# taz.de -- Kommentar Russlands Nordkaukasus-Politik: Terror und Fahrlässigkeit
       
       > Russlands Gleichgültigkeit und verfehlte Politik hat die Region
       > Nordkaukasus zur Hochburg des radikalen Islam herangezüchtet.
       
 (IMG) Bild: Trauer um die Toten des Anschlags in Moskau.
       
       Der Nordkaukasus ist Russlands Achillesferse. Moskau sollte es wissen, will
       es aber nicht wahrhaben. Nur Terroranschläge in den Hauptverkehrsarterien
       der Metropole rufen es regelmäßig ins Gedächtnis der Machthaber zurück. Das
       letzte Blutbad in der Metro liegt erst zehn Monate zurück. Terror lässt
       sich nicht grundsätzlich verhindern, Prophylaxe ist schwierig.
       Terroranschläge in Europa und den USA haben aber gezeigt, dass sich
       Sicherheitsbehörden auf die Bedrohung einstellen können. Sie haben
       Lernfähigkeit bewiesen. Die russischen Kollegen sind bei der Vorbeugung
       nicht so erfolgreich.
       
       Nach dem Anschlag in Domodjedowo stellte sich heraus, dass die
       Sicherheitsvorkehrungen lax gehandhabt wurden. Verantwortung tragen
       unterdessen Politik und Gesellschaft in gleicher Weise. Zwar ist das
       Entsetzen nach Anschlägen jedes Mal groß und die Politik verspricht
       härteste Sanktionen. Am Ende verläuft aber auch der Schrecken im Sande und
       Russland geht zur Tagesordnung über.
       
       Staat und Volk verschließen die Augen vor der Realität. Obwohl der Terror
       in Russland zu Hause ist. Täglich fordert er im Kaukasus Blutzoll. Das
       kümmert aber weder Politik noch Gesellschaft. Der Kaukasus ist
       exterritoriales Inland, an dem aus Gründen der Staatsräson und des
       imperialen Selbstverständnisses festgehalten wird. Russlands
       Gleichgültigkeit und verfehlte Politik hat die Region zur Hochburg des
       radikalen Islam herangezüchtet. Sie liegt an der Peripherie Europas und
       birgt mehr Explosivität als die islamistisch infiltrierten
       zentralasiatischen Nachbarn Afghanistans.
       
       An die internationale Verantwortung sollte man den Kreml erinnern. Die
       Schlamperei hat ein Ende, wenn andere zu Schaden kommen. Auch wenn man zu
       Hause dem systemtragenden Geheimdienst alle Fehler nachsieht. Solange der
       sich nicht den Spielregeln eines demokratischen Rechtsstaates beugen muss,
       wird er bei der Terrorprophylaxe den westlichen Diensten unterlegen sein.
       
       25 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus-Helge Donath
       
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