# taz.de -- Facebook kündigt Änderungen an: Wer solche Freunde hat
       
       > Wenn Nutzer dies zulassen, durchstöbert Facebook die Adressbücher und
       > lädt deren Freunde per E-Mail ein. Deutsche Datenschützer drängen darauf,
       > das zu ändern.
       
 (IMG) Bild: Freunde sehen anders aus: Startseite von Facebook.
       
       Andreas H. war die Sache peinlich. Der Blogger aus der Schweiz hatte sich
       vor zwei Jahren näher mit Facebook beschäftigt und dem Online-Netzwerk
       Zugriff auf sein Konto beim E-Mail-Dienst Google Mail erteilt. Ergebnis:
       Über 800 Anfragen an Leser gingen plötzlich automatisch per E-Mail heraus.
       Die Empfänger wurden gefragt, ob sie nicht vielleicht Facebook-Mitglied
       werden wollten, weil ja dort nun auch Andreas H. zugange sei. Kontakte aus
       vier Jahren Netzpublizistik erhielten die Anfrage, was H. dann zu einem Mea
       culpa in seinem Blog veranlasste. Er haben zu keinem Zeitpunkt
       beabsichtigt, seine Leser zu belästigen, schrieb er, Facebooks Vorgehen
       habe ihn schockiert.
       
       Diese Geschichte ist nur ein Beispiel für die Nachlässigkeit, mit der das
       mittlerweile größte Social Network der Welt manchmal mit sensiblen
       Nutzerdaten umgeht. Datenschützer kritisieren Funktionen wie den
       sogenannten "Friend Finder" schon seit langem: Damit nutzt Facebook den
       Zugriff auf die Daten seiner Mitglieder, um noch mehr Nutzer zu werben -
       "Netzwerkeffekt" nennt man das. Die Schreiben sind meist so verfasst, dass
       sie auf den ersten Blick aussehen, als hätte sie das Mitglied persönlich
       geschrieben. Selbst Menschen, die bislang nie etwas mit Facebook zu tun
       hatten - und das bewusst so halten - werden kontaktiert.
       
       Das wird sich möglicherweise bald ändern. Wie der "Spiegel" in seiner
       aktuellen Ausgabe unter Berufung auf den Hamburger Landesbeauftragten für
       den Datenschutz, Johannes Caspar, berichtet, will Facebook das "Friend
       Fiender"-Verfahren verändern. Ziel sei eine transparentere Kontrolle über
       die vom Mitglied importierten Adressen. Ein zentrales Adressbuch soll es
       erlauben, diejenigen Personen auszuwählen, die eingeladen werden dürfen.
       Daneben werde es Warnungen geben, bevor Facebook das eigene Adressbuch
       übertragen bekommt und selbst Einladungen verschickt. Der Nutzer werde
       künftig ausdrücklich darauf hingewiesen, welche "Nebenwirkungen" eine
       Datenfreigabe haben kann.
       
       "Facebook muss einblenden, dass der Nutzer nur Kontakte einladen soll, die
       er persönlich kennt und die seiner Meinung nach eine Einladung wollen",
       sagte Caspar dem "Spiegel". Das eingeladene Nochnichtmitglied müsse
       ebenfalls informiert werden, warum es diese E-Mail erhalte. Gleichzeitig
       sei es darüber in Kenntnis zu setzen, dass solche und ähnliche Nachrichten
       gesperrt werden können. Allerdings musste Caspar laut "Spiegel" einräumen,
       dass Facebook auch künftig nicht an einem "Opt-in"-Verfahren teilnimmt, bei
       dem E-Mails nur mit einer entsprechenden Erlaubnis an Nichtmitglieder
       gehen. "Wir hätten es besser gefunden, wenn ohne Zustimmung der Betroffenen
       überhaupt keine Adressen gespeichert werden", sagt Caspar. Bislang sei
       unklar, ob die Änderung nur in Deutschland oder auch in anderen Ländern
       gelten wird.
       
       Der Datenschutzbeauftragte hatte im vergangenen Sommer ein mit bis zu
       300.000 Euro belegtes Bußgeldverfahren gegen Facebook eingeleitet. Caspar
       sah dabei insbesondere die von Facebook vorgenommene Speicherung der
       Adressbücher als problematisch an. Zwar hätten auch andere soziale
       Netzwerke eine derartige "Friend-Finding"-Funktion. Dort würde die
       Informationen aber nicht dauerhaft abgelegt. "Die Kontaktvorschläge, die
       Facebook in den Freundschaftseinladungen unterbreitet, geben durchaus
       Anlass zu der Vermutung, dass die aus den Adressbüchern der Nutzer
       erhobenen Daten auch zur Erstellung von Beziehungsprofilen von Nichtnutzern
       dienen", sagte Caspar damals. Bei mehreren Millionen Mitgliedern allein in
       Deutschland sei das "eine beunruhigende Vorstellung".
       
       Der Hamburger Datenschutzbeauftragte kritisierte zudem den Versand von
       E-Mails an Nichtmitglieder grundsätzlich. Er stelle möglicherweise eine
       "unzulässige Direktwerbung" dar. "Zu der Problematik der Nutzung von Daten
       Dritter haben uns in den letzten Monaten viele Beschwerden von Bürgerinnen
       und Bürgern erreicht", erläuterte Caspar im Sommer zur Begründung des
       Bußgeldverfahrens.
       
       24 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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