# taz.de -- Nach dem Sturz des Diktators Ben Ali: Schmachvolles Ende des Clans
       
       > Der Schwager des gestürzten Staatschefs ist in Armeegewahrsam, der Neffe
       > tot. Andere Mitglieder der Familie sind im Privatjet geflohen, die Villen
       > wurden geplündert.
       
 (IMG) Bild: Fröhliches Plündern in Tunis, hier in Belhassen Trabelsis Villa.
       
       Es war gegen 17.30 Uhr am Freitagabend, als Ben Alis Flugzeug "Oscar Oscar"
       vom Flughafen Tunis abhob, Ziel: Saudi-Arabien. Zuvor hatte Frankreichs
       Staatschef Sarkozy die Aufnahme des tunesischen Langzeitherrschers
       abgelehnt. Dieser hatte keine Wahl: In den Stunden zuvor hatten seine
       Sicherheitskräfte tatenlos zugesehen, wie Jugendliche die Luxusvillen der
       Präsidentenfamilie plünderten. Ausgestattet mit Adressenlisten, berichten
       Blogger aus Tunis, zogen Gruppen von 16- und 17-Jährigen durch das
       Villenviertel nahe dem Präsidentenpalast. "Aufständische holen die Bewohner
       aus den Häusern und die Mercedesse aus den Garagen, plündern und legen
       Feuer. Wannen voll Polizisten fahren vorbei und greifen nicht ein. Ich habe
       so was nie gesehen", berichtet einer. Häuser, die nicht Angehörigen der
       Präsidentenfamilie gehörten, seien verschont geblieben.
       
       Polizei und Armee in Tunesien entzogen dem Präsidentenclan auf dem
       Höhepunkt des Volksaufstands aber nicht nur ihren Schutz, sie sind auch
       aktiv gegen ihn vorgegangen. Belhassen Trabelsi, älterer Bruder der
       Präsidentengattin Leila Trabelsi und Eigentümer der wichtigsten
       Großunternehmen des Landes, wurde von der Armee am Freitag auf dem
       Flughafen von Tunis verhaftet, berichtet die französische Website "Rue 89".
       Er wollte in seinem Privatjet nach Frankreich ausfliegen. Der Pilot
       weigerte sich. Soldaten verhafteten den Präsidentenschwager, der sich jetzt
       in der Kaserne El Aouina in Haft befinden soll.
       
       Belhassens Neffe Imed Trabelsi, Gerüchten zufolge zugleich Sohn Ben Alis,
       starb am Freitag im Militärkrankenhaus von Tunis, nachdem ihn ein
       unbekannter Täter mit einem Messer attackiert hatte. Imed Trabelsi war 2008
       in Frankreich des Diebstahls angeklagt worden, nachdem auf Korsika eine
       Jacht verschwunden war. Sie gehörte einem mit Frankreichs Präsident Sarkozy
       befreundeten Bankdirektor, der sein Schmuckstück wenige Tage später in
       Tunesien wiederfand, frisch gestrichen und auf Imed Trabelsi angemeldet. Es
       war der dritte solche Diebstahl, so die französischen Ermittler. Tunesien
       verweigerte damals die Auslieferung.
       
       Manchen Angehörigen Ben Alis ist jetzt die Flucht gelungen, per Privatjet.
       Eine Präsidententochter, Cyrine, ist in Paris, eine weitere, Nesrine, in
       Montreal. Laut unbestätigten Berichten wurden weitere Angehörige Ben Alis
       am späten Freitag bei dem Versuch verhaftet, nach Libyen zu fliehen. Zuvor
       hatte sich die Besatzung des Linienfluges TU751 aus Tunis nach Lyon
       geweigert, abzuheben, weil sich Trabelsi-Familienmitglieder unter den
       Passagieren befanden. Sie mussten die Maschine verlassen.
       
       Abgesetzt hat sich First Lady Leila Trabelsi, die als mächtigste Person des
       Clans gilt. Sie will zu Ben Ali in Saudi-Arabien stoßen. Gerade das Land,
       das Frauen am stärksten unterdrückt, gewährt jenem Herrscherpaar Asyl, das
       mit seiner Politik der Gleichberechtigung geworben hatte.
       
       16 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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