# taz.de -- Wallraff-Doku auf Arte: Ein Jahr voller Hass
> Eine Dokumentation voll von Bildern grenzenloser Einsamkeit: "Günter
> Wallraff undercover" (20.15 Uhr, Arte) entlarvt den alltäglichen
> Rassismus.
(IMG) Bild: Das Winkelement macht es nicht besser: Günter Wallraff.
"Jede Gesellschaft lässt sich daran messen, wie sie auf Fremde reagiert",
sagt Günter Wallraff, während er schwarz angesprüht wird. Als Somalier
Kwami Ogonno wird er ein Jahr lang durch Deutschland reisen und die
Reaktionen auf seine bloße Anwesenheit mit versteckter Kamera festhalten.
Zum Beispiel Cottbus: Nach einem Fußballspiel stellt der Afroperückenträger
einer Reihe Fans die simple Frage "Wer hat gewonnen?" Statt einer Antwort
bietet man ihm einen Platz im Gepäckraum eines Reisebusses an oder
beschreibt ihm ungefragt den Weg nach Hause und meint damit keinen Ort in
Brandenburg.
Der ursprüngliche Filmtitel "Schwarz auf weiß", den Arte durch das
nichtssagend-grelle "Günter Wallraff undercover" ersetzt hat, pointiert
Wallraffs Ansatz: Er sucht permanent die Gesellschaft, die ihn nicht will,
und dokumentiert deren Ablehnung in Bildern grenzenloser Einsamkeit. Doch
hat er es nicht allein auf den offenen, unverhohlenen Rassismus abgesehen,
sondern auch auf den unterschwelligen, verdrucksten, der sich hinter
aufgeklärt klingenden Vokabeln wie "Mentalität" verbirgt.
Um diesen unterschwelligen Rassismus zu entlarven, helfen Wallraff
"Lockvögel", menschliche Katalysatoren. Als Kwami Ogonno bei einer
Wohnungsbesichtigung gerade zur Tür raus ist, stehen sie auf der Matte und
entlocken der Vermieterin all ihre Ressentiments.
Die erfreulichste und zugleich traurigste Szene in Wallraffs Nummernrevue
des Hasses spielt ausgerechnet in Brandenburg: Ein Straßenbauunternehmer,
bei dem Wallraff und ein echt schwarzer Freund vorsprechen, bietet ihnen
zuerst einen Sitzplatz an und dann auch noch einen Job - für Wallraffs
Freund "das schönste Erlebnis seit Monaten". So schwarz also sieht das
Leben in Deutschland aus, wenn man sich nicht abschminken kann.
25 Jan 2011
## AUTOREN
(DIR) David Denk
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