# taz.de -- Augenzeugenbericht von Kairos Straßen: Das Internet ist zurück. Na und?
       
       > Am Tag der Großdemo war das Netz gesperrt, und das Büro von
       > "Al-Dschasira" geschlossen. Die Menschen fanden sich trotzdem an der
       > richtigen Stelle ein. Eine Berlinerin berichtet.
       
 (IMG) Bild: Diese Forderung wurde vorerst umgesetzt.
       
       Revolutionen können eintönig sein, wenn sie lange dauern. "Es gibt bestimmt
       irgend etwas, was wir gerade tun sollten, und wir sitzen einfach hier und
       tun es nicht," kommentiert Yousef die Langeweile und macht seine Jacke zu.
       Es wird Abend auf dem Tahrir-Platz, und die Temperatur fällt.
       
       Ich denke über diesen nur halb witzig gemeinten Satz nach. Vielleicht
       entwickelt sich nichts Neues, weil selbst grundlegende Kommunikationsmittel
       fehlen? Aber es wissen ja dennoch alle hier - und auch die Leute in ihren
       Wohnungen - genau über jedes Gerücht Bescheid. Wie kommt das in einem Land,
       in dem das Internet gesperrt ist, man keine SMS verschicken kann und auch
       Handyverbindungen unzuverlässig sind? Wir sind auf Satellitenfernsehen und
       Hörensagen angewiesen, um Nachrichten weiter zu geben. Das funktioniert
       zwar, kann aber zu Verwirrung führen. Zumal der wichtige Nachrichtensender
       Al-Dschasira zwar weiterhin sendet, aber sein Büro in Kairo schließen
       musste.
       
       "Morgen um zehn Uhr gibt es Märsche aus ganz Kairo zum Tahrir", kündigt ein
       junger Mann mit Megaphon auf dem Platz an. Ich schaue ihm nach. "Ich
       dachte, der Marsch gehe zum Präsidentenplast?" frage ich in die Runde.
       Nein, dieser Marsch sei erst um eins. Ach so. Und wo beginnt der? Das wisse
       man nicht so genau. Al-Dschasira berichtet, dass er von der sozialen
       Bewegung 6. April ins Leben gerufen worden sei, einer der vielen
       oppositionellen Organisationen, die in den letzten Jahren entstanden sind.
       Ich beschließe, eines der Gründungsmitglieder nach den genauen Angaben zu
       fragen. Zufällig ein Freund von mir, der neben uns sitzt. "Was denn für ein
       Marsch?" fragt er zurück und schaut nicht mal auf. Er versucht gerade, ein
       Lagerfeuer zu entfachen, um für ein bisschen Wärme zu sorgen. Das ist
       wichtiger.
       
       Es gibt am nächsten Tag keinen Marsch zu dem Präsidentenpalast. Doch auf
       dem Tahrir-Platz stehen wir dicht gedrängt, und von den Seiten strömen seit
       zehn Uhr morgens wie angekündigt immer mehr Leute.
       
       Einer der Demonstranten hält ein Plakat hoch: "Wir wollen Internet!" Ich
       lache ihn an. Wozu?
       
       Am nächsten Tag kommt das Internet zurück. Offenbar hat auch Mubarak
       begriffen, dass man für Revolutionen nicht unbedingt das Netz braucht.
       
       2 Feb 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nora Mbagathi
       
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