# taz.de -- Verkauf isländischer Naturressourcen: Mit Björk gegen die Investoren singen
       
       > Die Sängerin Björk sammelt mit einem Karaoke-Marathon Unterschriften für
       > eine Volksabstimmung. So soll der Verkauf isländischer Naturressourcen
       > verhindert werden.
       
 (IMG) Bild: Die Sängerin Björk, fotografiert 2003 auf dem Roskilde-Festival.
       
       Auf Island wird derzeit vielstimmig gegen den Verkauf der Naturressourcen
       des Landes angesungen. Das begann Ende letzter Woche mit dem von der
       Sängerin Björk organisierten dreitägigen Karaoke-Marathon "Die Stimme des
       Volkes". Und soll an diesem Wochenende mit einer Reihe weiterer
       Gesangsveranstaltungen fortgesetzt werden. Das Ziel: Es sollen dabei so
       viele Unterschriften wie möglich für eine Volksabstimmung gesammelt werden,
       damit ein fragwürdiger kanadischer Investor gestoppt werden kann, der für
       65 Jahre das Nutzungsrecht an den wichtigen geothermischen Energiequellen
       des Landes erwerben will.
       
       Juristisch ist der Verkauf des bislang in öffentlichem Eigentum stehenden
       drittgrößten isländischen Energieunternehmens "HS Orka" eigentlich schon so
       gut wie abgeschlossen. Im Dezember meldete der kanadische Energiekonzern
       "Magma Energy", 98,53 Prozent der Orka-Anteile erworben zu haben. Doch die
       Politik könnte den Deal noch verhindern oder wieder rückgängig machen.
       Ministerpräsidentin Jóhanna Sigursardóttir hatte vor einigen Wochen die
       Abhaltung eines Referendums versprochen, falls für die Petition
       "Naturressourcen in der Hand des Volkes" die Unterschriften von 15 Prozent
       oder 35.000 der wahlberechtigten IsländerInnen zusammenkommen sollten.
       Diese Grenze war bereits am vergangenen Samstagnachmittag beim "Versuch,
       unsere Naturressourcen zurückzusingen", so Björk, überschritten worden.
       
       Mittlerweile haben fast 48.000 Menschen unterschrieben, am Wochenende soll
       die 50.000-Marke geknackt werden. Staatschefin Sigursardóttir begrüßte am
       Mittwoch den großen Erfolg des "Volkssingens". Sie kündigte auf ihrer
       Facebook-Seite Gespräche über eine Gesetzesinitiative an, nach der nicht
       nur die Energieressourcen, sondern auch der Fischfang in öffentlichem
       Eigentum verbleiben solle.
       
       Der "Magma Energy"-Konzern bringt derzeit weltweit geothermische
       Energiequellen unter seine Kontrolle. Er betreibt bereits Kraftwerke in den
       USA, Nicaragua und mehreren südamerikanischen Ländern. Mit dem "Orka"-Kauf,
       so Björk und andere KritikerInnen, wolle Magma einen Fuß in die Tür nach
       Island bekommen: Die Pläne zum Erwerb weiterer öffentlicher
       Energieproduzenten und die großkalibrige Ausbeutung der Erdwärme auf der
       Vulkaninsel würden bereits fertig in der Schublade liegen.
       
       Den Verkauf öffentlicher Ressourcen zur Sanierung der Staatskasse hat der
       Internationale Währungsfonds Island verordnet. "Für eine Zukunft haben wir
       nur unsere Naturressourcen", warnt Björk, "verscherbeln wir die jetzt,
       werden wir ein Dritte-Welt-Land."
       
       13 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
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