# taz.de -- Übergangskabinett in Tunesien: Gewerkschafter verlassen Regierung
       
       > In Tunesien sind die Vertreter der Gewerkschaften aus der erst am Montag
       > gebildeten Übergangsregierung ausgetreten. Auch auf der Straße geht der
       > Protest gegen die Besetzung des Kabinetts weiter.
       
 (IMG) Bild: Hunderte Menschen gehen protestieren gegen die Übergangsregierung in Tunis - und drei Gewerkschafter haben sie bereits verlassen.
       
       TUNIS afp | Die drei Mitglieder der tunesischen Gewerkschaft UGTT haben
       geschlossen ihren Rücktritt aus der Übergangsregierung erklärt. Das sagte
       das für Beschäftigung zuständige Kabinettsmitglied Houssine Dimassi der
       Nachrichtenagentur AFP in Tunis. In Tunesien stößt auf massive Kritik, dass
       an der erst am Montag gebildeten Übergangsregierung nach dem Sturz von
       Präsident Zine El Abidine Ben Ali Vertreter seines Regimes weiter
       Schlüsselpositionen besetzen.
       
       Die UGTT ist die einzige große Gewerkschaft in Tunesien. Sie hatte bei den
       Protesten gegen Ben Ali eine zentrale Rolle gespielt. In die Regierung der
       nationalen Einheit Ghannouchis hatte die UGTT dann am Montag aber ein dem
       Regierungschef beigestelltes Kabinettsmitglied entsandt sowie den
       Beschäftigungsminister und einen Staatssekretär im Verkehrsministerium.
       
       In ganz Tunesien haben am Dienstag unterdessen weiter tausende Menschen
       gegen die Zusammensetzung der Übergangsregierung protestiert. Allein in der
       Wirtschaftsmetropole Sfax im Osten des Landes gingen Beobachtungen von
       Reportern und Augenzeugen zufolge rund 5000 Menschen auf die Straße. Einem
       Zeugen zufolge wurde dort vor einigen Tagen der lokale Sitz der
       Regierungspartei RCD von Demonstranten in Brand gesteckt.
       
       Mehrere tausend Menschen protestierten außerdem in Sidi Bouzid im
       Landesinneren, wo vor einigen Wochen die Proteste ihren Anfang genommen
       hatten. Ein weiterer Protestzug marschierte durch die nahegelegene Stadt
       Regueb, und in Kasserine im Westen des Landes gingen 500 Menschen auf die
       Straße.
       
       Übergangsregierungschef Mohammed Ghannouchi hatte am Montag ein Kabinett
       der nationalen Einheit vorgestellt. Die Opposition ist zwar an der
       Übergangsregierung beteiligt, allerdings bleiben mehrere Minister des
       Kabinetts des gestürzten Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali im Amt und
       besetzen Schlüsselposten wie das Außen- und das Innenministerium. Bereits
       am Dienstagvormittag hatte die Polizei in der Hauptstadt Tunis gewaltsam
       eine Demonstration von rund hundert Menschen aufgelöst.
       
       Die unter Ben Ali verbotene islamistische Ennahdha-Partei kündigte
       unterdessen an, sie werde keinen Kandidaten für die angekündigte
       Präsidentschaftswahl stellen. Ein Sprecher kritisierte das
       Übergangskabinett gleichzeitig als Regierung der "Ausgrenzung". Landesweit
       demonstrierten am Dienstag tausende Menschen gegen die Übergangsregierung.
       In Tunis löste die Polizei eine Kundgebung am Vormittag gewaltsam unter
       Einsatz von Tränengas und Schlagstöcken auf.
       
       18 Jan 2011
       
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