# taz.de -- Kommentar zur SPD-Klausur: Geschlossen wie selten
> Die SPD präsentiert sich auf ihrer Klausur bereit für den Wahlkampf
Selten hat man die Berliner SPD so geschlossen gesehen. Mit der
Familienpolitik hat Fraktionschef Michael Müller der Klausur in Dresden ein
Thema verpasst, bei dem man viel richtig und wenig falsch machen kann -
erst recht nicht, wenn die Feindin im Bund steht: Sozialministerin von der
Leyen und ihre Aufstockung von Hartz IV um fünf Euro samt
chipkartenbasiertem Bildungsgutschein.
Zur Geschlossenheit der Sozialdemokraten gehört auch, dass sich derjenige
zurücknimmt, der alleine den Wahlerfolg am 18. September garantiert: Klaus
Wowereit trat im Kreis seiner Genossen nicht als Einpeitscher auf, sondern
als Gleicher unter Gleichen. Damit macht auch der Regierende, der noch vor
einem Jahr bei der Klausur in Eisenach den Beweis antreten musste, nicht
amtsmüde zu sein, derzeit alles richtig. Das unterscheidet die SPD von den
Grünen. Dort trat Renate Künast mit dem Anspruch "Eine für alle" an, um
dann, zum Erstaunen der Wirtschaft und bürgerlicher Wählerschichten, die
grüne Kernklientel zu umschmeicheln.
Doch hinter der ostentativen Geschlossenheit der SPD schlummert ein
Konflikt - und der hat es in sich. Sollen die Abgeordneten dem Verkauf der
Berliner Immobilienholding BIH zustimmen, wie es Finanzsenator Ulrich
Nußbaum will? Allein der Gedanke, 20.000 Wohnungen und ihre Mieter zu
verkaufen, schaudert so manchen Genossen.
Die BIH ist damit der Lackmustest für den Erfolgswillen der SPD. Bliebe
Nußbaum hart, droht der Fraktion eine Zerreißprobe. Gibt er nach, muss er
als beschädigt gelten. Es sei denn, der parteilose Senator schafft es, sein
Nachgeben als Dienst am höherwertigen Gut "Geschlossenheit der SPD" zu
verkaufen.
23 Jan 2011
## AUTOREN
(DIR) Uwe Rada
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