# taz.de -- Südafrikas Nationalheld verlässt Klinik: Mandela lebt, die Welt atmet auf
       
       > Zwei Tage verbrachte der 92-jährige Nelson Mandela wegen einer
       > Atemwegsinfektion im Krankenhaus. Es war wie eine Generalprobe für den
       > Ernstfall.
       
 (IMG) Bild: Ein Land atmet auf, denn Nelson Mandela wurde aus dem Krankenhaus entlassen.
       
       JOHANNESBURG taz | Plötzlich ist wieder alles im Lot, Südafrika atmet auf.
       Nelson Mandela hat das Krankenhaus wieder verlassen. Das ganze Land hatte
       gebangt und auf Neuigkeiten gewartet, seit der 92-jährige südafrikanische
       Staatsmann am Mittwoch ins Milpark-Krankenhaus in Johannesburg eingeliefert
       worden war. Gestern Mittag erklärte Vizepräsident Kalema Motlanthe im
       überfüllten Presseraum des Krankenhauses, dass es dem Expräsident gutgehe
       und er in bester Stimmung sei. Und Präsident Jacob Zuma, der sich auf dem
       Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos aufgehalten hatte, reiste
       planmäßig nach Äthiopien weiter, um am Gipfel der Afrikanischen Union (AU)
       teilzunehmen: Er sah offenbar keinen Anlass für eine überstürzte Rückkehr
       nach Südafrika.
       
       Motlanthe hatte "Madiba" - wie Mandela ehrenvoll in Südafrika nach seinem
       Klannamen genannt wird - zuvor am Krankenbett besucht, und er berichtete,
       Mandela habe im Bett gesessen und mit den Krankenschwestern gescherzt.
       Während die Medien über die Lungeninfektion des alten Mannes aufgeklärt
       wurden, wurde Mandelas Entlassung vorbereitet. Sein Enkel Mandla Mandela
       bestätigte dann auch, dass sein Großvater nach erfolgreicher Behandlung in
       sein Haus im nahegelegenen Vorort Houghton entlassen und dort versorgt
       werde.
       
       Mandla Mandela erzählte, die Familie sei sehr alarmiert und beängstigt
       gewesen. Nelson Mandela hatte Weihnachten im Kreise seiner Angehörigen in
       Qunu in der Provinz KwaZulu-Natal verbracht und sei auch in Kapstadt in
       Urlaub gewesen. Von dort wurde er dann am Mittwoch eingeflogen. Chefarzt
       Vejay Ramlakan versicherte: "Vom medizinischen Standpunkt gibt es zur Zeit
       keinen Grund zur Panik."
       
       Mandela leide unter Krankheiten, die in seinem Alter üblich seien. Der
       frühere Präsident Südafrikas hatte sich eine akute Entzündung der Atemwege
       zugezogen. Das sei bereits vor acht Jahren schon der Fall gewesen,
       beschwichtigte der Arzt, und Mandela werde öfter wegen Erkrankungen
       behandelt, denn bereits während seiner Gefängnisjahre auf Robben Island war
       er an Tuberkulose erkrankt. "Er ist auch nicht mehr so mobil. Aber sein
       beeindruckendes, positives Verhalten erlaubt es ihm, sich gut zu erholen",
       sagte Ramlakan. Mandela sei nicht an künstliche Beatmung angeschlossen und
       erhalte nun die notwendige Versorgung zu Hause. "Und für einen 92-Jährigen
       überrascht er uns täglich aufs Neue."
       
       Doch die vorausgegangenen 24 Stunden haben gezeigt, wie rasch sich weltweit
       Besorgnis ausbreitet, sobald es Mandela schlechtgeht. Angehörige und die
       Regierung verhängten Nachrichtensperre, niemand wusste Genaues, und eine
       fast bleierne Stimmung legte sich über das Land. Vizepräsident Motlanthe
       gab zu: "Im Nachhinein betrachtet hätten wir die Angelegenheit anders
       regeln können. Mandela ist eine Ikone für die ganze Welt. Deshalb sollten
       wir in der Tat Informationen geben, sobald die Ärzte zustimmen. Wir werden
       künftig besser kommunizieren."
       
       Es scheint wie eine Generalprobe für den Ernstfall. Jetzt herrscht zunächst
       Entspannung. Doch bereits vor kurzer Zeit waren Gerüchte auf Twitter
       aufgetaucht, Mandela sei tot. Und Erzbischof Desmond Tutu hatte kurz darauf
       erklärt, "Madiba" sei gebrechlich und nicht mehr so rüstig wie früher. Aber
       immerhin sei er 92. "Was wollen wir mehr von ihm?", sagte Tutu.
       
       Bei der Nelson-Mandela-Stiftung sind laut Vizepräsident Motlanthe 10.000
       Nachrichten und Genesungswünsche eingegangen, darunter von Präsident Barack
       Obama. Kinder der Schule neben dem Krankenhaus haben Plakate und Poster mit
       Genesungswünschen gemalt und standen vor dem Eingang des Krankenhauses:
       "Madiba - we love you". Und bei Gesprächen auf den Straßen hieß es immer
       wieder: Hoffentlich ist er okay.
       
       28 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martina Schwikowski
       
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