wurden, weil er sie angeblich beleidigt hatte. Der Star klärte die
       Angelegenheit während eines [1][Auftritts] in der Letterman-Show.
       
       Sollte der Hill-Nachahmer in Kalifornien leben, muss er künftig aufpassen.
       "Online Impersonation", sich im Internet als eine andere Person ausgeben,
       ist dort künftig unter Strafe gestellt. Im gerade in Kraft getretenen
       Gesetz SB 1411 heißt es, dass das Imitieren anderer Personen mit einem
       Computersystem mit 1000 Dollar Ordnungsgeld oder einer Freiheitsstrafe von
       einem Jahr Gefängnis belegt werden kann. Außerdem stehe Betroffenen ein
       Schmerzensgeld zu. Angeklagt werden kann jeder, der andere Personen
       "glaubhaft nachahmt" und sie damit "beschädigt, bedroht, verängstigt oder
       betrügt".
       
       "Online Impersonation" ist längst auch in Europa angekommen. Voe, die
       [2][berühmteste Bloggerin Norwegens,] warnt auf ihrer Seite, sie werde
       jeden polizeilich belangen, der versuche, sie bei Facebook oder anderswo
       nachzuahmen. Geholfen hat das wenig: Die 15jährige, die tausende Euro im
       Monat mit Werbung verdient, ist von Kritikern und Imitatoren so genervt,
       dass sie das Bloggen aufgeben will.
       
       Andere Online-Autoren in dem skandinavischen Land kämpfen mit ähnlichen
       Problemen. In Westnorwegen bemühte sich eine Modebloggerin monatelang
       darum, ein gefälschtes Profil auf Facebook zu löschen, auf dem Fremde sie
       als "Schlampe" darstellten. die Netzwerkbetreiber reagierten zunächst
       nicht.
       
       Dabei müssen Netzimitationen nicht gleichbedeutend mit Identitätsdiebstahl
       sein. Das Die Nachahmung anderer kann legitime Zwecke verfolgen,
       beispielsweise die der Satire. Die Elektronic Frontier Foundation (EFF),
       die sich im Internet für Bürgerrechte einsetzt, fürchtet, dass das neue
       kalifornische Gesetz politische Kritik unterdrücken könnte. EFF-Justiziarin
       Corynne McSherry verwies gegenüber der britischen BBC auf Satiregruppen wie
       die [3][Yes Men]", die einen solchen Ansatz wählten, um Missstände
       aufzudecken.
       
       "Der Nachahmer macht eine hanebüchene Aussage, um eine Kontroverse in den
       Medien auszulösen und Aufmerksamkeit auf ein Problem zu lenken." Den Yes
       Men gelang das schon oft - etwa, als sie sich als Repräsentanten eines
       Chemiekonzerns ausgaben, der die volle Verantwortung für ein Unglück
       einräumte. Richter könnten das neue Anti-"Online Impersonation"-Gesetz nun
       so auslegen, dass Aktionen der Yes Men und anderer künftig verboten seien,
       fürchtet McSherry. "Es gibt nicht genügend Schutz für Satire und Parodien."
       
       Michael Arrington, der auf TechCrunch bloggt und früher als Anwalt
       arbeitete, teilt die Befürchtungen der EFF nur teilweise. Zwar fehle der
       Schutz für Satire und Parodien, doch vertraue er darauf, dass Gerichte das
       Problem erkennen und lösen könnten. Die US-Justiz bezieht sich stark auf
       das First Amendment der Verfassung, das Recht auf freie Meinungsäußerung.
       
       Arrington hat selbst Erfahrungen mit "Online Impersonation". Er imitierte
       kürzlich [4][erstaunlich erfolgreich] Google-Boss Eric Schmidt auf Facebook
       und zeigte damit eine Sicherheitslücke im sozialen Netzwerk auf.
       "Hoffentlich wird das Thema vor Gericht ohne meine direkte Teilnahme
       ausdiskutiert", schrieb der Blogger deshalb mit ironischem Unterton.
       
       6 Jan 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://gawker.com/5315335/how-jonah-hills-twitter-impersonator-wrecked-his-hollywood-rep
 (DIR) [2] http://voe.blogg.no/
 (DIR) [3] http://theyesmen.org/
 (DIR) [4] /1/netz/netzkultur/artikel/1/falscher-google-boss-sucht-freunde/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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